Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
für Sie tun?“ Mein Lächeln ist professionell.
    Er räuspert sich. „Würden Sie mich bitte hineinlassen. Die Angelegenheit ist etwas … heikel.“ Sein Tonfall duldet keinen Widerspruch. Verdutzt sehe ich ihn an, mache dann jedoch einen Schritt zur Seite. „Sie können gerne hereinkommen, ich bin jedoch nicht alleine.“ Er nickt und kommt herein. Während ich die Tür schließe, beginnt er bereits seine Rede.
    „ Um gleich auf den Punkt zu kommen, ist es genau das, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte.“ Jetzt bin ich nicht nur verwirrt, sondern auch alarmiert.
    Mein Blick huscht zum Bad hinüber, in dem nach wie vor das Wasser rauscht.
    „ Bitte setzen Sie sich doch, Mr. Morgan.“
    „ Danke, aber nein. Ich ziehe es vor zu stehen.“ Okay … Schnell unterdrücke ich den aufkeimenden und immer stärker werdenden Drang nach einer Zigarette und lehne mich scheinbar gemütlich gegen eine Kommode.
    „ Also, warum sind Sie hier?“
    Er sammelt sich kurz und geht dann sofort zum Angriff über.
    „ Um es kurz zu machen, wir möchten Sie um ein etwas diskreteres Auftreten bitten.“ Er fixiert mich. „Nein, bitten ist eigentlich das falsche Wort. Wir erwarten es schlichtweg von Ihnen.“
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Wir?“ Mir schießen circa zwei Millionen mögliche Konstellationen durch den Kopf, wen er mit „wir“ gemeint haben könnte. Er nickt nur stumm. „Ich verstehe nicht ganz, Sir. Vielleicht besäßen Sie die Liebenswürdigkeit, mich aufzuklären.“
    „ Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt.“ Er wirft einen Seitenblick auf das zerwühlte Bett.
    „ Mitnichten, Sir.“ Meine Stimme ist nun kalt, aber gefasst – noch. „Wenn Sie mir etwas mitzuteilen haben, dann tun Sie dies. Ich werde jedoch nicht meine Zeit damit verplempern, Ihre Gedankengänge zu ergründen oder mich in wilde Vermutungen zu stürzen.“ Ups – wieder schneller gesprochen als gedacht. Wenn ich mich jetzt nicht konzentriere …
    „ Sagen wir einfach, dass Ihr Verhalten bereits an einigen Stellen aufgefallen ist, Miss Ashton.“
    „ Aha.“
    „ Ich wiederhole mich nur ungern, aber wenn Sie es wünschen …“
    „ Ich bestehe sogar darauf.“ Die schönste Art dem Gegner die Zähne zu zeigen ist ein Lächeln.
    Er erwidert es seinerseits. „Die Indizien häufen sich, die uns zu der Annahme bringen, dass Sie nicht zu der Kategorie Mensch gehören, die wir zu unseren ‚normalen’ Gästen zählen.“
    Beinahe hätte ich laut aufgelacht, denn wie recht er damit hat, kann ich ihm gar nicht sagen. Ungewollt fange ich einen Gedankenbruchteil von ihm auf, der mich noch viel mehr amüsiert und schlagartig meine Raubtierinstinkte dazu bringt, sich sprichwörtlich entspannt in die Sonne zu legen. Ich entspanne und erwarte gelassen seine weiteren Ausführungen.
    Er mustert mich und bemerkt nachdenklich: „Sie scheinen dies nicht als Beleidigung aufzunehmen.“
    Leicht verschränke ich die Arme vor der Brust. „Nein Sir, denn mir sind weder Ihre Prämissen für normales Klientel bekannt, noch kann ich mir vorstellen, was Sie mit Indizien meinen.“ Die Antwort irritiert ihn. Beinahe andächtig betrachte ich meine Fingernägel und setze noch einen drauf. „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen.“
    Er räuspert sich erneut. „Das ist Ihre Ansicht.“
    „ Genauso ist es“, mischt sich eine dunkle Stimme hinter ihm ein. Alex steht im Türrahmen, nur ein Handtuch um die Hüften und mit tropfnassen Haaren. „Und solange Sie keine konkreten Anschuldigungen oder Verdachtsmomente haben, Sir, würde ich es vorziehen, wenn Sie die Kabine nun verlassen und uns nicht weiter belästigen. Wir kommen zurecht. Danke.“ Es liegt so viel natürliche Autorität in Alex’ Worten, dass ich unwillkürlich lächeln muss.
    Verdutzt sieht Mr. Morgan Alex an, dann kneift er seine Augen kurz zu schmalen Schlitzen zusammen. „Was genau machen Sie hier, Sir?“
    Alex sieht ihn liebenswürdig an. „Ich habe geduscht, wenn Sie es genau wissen wollen.“
    Morgan wirft einen Blick zu mir und dann zurück auf Alex. „Sir, nach meinen Informationen haben Sie uns in Southampton bereits verlassen.“
    Alex lächelt überlegen zurück. „Das ist richtig und zugleich falsch.“
    „ Inwiefern?“
    „ Insofern, dass ich die weitere Überfahrt nach Hamburg gebucht und bereits bezahlt habe. Das müsste in Ihren Systemen vermerkt sein.“
    Ein klein wenig nervös sieht Mr. Morgan nun schon aus und ich gönne ihm das. „Wie genau

Weitere Kostenlose Bücher