Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
jetzt erkennen. „Nein, es ist besser.“
Wir schweigen eine Weile gemeinschaftlich und einträchtig.
„ Christina, Liebes.“ Seine Stimme wird die eines strengen Vaters und ich wappne mich innerlich für das, was er jetzt sagen könnte . „Du nimmst dein Leben jetzt in die Hand und folgst deinem Instinkt. Du klärst diese Angelegenheit zwischen dir und diesem Alex. Wie heißt er eigentlich mit vollem Namen?“
„ Alexander von Hohenau.“
Verblüfftes Schweigen am anderen Ende. „Du hattest schon immer Geschmack, Kleines.“
Ich stutze. „Du kennst ihn?“
Jetzt lacht er. „Nun, kennen ist zu viel gesagt, aber wir hatten schon geschäftlich miteinander zu tun.“
Ich bin überrascht. „Wie kam es dazu?“
Ein leises Knacken, dann ist seine Stimme plötzlich näher als vorher. „Er hat ein paar Geschäftsleute vertreten, mit denen ich Verträge geschlossen habe. Ein zäher Verhandlungspartner, aber ein fairer. Das muss ich ihm lassen.“
Gebannt höre ich ihm zu. „Du würdest mir dies also erlauben?“
Jetzt lacht er. „Erlauben? Ich wäre zutiefst zufrieden.“
Ich kann gar nicht sagen wie erleichtert ich bin, und plötzlich muss ich ihn noch etwas fragen. „Kennst du auch die Woodenbrocks?“
Merklich ernüchterte Stille am anderen Ende. „Ja, die sind mir ebenfalls ein Begriff. Vor allem der Sohn, Lord Benjamin.“ Ich höre, wie er lautstark ausatmet. „Mach einen großen Bogen um ihn, wenn du kannst.“ Ich seufze. „Lass mich raten – zu spät?“
„ Ja.“
Wieder Schweigen. „Seine oder deine Schuld?“ Das kann ich gar nicht so genau sagen.
„ Unser beider.“
„ Wenigstens bist du ehrlich.“
Ich verdrehe die Augen.
„ Verdreh jetzt nicht die Augen.“
„ Ja, Dad .“ Er hasst es, wenn man in Dad nennt.
Er schnaubt, dann ein ermahnendes „Tina“, – ich hasse es, wenn man mich Tina nennt. Touché! –, „hör zu. Lass die Finger von dem Sohn und kläre die Dinge mit dem Anwalt. Wenn du angekommen bist, dann meldest du dich bei mir.“
Ich atme auf. „Das mache ich.“
Für den Notfall nennt er mir noch eine Mobilfunknummer, unter der ich ihn jederzeit erreichen kann. „Deine habe ich ja. Ich bin hier zwar viel beschäftigt, aber für dich finde ich immer Zeit.“
„ Danke.“
„ So, und nun vergnüge dich schön.“ Das Lachen in Jasons Stimme ist wieder da.
„ Das werde ich.“
„ Wunderbar. Ach, und Christina?“ Die Nennung meines Namens aus seinem Mund streichelt mich leicht und schon sieht die Welt ganz anders aus. „Sei vorsichtig, ja?“
„ Bin ich immer.“
„ Ich meine es ernst.“ Leichte Sorge schwingt in seiner Stimme mit.
„ Ich auch.“
Er lacht noch einmal auf. „Das ist mein Mädchen.“, verabschiedet er sich und legt dann auf.
Ich bin erleichtert. Das wäre geschafft, und er billigt sogar die Beziehung mit Alex. Auch wenn ich nicht mehr unter seinem direkten Einfluss stehe, so bin ich doch erleichtert. Immerhin ist er der Einzige, den ich als tatsächliche Familie betrachte. Mein neuer Halbbruder zählt da absolut nicht. Jason sagt, ich soll auf meine Instinkte hören. Nun, genau das gedenke ich zu tun.
50. Party
Nachdem ich das Gespräch mit Jason zu Ende gebracht habe, liege ich noch eine Weile einfach nur so da und starre die Decke der Kabine an. Immer wieder gehe ich unser Gespräch im Kopf durch, bis nur noch die Erkenntnis bleibt: Er hat recht, mit allem, was er sagt.
„ Lass die Finger von dem Sohn und kläre die Dinge mit dem Anwalt.“ So einfach ist das und vielleicht doch schwieriger als gedacht. Auf der anderen Seite kann ich nie wissen, was oder ob überhaupt etwas daraus wird, wenn ich es nicht versuche. Also los.
Kurzerhand greife ich zum Kabinentelefon und lasse mich mit der Windsdon Suite verbinden. Als Fay sich meldet, bedaure ich erneut, dass die Telefone nicht mehr diese langen Kabel haben. Sonst könnte ich jetzt lustige Knoten hineinmachen. Alternativ wären auch ein Block und ein Stift gut – zum Kreise draufmalen. So sind schon ganz andere Kunstwerke entstanden.
Auch bin ich gerade froh, dass Fay sich als erste meldet und nicht Alex. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gewusst, was ich ihm hätte sagen sollen.
„ Fay, ich bin’s, Christa. Würden Sie mir bitte Alex geben?“
Sie ist ganz aus dem Häuschen. „Na endlich melden Sie sich. Wir waren schon ganz in Sorge“, entgegnet sie und reicht den Hörer weiter.
Ich höre ein „Alex, Telefon für dich. Es ist
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