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Nachte des Sturms

Nachte des Sturms

Titel: Nachte des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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immer prickelnden Lippen ging sie in den Pub zurück.
    »Vielleicht gewinnen wir am Ende beide.« Shawn sah ihr versonnen nach. »Aber, meine liebe Brenna, ich spiele ganz sicher nicht nach deinen Regeln.«
    Zufrieden machte er sich wieder an die Arbeit, um auch die deutschen Touristen glücklich zu machen.
     
    Am Sonntag war der Himmel leuchtend blau und klar, und selbst die Sonne fasste den Entschluss zu scheinen.
Der graue Schatten weit im Osten zeigte, dass das Unwetter über England bis zum Abend sicher auch hierher kommen würde, doch augenblicklich war das Wetter wie geschaffen für einen Spaziergang durch die Hügel.
    Wenn er wie zufällig in Richtung des Hauses der O’Tooles spazierte, würde man ihn sicher zu Tee und Plätzchen in die Küche einladen. Es würde ihm gefallen zu verfolgen, wie Brenna darauf reagierte, ihn nach den Geschehnissen des Vorabends in ihrer Küche sitzen zu sehen.
    Er glaubte zu verstehen, was in ihrem Kopf vorging. Sie war eine Frau, die die Dinge direkt anging und – ihren Vorstellungen entsprechend – ausführte. Aus irgendeinem Grund schien es, als hätte sie sich in den Kopf gesetzt, ihn zu bekommen, und allmählich begann der Gedanke ihm tatsächlich zu gefallen. Und zwar sehr.
    Aber er hatte seine eigene Art, die Dinge anzugehen. Weniger direkt, mit ein paar kleinen Umwegen. Schließlich übersah man, wenn man immer nur nach vorne blickte, all die kleinen Dinge drumherum.
    Er war ein Mensch, der auch die kleinen Dinge liebte. Den hellen Ruf einer Elster, den dünnen Strahl der winterlichen Sonne auf einem grünen Halm, die Stärke, mit der die hohen Klippen seit Jahrhunderten dem steten Schlag der Wellen trotzten.
    Er war sich der Tatsache bewusst, dass die meisten Menschen dachten, er täte nichts, während er träumte, und dass sie ihn nachsichtig belächelten. Doch in Wahrheit tat er, wenn er träumte, sogar vieles. Er sammelte neue Kräfte, dachte über Dinge nach, vertiefte sich in Betrachtungen.
    Weshalb er Mary Kate auch erst bemerkte, als sie winkend und laut rufend auf ihn zugelaufen kam.
    »Schöner Tag für einen Spaziergang.« Sicherheitshalber vergrub er beide Hände in den Taschen seiner Jacke.

    »So warm war es schon seit Tagen nicht mehr.« Für den Fall, dass ihr kurzer Sprint ihre Frisur zerzaust hatte, strich sie sich diskret über die Haare. »Ich dachte, ich mache einen kleinen Spaziergang zu deinem Cottage, und jetzt treffe ich dich unterwegs.«
    »Zu meinem Cottage?« Sie trug zwar nicht mehr ihr Sonntagskleid, aber sie hatte einen anscheinend neuen Pullover an und trug Ohrringe, Parfüm und frischen Lippenstift. All die kleinen Dinge, die die Frauen benutzten, um die Männer zu betören.
    Plötzlich war er sich vollkommen sicher, dass Brenna mit dem, was sie gesagt hatte, richtig gelegen hatte. Panik wallte in ihm auf.
    »Ich hatte gehofft, ich könnte dich beim Wort nehmen.«
    »Beim Wort nehmen?«
    »Du hast gesagt, ich könnte jederzeit deine Musik hören. Ich liebe es zuzuhören, wenn du deine eigenen Melodien spielst.«
    »Ah … eigentlich wollte ich gerade zu euch rüber, um mit Brenna über eine Sache zu reden.«
    »Sie ist nicht zu Hause.« Um ihn ein wenig zu ermutigen, hakte sich die Kleine bei ihm ein. »Sie muss irgendetwas bei Maureen reparieren, deshalb ist sie zusammen mit Ma und Patty rübergefahren.«
    »Mit deinem Vater hätte ich auch was zu bereden.«
    »Der ist ebenfalls nicht da. Er ist mit Alice Mae runter an den Strand, um Muscheln zu suchen. Aber trotzdem bist du natürlich herzlich willkommen.«
    Verwegen streichelte sie, während sie gingen, seinen muskulösen Arm. Das Gefühl der Kraft, die von ihm ausging  – schließlich war dies der Arm eines richtigen Mannes  –, ließ das Blut in ihren Adern tanzen. »Ich mache dir gerne einen Tee und eine Kleinigkeit zu essen.«

    »Das ist wirklich nett.« Er war ein toter Mann.
    Von der Hügelkuppe aus sah er das O’Toole’sche Haus, das trotz des aus dem Kamin aufsteigenden Rauchs erschreckend leer wirkte.
    Brennas kleiner Laster stand nicht auf der Straße, und auch der Hund war nirgendwo zu sehen. Offensichtlich ließ selbst Betty ihn in seiner Bedrängnis gnadenlos im Stich.
    Seine einzige Chance bestand in einem schnellen, feigen Rückzug.
    »Himmel.« Er blieb stehen und schlug sich vor die Stirn. »Ich habe vollkommen vergessen, dass ich Aidan bei der Renovierung helfen soll. Ich habe einfach nicht mehr daran gedacht.« So schnell wie möglich machte er sich los

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