Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Körper schmerzt vor Verlangen. Auch merke ich den wenigen Salat und den Wein, die sich nun mit aller Macht zur Wehr setzen und hinauswollen. Von der Tomatensuppe ganz zu schweigen. Unter Aufbietung meines schieren Willens behalte ich diese Dinge jedoch bei mir – ich muss einfach wissen, ob es geklappt hat.
Eine kurze Kunstpause entsteht in dem Gespräch in meinem Rücken, doch diese kann auch natürlichen Ursprungs sein.
„ Was genau hast du ihr denn gesagt?“ Celines Stimme quäkt merkwürdig.
„ Die Wahrheit. Nämlich dass Ben mein Verlobter ist und sie nur ein Mittel zum Zweck, um ihn auf der Fahrt abzulenken.“
„ Recht so.“
„ Ich habe ihr meinen Ring gezeigt und sie hat sich dann in ihr Schicksal gefügt. Ganz freundlich ist sie gewesen und hat mir eine gute Ehe mit Ben gewünscht.“
Erleichtert atme ich auf und muss spontan husten. Reste der Suppe haben sich in meine Luftröhre verirrt. Es ist zwar mehr ein Reflex als eine Notwendigkeit, aber dennoch möchte ich keine Fremdflüssigkeiten in inneren Organen, in die sie nicht gehören. Zum Glück ist der Anfall schnell vorbei, so dass ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch in meinem Rücken zuwenden kann.
„ Hast du ihr gesagt, dass sie das Kleid zurückgeben soll, das Ben für sie gekauft hat? Ich meine, es ist ja bald auch dein Geld.“
Empört lasse ich den Löffel sinken. Was soll das denn?
Jemand seufzt, wahrscheinlich Loren. „Ich fürchte, es wird nicht mein Geld. Fay, die gehässige Schlange, hat mir angekündigt, dass sie auf einem Ehevertrag bestehen wird, und wie ich Alexander kenne, wird der absolut wasserdicht sein.“
Der gute Alex. Mit meinem Wasserglas proste ich ihm imaginär zu.
„ Was soll das denn? Immerhin wirst du Bens Frau.“ Antonia ist verärgert, das kann man ihr absolut anhören. „Ich meine, was sollst du denn mit dem Mann und dem Namen, wenn du nicht auch über Güter und Geld verfügen kannst?“ Tja, das ist mal eine gute Frage.
„ Aber Toni, es geht mir doch nicht ums Geld“, lässt sich Loren gekränkt vernehmen. „Ich liebe Ben und außerdem bin ich dann seine Frau. Als solche habe ich auch Rechte“, erklärt sie aufgeräumt.
„ Ja, und Pflichten“, stichelt Antonia.
Nach einer kleinen Weile des Schweigens mischt sich Celine wieder ein. „Hat er sich denn wenigstens entschuldigt für die Art, wie er neulich mit dir umgegangen ist? Ich meine, du bist ja schließlich keine Prostituierte.“
Beinahe körperlich kann ich spüren, wie Loren rot an läuft. Es wird also interessant.
„ Ja, das hat er. Es hat ihm wirklich leidgetan und er hat versprochen, es nie wieder zu tun.“
„ Wer’s glaubt …“ Antonia ist wirklich gut darin, Unfrieden zu säen.
„ Ich meine, was war denn daran so schlimm?“, fährt sie gelassen fort. „Du solltest ihm doch nur das verschüchterte kleine Mädchen spielen, das er besteigen kann. Ich hätte damit keine Probleme gehabt.“ Oh ja, das kann ich mir vorstellen.
„ Toni!“, ruft Loren entsetzt aus. „Sei doch still. Wenn dich jetzt jemand hört.“
„ Wer soll mich denn hören? Es ist doch niemand hier.“
Falsch, aber das werde ich dir nicht auf die Nase binden.
„ Hör zu“, fährt sie fort. „Wenn ihm mal wieder danach ist und du keine Lust darauf hast, dann sagst du, du hast Kopfschmerzen, und schickst ihn zu mir.“
Ein leises Klatschen folgt als unmittelbare Reaktion und ich muss mich wirklich beherrschen, nicht aufzuspringen und einen Blick über die Trennwand zu riskieren.
„ Sag so etwas nie wieder“, zischt Loren. „Du bist zwar meine Freundin, aber Ben ist bald mein Mann und dann hast du die Finger von ihm zu lassen. Verstanden?“
Oh je, sie liebt ihn tatsächlich.
„ Und dann sind da noch Scott und Nigel …“, fügt Celine hinzu.
„ Was soll mit denen sein?“, erklärt Antonia scharf.
„ Naja, findest du nicht, dass auch sie einem Partnertausch zustimmen müssen?“
„ Wieso? Nur weil Nigel und Loren mal was miteinander hatten und Scott und ich gerade etwas am Laufen haben? Das hat uns vorher auch nie gestört.“ Der Hochmut, der in Antonias Stimme mitschwingt, ist kaum zu überhören. „Außerdem scheinst du unsere Silvesternacht vergessen zu haben. Das hat dir doch gefallen, oder etwa nicht?“
Warum kann ich nicht durch die Wand hindurchsehen? Zu gerne würde ich Loren jetzt ins Gesicht sehen.
„ Manche Dinge ändern sich eben“, erklärt sie fest.
„ Ja, und manche ändern sich niemals“,
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