Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
gemeldet?«
    Sie zieht einen Terminplaner aus ihrer Handtasche zu Rate. »Am 21. Juni.«
    Zumindest wissen wir jetzt einen genaueren Zeitpunkt, was Petroulias’ Ermordung angeht: um den 20. Juni. Am 21. rief die Blonde bei der Charterfirma an. Sie war, wie ich vorausgesehen hatte, in das Spiel eingeweiht gewesen. Die beiden anderen brachten Petroulias erfolgreich um die Ecke, und am nächsten Tag verständigte sie den Bootsverleih.
    »Was haben Sie unternommen, als sie erklärte, sie könne die Jacht nicht zurückbringen?«
    »Wir haben einen unserer Angestellten losgeschickt, und der hat sie abgeholt.«
    »Das war alles? Haben Sie gar keinen Schadenersatz gefordert?«
    Ich frage mit der Hoffnung im Hinterkopf, sie hätte irgendwelche Schritte eingeleitet, deren Ergebnisse ich mir zunutze machen könnte. Doch die Stratopoulou lacht mich aus.
    »Warum sollten wir eine Entschädigung fordern, Herr Kommissar? Die Jacht war bis zum 10. Juli gechartert, wir erhielten sie am 22. Juni zurück und konnten sie postwendend wieder vermieten. Wir kassierten achtzehn Tage lang doppelt. Die Jacht war in sehr gutem Zustand. Und auch wenn sie es nicht gewesen wäre, hätten wir nichts weiter unternommen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil die Chartergebühren kleinere Abnutzungsschäden des Fahrzeugs abdecken. Nur in seltenen Fällen haben wir größere Schäden zu beklagen.«
    »Wie hat Petroulias bezahlt?« fragt Dermitzakis.
    »Bar. Die ganze Summe im voraus.«
    »Wissen Sie, wie viele Personen an Bord waren?« frage ich.
    »Nein. Das ist für uns belanglos. Uns interessiert nur, ob derjenige, der das Boot chartert, einen Segelschein besitzt. Andernfalls verlangen wir, daß er einen unserer Angestellten mit an Bord nimmt.«
    »Und Petroulias hatte einen Segelschein?«
    »Selbstverständlich. Wir haben ihn überprüft, bevor der Vertrag unterzeichnet wurde. Den habe ich dabei, falls er Sie interessiert.«
    Ein kurzes Überfliegen des Textes läßt keine Besonderheiten erkennen. Im Vertrag sind Petroulias’ Name, seine Adresse, die Höhe der Chartergebühren – eineinhalb Millionen – und der Zeitraum eingetragen.
    »Haben Sie auf der Jacht vielleicht persönliche Gegenstände vorgefunden, als sie wieder bei Ihnen eintraf? Irgendwelche Kleidung, Ausweise, Papiere?«
    »Nein, absolut nichts.«
    »Ich würde mir das Boot gerne einmal anschauen.«
    »Es ist zur Zeit vermietet, und wir können es unmöglich ausfindig machen. Ich kann Sie jedoch verständigen, sobald es zurückgebracht wird.«
    Das hat keinen Sinn. Wenn andere Leute die Jacht betreten haben, ist sie für uns wertlos geworden. Die Stratopoulou blickt demonstrativ auf ihre Armbanduhr.
    »Ich danke Ihnen herzlich, daß Sie sich herbemüht haben, Frau Stratopoulou«, sage ich.
    Sie erhebt sich eilig, als hätte sie nur auf das erlösende Wort von mir gewartet. »Falls Sie noch etwas von mir benötigen sollten – der Herr Kriminalobermeister hat meine Telefonnummer.« Sie verabschiedet sich und verläßt den Raum.
    »Finde heraus, bei welchen Banken Petroulias Konten unterhielt, und beschaff dir einen Gerichtsbescheid für ihre Offenlegung«, befehle ich Dermitzakis. Hier kann ich nicht herumtricksen wie mit Koustas’ Bankkonten. Ich möchte sie alle vom ersten bis zum letzten Kontoauszug durchsehen.
    »Wird bestimmt viel bringen.«
    »Also, ich frage mich, was du eigentlich willst! Soll ich Petroulias vielleicht auch noch zu den unaufgeklärten Fällen abschieben?« Ich schreie ihn an, als sei Dermitzakis höchstpersönlich schuld daran, daß Koustas’ Fall ins Archiv wanderte.
    »Aber nicht doch!« meint er eingeschüchtert.
    Die Tür geht auf, und Vlassopoulos tritt herein. Auch auf seinem Gesicht hat sich ein zufriedenes Grinsen breitgemacht. Alle scheinen sie mir heute die guten Neuigkeiten mundgerecht auf dem Tablett servieren zu wollen.
    »Wir haben seinen Wagen gefunden«, sagt er gleich beim Eintreten. »Ich habe die Spurensicherung angewiesen, die Untersuchung zu übernehmen. Er scheint mit einem Taxi bis Piräus gefahren zu sein, um dort die Jacht zu übernehmen. Wir könnten den Taxifahrer ausfindig machen, der ihn hingefahren hat.«
    »Lieber nicht, damit verlieren wir nur Zeit. Irgendwas Neues von der Spurensicherung?«
    »Jede Menge Fingerabdrücke. Die meisten stammen von derselben Person, das müssen seine eigenen sein. Die übrigen stammen von erkennungsdienstlich nicht erfaßten Personen.«
    Die können von der Blonden, von seiner Putzfrau, von

Weitere Kostenlose Bücher