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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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dreht sich zu mir um und blickt mich alarmiert an, doch ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt.
    Kalojirous Miene entspannt sich. Er scheint nichts Verdächtiges an meinen Fragen zu finden. »Sind Sie so gut und warten kurz draußen, Herr Kommissar? Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Ich trete wieder auf die Seepromenade hinaus, und jemand wirft hinter mir die Tür ins Schloß. Ich höre nicht mehr, was drinnen gesprochen wird, entweder weil die Tür zu ist, oder weil sie sich nun vorsehen und mit gesenkter Stimme reden. Jedenfalls läßt er mich nicht lange warten. Schon eine Minute später steht er neben mir.
    »Kommen Sie. Da vorne ist ein Kafenion. Dort können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    Er führt mich in ein nettes altes Lokal mit Marmortischchen und Baststühlen, in dem die Männer aus der Nachbarschaft herumlungern. Er beharrt darauf, mir einen griechischen Kaffee auszugeben. Der wird nun weder in der Espressomaschine noch, wie früher, auf der Kohlenglut, sondern auf einer der Kochplatten zubereitet, die in Kalojirous Ladenkette ›Alles für Haus und Garten‹ zu haben sind.
    Er wartet, bis ich den ersten Schluck nehme, bevor er mit seinem »Was kann ich für Sie tun?« den Startschuß zu unserem Gespräch gibt.
    »Wir haben eine Routineüberprüfung von Petroulias’ Bankkonten durchgeführt und sind dabei auf einige Einzahlungen gestoßen, die sich nicht zwingend aus seinen Einkünften ergeben«, hebe ich vorsichtig an, um ihn nicht einzuschüchtern oder mißtrauisch zu machen. »Wir versuchen herauszufinden, woher dieses Geld kam. Zufälligerweise wurde eine dieser Einzahlungen am Vortag des Spiels Falirikos gegen Triton letztes Jahr im Mai getätigt. Da Ihnen Petroulias als Schiedsrichter bekannt war, können Sie sich vielleicht vorstellen, von wem diese Summe bezahlt wurde.«
    Er wirft mir einen Blick zu und bricht in lautes Gelächter aus. »Das wollen Sie doch gar nicht wissen, Herr Kommissar«, meint er. »Sie sind doch auf etwas anderes aus.«.
    »Was meinen Sie?«
    »Sie wollen mich eigentlich fragen, ob ich Petroulias für das Match Falirikos gegen Triton geschmiert habe.«
    »Und er deshalb den umstrittenen Elfmeter pfiff«, füge ich hinzu, da er die Rede schon von selbst darauf bringt.
    »Ich könnte Ihnen jetzt mit einem trockenen Nein antworten, weil Sie mir nicht nachweisen können, daß dieses Resultat gekauft war. Aber das will ich gar nicht. Ich opfere ein wenig meiner wertvollen Zeit, um Ihnen zu erklären, warum es ausgeschlossen ist, daß das Resultat manipuliert war.«
    »Sprechen viele Gründe dagegen?«
    »Nur zwei, doch die reichen aus. Der erste ist, daß fast alle Besitzer von Mannschaften der dritten Liga gar kein Interesse daran haben, den Meistertitel zu erringen oder in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Sie sind einzig und allein daran interessiert, daß ihre Mannschaft irgendwo im Mittelfeld der Tabelle vor sich hin dümpelt, ab und zu ein Spiel verliert und deshalb auf Finanzspritzen angewiesen ist.«
    »Wieso denn?«
    Er blickt mich an wie einen seiner minderbemittelten Angestellten. »Hören Sie. Sie werden wissen, daß die Ladenkette ›Alles für Haus und Garten‹ mir gehört. Ich kann Ihnen, wenn Sie wollen, eine Firmenbilanz vorlegen lassen, aus der Sie ersehen werden, daß das ein äußerst gewinnbringendes Unternehmen ist. Falirikos habe ich gekauft, um daneben ein anderes, weniger gewinnträchtiges Unternehmen zu besitzen, dessen Verluste ich ausgleichen muß, wodurch ich wiederum Steuern spare. Das, was ich in die Mannschaft stecke, bekomme ich doppelt und dreifach wieder zurück durch die Senkung meiner Steuern.«
    »Wenn dem so ist, warum machen Sie Ihre Spieler dann fertig, wenn sie das Spiel verloren haben?«
    Wieder erschallt sein markiges Lachen. Vermutlich gefällt er sich darin, es immer wieder ertönen zu lassen. »Reines Theater, Herr Kommissar. Ich weiß wohl, daß sie gar nicht gewinnen können. Nicht zuletzt deswegen habe ich sie ja auch ausgesucht. Das Geheimnis des Erfolgs liegt darin, einen mittelmäßigen bis unfähigen Trainer zu engagieren, dessen Mumm nicht dazu ausreicht, den Meistertitel ins Auge zu fassen. Und was die Spieler betrifft, so braucht man sie nicht regelmäßig zu bezahlen, da sie sich ohnehin an den Traum klammern, eines Tages für eine der großen Mannschaften in der ersten Liga entdeckt zu werden. Aber nur den wenigsten ist das vergönnt.«
    »Und die anderen?«
    »Die anderen sind mit fünfunddreißig am Ende

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