Nachte des Sturms
willst die Sache also klären, indem wir zwei uns prügeln. Kein Problem.« Sie packte die Haare ihrer Schwester und zog sie ruckartig nach hinten, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ihre Mutter auf sie zulief.
»Was zum Teufel geht hier vor sich? Lass sofort deine Schwester los, Mary Brenna.«
»Sobald sie sich bei mir dafür entschuldigt, dass sie mich zweimal an einem Morgen als Hure tituliert hat.«
»Hure!«, brüllte ihre kleine Schwester unter Tränen der Schmerzen und des Zorns. »Schließlich sind aller guten Dinge drei.«
Sie rollten sich gemeinsam auf der Erde, doch ohne zu zögern packte Mollie jede ihrer beiden Töchter an einem ihrer Arme und zog sie auseinander. Da es jedoch war, als würde sie versuchen, zwei fauchende Wildkatzen zu trennen, versetzte sie jeder der beiden noch eine harte Kopfnuss, damit sie beide sitzen blieben, wo sie waren.
»Ich schäme mich für euch, ich schäme mich für euch beide. Ihr geht sofort ins Haus, und ein Wort ohne meine Erlaubnis, und ihr bekommt beide eine Tracht Prügel, die ihr ganz sicher nicht so schnell vergesst.«
Mary Kate stand mühsam auf, strich sich den Schmutz von ihren Kleidern, senkte den Kopf und formte, als sie Brennas Blick begegnete, tonlos nochmals das Wort »Hure«. Es erfüllte sie mit einer bösartigen Freude zu sehen, wie Brenna wütend ausholte und Mollie ihr eine weitere Kopfnuss verpasste.
»Eine erwachsene Frau«, murmelte Mollie und scheuchte ihre Töchter vor sich in Richtung Haus. Mick bemühte sich verzweifelt, Missbilligung zu zeigen, Alice Mae blinzelte verwundert, und Patty bedachte ihre Schwestern über die Schulter des Vaters hinweg mit einem möglichst herablassenden Blick.
»Setzt euch!« Sie wies mit ausgestrecktem Finger in Richtung zweier Stühle und warf ihren anderen Töchtern einen strengen Blick zu. »Patty, Alice Mae, ich glaube, ihr habt anderes zu tun. Falls nicht, finde ich sicher
jede Menge Dinge, um euch eine Zeit lang zu beschäftigen.«
»Sie hat wirklich einen ziemlichen Treffer gelandet, Brenna.« Alice Mae begutachtete Brennas Wange und schnalzte anerkennend mit der Zunge.
»Ein zweites Mal wird ihr das sicher nicht gelingen.«
»Ruhe«, schnauzte Mollie. Sie war am Ende ihrer Geduld und wies rigide Richtung Tür. »Raus.«
»Komm, Alice.« Patty legte eine Hand auf die Schulter ihrer jüngsten Schwester. »Es bringt nichts, sich weiter die beiden Sünderinnen anzugucken.« Sobald sie jedoch aus der Tür waren, gingen sie dort in die Hocke, um durchs Schlüsselloch zu spähen und zu hören, was gesagt wurde.
Als Mick ebenfalls diskret den Raum verlassen wollte, bedachte Mollie ihn mit einem ebenso strengen Blick. »Oh, nein, Michael O’Toole, du bleibst schön brav hier. Das Ganze geht dich ebenso viel an wie mich. Und jetzt –« Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah die beiden Mädchen an. »Wüsste ich gerne, wie das Ganze angefangen hat. Brenna?«
»Das ist eine persönliche Sache nur zwischen mir und Mary Kate.« Sie blickte erst auf ihre Mutter und dann auf ihren Vater, während dieser an den Herd trat, um sich eine Tasse Tee zu holen.
»Wenn es eine Sache gibt, die dazu führt, dass eine von euch die andere mit Schimpfnamen belegt und ihr euch wie zwei Straßenköter balgt, dann geht sie nicht mehr nur euch beide etwas an. Auch wenn du inzwischen beinahe fünfundzwanzig bist, Mary Brenna Catherine O’Toole, lebst du immer noch hier unter meinem Dach, und ich dulde ein solches Verhalten einfach nicht.«
»Tut mir Leid.« Brenna faltete die Hände auf der Tischplatte und senkte ihren Kopf.
»Mary Kate? Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
»Dass ich, wenn sie weiter hier in diesem Haus lebt, ausziehe.«
»Das steht dir natürlich frei«, erklärte Mollie kühl. »Ich setze nämlich ganz sicher keine meiner Töchter jemals vor die Tür. Jede von euch ist hier so lange willkommen, wie sie sich bei uns wohl fühlt.«
»Selbst, wenn sie eine Hure ist?«
»Hüte deine Zunge, Mädchen.« Mick trat einen Schritt nach vorn. »Wenn ihr euch schlagen wollt, dann ist das eine Sache. Aber eurer Mutter gegenüber zeigt ihr alle gefälligst stets Respekt und eure Schwestern belegt ihr nicht mit derartigen Schimpfworten.«
»Frag sie doch selbst, ob ich nicht vielleicht Recht habe.«
»Mary Kate.« Brennas Stimme war nur ein leises Flüstern, ja, sie klang beinahe flehend.
Auch wenn ihre Lippen bebten, konnte die jüngere Schwester ihren Zorn noch immer nicht
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