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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Karamitris’ und Chortiatis’ Unternehmen verbindet. Ich werde bei Kelessidis nachfragen, doch ich bin mir sicher, daß selbst bei einer Betriebsprüfung in einem der genannten Unternehmen das Bindeglied zu den anderen Firmen, das schließlich zu Koustas führen könnte, nicht auftauchen würde. Darüber hinaus funktionieren und operieren alle Firmen im legalen Rahmen, man würde nirgendwo eine Übertretung der Vorschriften feststellen können. Na schön, vielleicht waren die erteilten Finanzspritzen für die Regionalliga etwas deftig, doch das Geld gehörte den Leuten schließlich, und sie konnten nach Gutdünken darüber verfügen. Dieser Schwachpunkt der Buchprüfung ist auch der Schwachpunkt meines Ansatzes. Angenommen, Koustas schleuste Gelder durch eine Waschanlage: Wie ging er dabei genau vor? Wenn ich die Summen zusammenzähle, dann kommen an die 500 Millionen jährlich zusammen. Sollte er alles so groß aufgezogen haben, nur um 500 Millionen durchzuschleusen, die in den einschlägigen Kreisen als Peanuts galten? Ich betrachte die Skizze und zermartere mir das Hirn, doch ich komme nicht dahinter. Alle meine Hoffnungen ruhen auf Kelessidis, doch das sage ich ihm lieber nicht, sonst könnte er sich was drauf einbilden.
    Die Tür geht auf, und Sotiropoulos tritt herein. Er hat es sich abgewöhnt anzuklopfen, er fühlt sich ganz wie zu Hause.
    »Was wollen Sie?« stoße ich schroff hervor, während ich ein weißes Blatt Papier packe und die Skizze damit verdecke, bevor er sich an meinen Schreibtisch heranpirscht.
    »Ich wollte ein paar Neuigkeiten hören. Seitdem Sie uns Koustas’ Türsteher geliefert haben, herrscht Funkstille.«
    »Es gibt nichts zu berichten. Wenn’s etwas Neues gibt, melde ich mich schon.«
    Er sieht mich mißtrauisch an. »Sie halten mich zum Narren«, meint er. »Soll ich etwa in der Tagesschau melden, daß die Polizei die Öffentlichkeit bewußt uninformiert läßt?«
    »Sagen Sie am besten, wir seien auf eine byzantinische Befestigungsanlage gestoßen, der man nicht einmal mit Dynamit beikommen kann.«
    Er setzt ein breites Grinsen auf, und seine Zufriedenheit läßt ihn sogar den Argwohn vergessen. »Hab ich’s Ihnen nicht gesagt, daß Sie bei Koustas auf Granit beißen werden? Alle wissen, daß er in dunkle Machenschaften verwickelt war, doch er stellte sich verdammt geschickt an, und man konnte ihm nie etwas nachweisen. Aber Petroulias? Wie kommt es, daß Sie über Petroulias nichts herausgefunden haben?« Er hält abrupt inne, und sein Mißtrauen kehrt wieder. »Sagen Sie mal, sind die beiden Fälle möglicherweise miteinander verquickt? Hatten Sie etwa recht und Nasioulis lag falsch?«
    Er bringt mich in eine schwierige Lage, denn ich kann ihm nicht verraten, daß die beiden Fälle zusammengehören. Zum Glück rettet mich das Diensttelefon aus der heiklen Situation. Ich hebe den Hörer ab und höre Kelessidis’ Stimme.
    »Herr Kommissar, können Sie einen Augenblick runterkommen? Ich glaube, ich habe da was gefunden.«
    »Gikas will mich sprechen«, sage ich zu Sotiropoulos, während ich den Hörer auflege und hektisch aufspringe.
    »Sie haben sich nicht geäußert. Stehen die beiden Fälle miteinander in Verbindung?«
    »Wenn ich Ihnen doch sage, daß ich auf nichts gestoßen bin.«
    Er macht ein saures Gesicht, doch das kümmert mich nicht. Der Fahrstuhl hat wieder seine Macken. Er bequemt sich bis zur vierten Etage herunter und fährt erneut hoch. Ich bin nicht in der Verfassung, eine Geduldsprobe über mich ergehen zu lassen, und stürme in Riesensätzen die Treppe hinunter. Dabei frage ich mich, ob Kelessidis auf etwas gestoßen sein könnte, was mir entgangen ist. Schließlich ist er Steuerexperte, er sieht Unternehmen und ihre Gelder mit anderen Augen.
    Er hat die Geschäftsbücher auf dem ganzen Tisch ausgebreitet. »Was haben Sie herausgefunden?« frage ich.
    Er ist so in seine Arbeit versunken, daß er hochschreckt. Er sieht, daß ich es bin, und lacht. »Eine wahre Geldmühle«, meint er. »Gleich auf den allerersten Blick wird klar, daß Koustas mindestens drei Milliarden pro Jahr durchgeschleust haben muß. Um das nachzuweisen, müßte ich allerdings die Buchhaltung seiner Nachtklubs einsehen und mit den Kontoauszügen vergleichen. Ich glaube aber nicht, daß ich mich sehr verrechne.«
    »Was erhoffen Sie sich von einem solchen Vergleich?«
    »Na, fangen wir mal ganz von vorne an – bei den Sponsorengeldern.«
    »Das habe ich begriffen«, unterbreche ich ihn. »Er

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