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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Erfolg. Aus dem glitzernden G32 ist eine düstere Lasterhöhle voller schwarz gekleideter und bleich geschminkter Gäste geworden. Überall verbergen schwarze Tücher die sonst so bunten Neonlichter und auf den Tischen stehen zugedeckte Friedhofskerzen. Ihr rötliches Licht setzt kleine Farbeffekte in die sonst beinahe vollständige Dunkelheit.
    Die Musik ist ebenfalls düster gehalten und beinahe fühle ich mich wie auf einer meiner geliebten Gothic Partys in den Katakomben von New York. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ich dort bisher ohne feste Begleitung unterwegs war. Wie ein dunkler Engel schwebte ich über die Tanzfläche und war doch nur eine von vielen. Ja, so mag ich das.
    Alex und Fay stehen etwas abseits und plaudern. Alex’ Augen ruhen auf mir und ich gebe mir alle Mühe, ihm etwas zu bieten. Zugegeben, in diesem Kleid kann man sich nur auf eine bestimmte Art bewegen, was nicht heißt, dass nicht auch angedeutete Verführung in den Bewegungen liegen kann. Schließlich ist es die fließende Gesamtbewegung des Körpers, welche den Eindruck von Vollkommenheit und Erotik ausmacht. Auf der anderen Seite ist dies hier eine Party und mein Bewegungsdrang kann endlich befriedigt werden.
    Also tanze ich eine ganze Weile und erfreue mich gleichzeitig daran, dass nicht nur fremde Augen auf mir ruhen, sondern auch vertraute. Während einer Musikpause komme ich langsam wieder „zu Atem“ und bemerke, wie noch jemand meinen Bewegungen folgt. Aus den Umrissen erkenne ich einen Mann, kann aber weder sein Alter, noch sein Aussehen genau bestimmen.
    Ich beschließe ihn zu ignorieren, doch das schleichende Gefühl des Beobachtetwerdens bleibt bestehen. Der DJ legt den nächsten Song auf und ich traue meinen Ohren nicht. „Drug market, sub market, sometimes I wonder why I ever got in. Blood market, love market, sometimes I wonder why they need me at all!”, tönt es aus den Lautsprechern. Der Rhythmus der „Genetic Opera“ trägt mich davon und ich fülle alle Rollen der einzelnen Sänger beinahe in Perfektion aus. Ich kann einfach nichts dagegen tun und tanze mir buchstäblich die Seele aus dem Leib.
    Als das letzte „I can't feel nothing at all!” erklingt und das Stück zu Ende geht, bin ich seelisch und körperlich so erschöpft, dass ich mich zu Alex und Fay bewege, um mich dort recht undamenhaft auf einen Stuhl plumpsen zu lassen.
    „ Das war …“, beginnt Fay und sucht nach den richtigen Worten, „… ganz toll?“, versucht sie sich zu retten.
    Ich winke ab. „Ich weiß, dass ich manchmal einfach in Musik abtauche und dann nicht mehr ganz da bin.“
    Alex grinst „So könnte man das beschreiben, ja.“
    Ich lache. „Macht euch keine Sorgen, es geht mir gut.“
    Fay nippt an einem dunklen und auf Entfernung nach Minze riechenden Drink und sieht dann noch einmal auf die Tanzfläche. „Ich muss schon sagen, Christa. Hut ab vor Ihrer Körperbeherrschung.“
    Ich winke ab. „Da sollten Sie mal meine Mitbewohnerin Marge sehen“, plaudere ich fröhlich aus dem Nähkästchen. „Die kann sich bewegen. Aber auch kein Wunder – sie hat jahrelang Ballettunterricht genommen. Leider ist sie dann doch nicht Prima Ballerina, sondern Hotelfachfrau geworden. Die Füße wollten nicht so, wie sie wollte.“
    „ Ich sehe, Sie haben viele interessante Bekannte“, entgegnet Fay schmunzelnd.
    „ Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“
    Sie prostet mir zu, wirft Alex einen kleinen Blick zu, der von einem Lächeln verfolgt wird, und dann wandern ihre Augen wieder zurück zur Tanzfläche. Ich stehe auf, denn der DJ hat ein neues gutes Musikstück aufgelegt. Ich erkenne die ersten Klänge und verabschiede mich mit einem strahlenden Lächeln.
     
    Eine ganze Weile bleibe ich nun auf der Tanzfläche und lasse mich von einem Stück zum nächsten tragen. Immer wieder haben sich Alex’ und meine Blicke getroffen und irgendwann hat sich Fay verabschiedet, beziehungsweise Alex saß alleine auf seinem Beobachtungsposten. Ob ich nun für ihn oder für mich tanze, ist mir nicht ganz klar. Es interessiert mich aber gerade auch überhaupt nicht. Es könnte einfach stundenlang so weitergehen.
    Das G32 wird immer voller und so fällt es mir schwer, den minimalen Tanzabstand einzuhalten, den ich für mich beanspruche. Auch wenn das Volumen meines Rockes mir ein wenig Abstand zu meinen Nachbarn garantiert, so ist es doch beachtlich, wie viele Menschen sich auf so wenig Platz bewegen können. Aber es ist nicht das erste Mal,

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