Nachte des Sturms
suchen oder sich von einer Frau erwählen lassen und sich blind verlieben würde, nur weil Carrick es so wollte.
Im Gegensatz zu Aidan war er einfach nicht der Typ, der eine Ehe, eine Frau und Kinder brauchte. Natürlich hatte er ein Herz für Frauen. Er mochte ihren Duft, die weichen Formen und die Wärme. Aber, nun, es gab so viele wunderbare Frauen. Sie alle waren duftend, wohl geformt und warm.
So gern er über Liebe in all ihren erfreulichen und schmerzlichen Varianten schrieb, wich er ihr im Privatleben doch lieber weiter aus.
Liebe in der Form, die das Herz eines Menschen mit beiden Händen packte und einfach nicht mehr losließ, bedeutete eine allzu große Verantwortung. Und sein Leben
empfand er auch ohne diese Art der Liebe als durchaus erfüllt. Er hatte seine Musik, den Pub, die Freunde und Verwandten, und nun auch noch das kleine Cottage, in dem er schalten und walten konnte, wie es ihm gefiel.
Nur der dort lebende Geist schien seine Gesellschaft nicht zu wollen.
Also ließ er sich Zeit, dachte gründlich über die Unterhaltung nach und erledigte gleichzeitig seine Arbeit. Er musste Fisch braten, Kartoffeln schneiden, und hatte einen riesengroßen, watteweichen Shepherd’s Pie im Ofen. Drüben im Pub herrschte das normale samstagabendliche Treiben, und die von Aidan engagierten Musiker aus Galway spielten eine schwermütige Ballade, die wie geschaffen war für die warme, volle Stimme des Tenors.
Da Darcy in Gedanken bereits auf ihrer Einkaufstour in Dublin war, lächelte sie den ganzen Abend und zeigte sich ungewöhnlich umgänglich. Mit singender Stimme gab sie Bestellungen an ihren Bruder weiter und tänzelte mit den voll beladenen Tellern fröhlich durch die Tür. Himmel, sie hatten tatsächlich den ganzen Tag noch nicht gestritten.
Als er hörte, wie die Küchentür aufschwang, schob er eine lange Scheibe goldbraun gebratenen Fisch auf einen Teller. »Außer dieser letzten Bestellung ist alles auf den Tellern. Und der Pie ist auch in fünf Minuten fertig.«
»Dann hätte ich gern eine Portion.«
Er blickte über seine Schulter und verzog den Mund zu einem Lächeln. »Mary Kate! Ich dachte, es sei Darcy. Wie geht’s dir, meine Liebe?«
»Bestens.« Sie ließ die Tür hinter sich zuklappen. »Und selbst?«
»Ebenfalls bestens.« Während er noch einen Berg Pommes frites neben den Fisch gab, sah er Brennas kleine Schwester an.
Sie war während ihrer Jahre auf der Uni regelrecht aufgeblüht. Sie musste etwa einundzwanzig sein und war ein Bild von einer Frau. Anders als bei Brenna hatten ihre Haare einen weicheren, golden schimmernden Rotton, und fielen in weichen Wellen um ihr zartes Gesicht. Ihre grünen Augen hatten einen Stich ins Graue und sie hatte sich dezent, aber hübsch geschminkt. Sie war nicht viel größer als ihre ältere Schwester, aber üppiger gerundet, und sie trug ein dunkelgrünes, beinahe elegantes Kleid, das ihre durchaus attraktiven Formen vorteilhaft betonte.
»Du siehst wirklich gut aus.« Er stellte die Teller auf die Warmhalteplatte und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, um ein kleines Schwätzchen mit seinem Gast zu halten. »Wie hast du es angestellt, hinter meinem Rücken plötzlich erwachsen zu werden? Sicher musst du dich täglich mit dem Knüppel gegen die Kerle zur Wehr setzen.«
Als sie lachte, gab sie sich die größte Mühe, es reif und fraulich klingen zu lassen und nicht wie das Kichern eines kleinen Mädchens. »Oh, neben der Arbeit im Hotel hatte ich auch so zu viel zu tun, um häufig den Knüppel schwingen zu können.«
»Gefällt dir deine Arbeit?«
»Sehr sogar. Du solltest mich mal dort besuchen.« In der Hoffnung, ihre Bewegungen wären lässig und gleichzeitig verführerisch, trat sie näher auf ihn zu. »Mach doch einfach einmal frei, und lass dich von mir dort zum Essen einladen.«
»Keine schlechte Idee.« Mit einem vergnügten Zwinkern wandte er sich in Richtung Ofen und sah nach dem bräunenden Pie.
Mit klopfendem Herzen trat sie noch einen Schritt näher. »Riecht einfach fantastisch. Du bist wirklich ein hervorragender Koch. Dabei können die meisten Männer anscheinend
noch nicht mal einen Topf von einer Pfanne unterscheiden.«
»Wenn jemand – egal ob Mann oder Frau – sich in der Küche dämlich anstellt, dann meistens, weil er weiß, dass jemand kommt, um ihn von dort zu verscheuchen und die Kocherei in weniger Zeit und mit geringerem Aufwand für ihn zu erledigen.«
»Das ist natürlich schlau«, brachte sie vor lauter
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