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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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antwortete Sherrill. »Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut. Verstehst du, als ich das letzte Mal in diesem Beerdigungsinstitut war …«
    »Ja, ich verstehe. Denk nicht dran.« Als Sherrill das letzte Mal in diesem Institut gewesen war, hatte sie einen Sarg für ihren Mann gekauft. »Was macht Corbeau?«
    »Alles okay mit ihr. Hat sich völlig unter Kontrolle, wie ich festgestellt habe. Ich glaube, du hast heute Morgen einigen Ein druck auf sie gemacht, und der war nicht nur väterlicher Natur. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass sie zu jung für dich ist.«
    »Sie kann kaum jünger sein als du.«
    » Ich war auch zu jung für dich«, sagte Sherrill.
    »Ich war erheblich jünger, als wir beide anfingen, was miteinander zu haben, und als wir Schluss machten, war ich erheblich gealtert«, sagte Lucas.
    »Quatsch. Du hattest dich verjüngt … Egal, wir sind gerade beim Shopping. Und ich halte Ausschau nach Irren.«
    »Die Kollegen in St. Paul haben einen Mann festgenommen«, sagte Lucas. Er berichtete ihr die Einzelheiten, sagte dann: »Ich glaube nicht, dass da was dahinter steckt.«
    »Muss ich weiter bei Corbeau bleiben?«
    »Ja, natürlich. Wenn sich was ergibt, rufe ich dich an.«
    Auf dem Weg zu Rose Maries Büro kam ihm Lane mit schnellen Schritten und angespanntem Gesicht entgegen.
    »Was ist los?«, fragte Lucas.
    »Verdammte Scheiße! Ich wollte alles über Sandy Lansings Freunde rausfinden und ging deshalb in das Hotel, in dem sie gearbeitet hatte, um rauszukriegen, mit wem sie dort befreundet war. Und alle Angestellten des Hotels waren aufgeregt auf der Suche nach Derrick Deal.«
    »Deal? Er ist verschwunden?«
    »Man hat ihn seit dem Gespräch mit dir nicht mehr gesehen. Jedenfalls ungefähr seit dieser Zeit. Man hat auch bei ihm zu Hause angerufen – es meldet sich niemand.«
    »Hmm … Ich werde von hier aus nichts unternehmen. Ich werde hingehen und an seine Tür klopfen.«

14
     
     
     
    Derrick Deal wohnte in einem Reihenhaus in Roseville, acht Meilen nordostwärts vom Zentrum Minneapolis’ und dicht am Highway 36 gelegen. Es handelte sich um ein Reihenendhaus mit integrierter Garage, das letzte in einer Reihe von zwanzig Häusern, die im Bogen um einen Teich voller Kanadagänse arrangiert waren.
    Lucas klopfte an die Tür, wartete, hörte jedoch nur den dumpfen Widerhall, wie er in leeren Häusern erzeugt wird. Das Garagentor war verschlossen, und so ging er zur Rückseite des Hauses. An der Seite der Garage und neben der Hintertür befanden sich Fenster; er schaute hindurch, konnte jedoch nicht viel erkennen. Die Garage war leer, und durch das Fenster neben der Hintertür konnte er nur eine Ecke des Küchentisches sehen, auf dem ein Stapel Papiere, wahrscheinlich Rechnungen, und ein Scheckbuch lagen. Er ging zurück zur Haustür und stellte fest, dass der Schlitz des Posteinwurfs ein kleines Stück geöffnet war. Er drückte ihn bis zum Anschlag ein und sah, dass Post auf dem Boden des Flurs lag. Von mehreren Tagen, dachte er. Allerdings keine Zeitungen.
    Er klopfte noch einmal, und als wieder keine Reaktion erfolgte, ging er zur Tür des Nachbarhauses und klopfte dort. Auch hier keine Reaktion. Wahrscheinlich sind die Leute alle bei der Arbeit, dachte er; ich muss es heute Abend noch einmal versuchen.
    Auf dem Rückweg zum Wagen rief Lucas über das Mobiltelefon bei der Telefonzentrale des Polizeipräsidiums an und bat darum, die Autonummer Deals rauszusuchen.
    »Lucas«, sagte die Dame von der Vermittlung, »die Chefin hat versucht, Sie zu erreichen. Es findet eine Besprechung
statt … In zehn Minuten, in ihrem Büro. Sie möchte, dass Sie daran teilnehmen.«
    »Zehn Minuten … Sagen Sie Rose Marie, dass ich ein paar Minuten später komme.«
    Als er im Porsche in Richtung Highway losfuhr, warf er noch einmal einen Blick zurück zum Haus. Vielleicht, dachte er, befand Deal sich am selben Ort wie Trick Bentoin, wo auch immer das war. Aber eigentlich glaubte er das nicht. Deals Verschwinden warf einen Schatten auf den Tag …
    Auf der Treppe zur Hauptetage des Präsidiums holte er einen groß gewachsenen Detective namens Franklin ein. »Ist inzwischen was passiert?«, fragte Lucas.
    »Ich hole mir nur eine Cola und einen Apfel«, antwortete Franklin. »Was liegt bei Ihnen an?«
    »Besprechung«, sagte Lucas. »Ich hatte schon Angst, es wäre wieder mal irgendwo eine Leiche aus einem Wandschrank gefallen.«
    »Könnte durchaus passiert sein. Aber nicht bei uns in der Stadt, soweit

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