Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Tages.
Als ich wieder erwache, fühle ich mich frisch und ausgeruht. Die Nacht liegt vor mir und sie wird wunderbar werden, dessen bin ich mir sicher. Gemächlich stehe ich auf, dusche, wähle die Kleidung für die heutige Vampirparty aus und mache mich dann daran, meinen Laptop aufzubauen.
Für das Gespräch mit Jason, das ich heute unbedingt führen will, fühle ich mich zwar nicht vorbereitet, aber es wird Zeit. Mit dem allseits bekannten Geräusch fährt Windows hoch und mein Rechner präsentiert sich als startklar. Ich installiere die Digicam und aktiviere das Programm, mit dem ich später eine Bildübertragung zu Jason legen will.
Dann zücke ich das Telefon und greife nach meinem Terminkalender. Voller Vorfreude suche ich die Nummer im Telefonbuch heraus und drücke den grünen Hörer. Die Leitung knackt wieder eine Weile, bis das Freizeichen ertönt. Immerhin ist die Satellitenverbindung jetzt stabil. Vermutlich liegt das an der zunehmenden Nähe zum Festland.
Nach einer halben Ewigkeit ertönt dann auch das ersehnte Freizeichen und am anderen Ende wird abgehoben.
„ Büro von Mr. Fitzgerald, Margarethe Steal am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Die Stimme ist angenehm für eine Sekretärin und frohen Mutes antworte ich.
„ C.J. Dalton. Ich hätte gerne Mr. Fitzgerald gesprochen.“
„ Guten Abend, Miss Dalton. Haben Sie einen Termin?“
Verwundert sehe ich das Telefon an. „Nein, aber Mr. Fitzgerald kennt mich persönlich.“ Das scheint nicht zu helfen.
„ Ich bedaure, Madam, aber ich kann Sie nicht durchstellen. Mr. Fitzgerald ist in einer wichtigen Besprechung und darf nicht gestört werden.“ Na, da hört sich doch alles auf.
„ Das geht schon in Ordnung, Miss Steal. Ich gehöre gewissermaßen zur Familie.“
„ Wie darf ich das verstehen?“ Das ist doch sonnenklar, oder?
„ So, wie ich es gesagt habe.“
Sie schweigt einen Moment und setzt dann neu an. „In welchem Verwandtschaftsgrad stehen Sie denn zu Mr. Fitzgerald? Ich muss gestehen, er hat Sie noch nie erwähnt.“ Tja, wie erklärt man das?
Leise seufze ich und antworte: „Ich bin gewissermaßen seine Tochter.“
Das hat sie nicht erwartet, denn ihr Tonfall wird augenblicklich freundlicher. „Seine Tochter? Wie schön.“ Nicht wahr.
„ Aber aus erster Ehe, oder? Ich meine Ihre Nachnamen passen nicht zusammen. Wie war das? Dalton?“
„ Ganz genau. C.J. Dalton“, wiederhole ich.
„ Was ist das denn für ein komischer Name?“
„ Wie bitte?“ Sie strapaziert echt meine Nerven.
„ Na C.J., meine ich. Wofür steht denn das?“ Hä?
„ Für C.J.“
Sie lässt nicht locker. „Aber C.J., das klingt so nach einer Abkürzung.“ Ja, es ist eine, aber das werde ich dir nicht auf die Nase binden.
„ Ist es nicht, es ist mein Name.“
„ Sind Sie sicher?“
Eigentlich will ich sagen: Sie können ja meinen Vater danach fragen, aber das verkneife ich mir lieber. „Natürlich bin ich das.“
„ Steht es vielleicht für Claire Jones?“ Wie peinlich ist das denn?
„ Nein.“
„ Aha, also ist es doch eine Abkürzung.“
Ich schließe die Augen und atme tief durch. „Nein. Es ist mein Name.“
„ Aber so heißt doch niemand.“ Herzlichen Dank auch.
„ Ich werde ja wohl noch meinen Namen wissen!“
„ Also, ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. C.J.“, sie lässt sich die beiden Buchstaben auf der Zunge zergehen. „Das muss doch eine Bedeutung haben.“
„ Hören Sie, ich bin US Amerikanerin. Wir haben solche Namen. Da gibt es keine tiefere Bedeutung.“
„ Na, ich glaube ja, Sie haben zwei ganz furchtbare Vornamen, für die Sie sich schämen, und die kürzen Sie ab.“ Bingo – das geht sie aber tatsächlich überhaupt nichts an.
„ Würden Sie mich bitte zu Mr. Fitzgerald durchstellen? Es ist wichtig und sehr dringend.“
„ Selbstverständlich, einen Moment bitte.“
Na endlich. Während sie mich zurück in die Warteschleife stellt, höre ich noch kurz, wie sie sich Gedanken über meine Initialen macht. Meine Nervosität steigt und plötzlich bin ich aufgeregt wie ein kleines Mädchen vor dem ersten Date.
Einen Moment später knackt es erneut in der Leitung und Jasons schöne Stimme meldet sich. „Fitzgerald.“
Ich überwinde mich und sage letztendlich: „Jason? Ich bin’s.“
In dem Moment, den er braucht um meine Stimme einzuordnen, gehen mir circa zwei Millionen Dinge durch den Kopf. Angefangen damit, dass er einfach auflegen könnte, bis zu einem
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