Nachtflamme: Roman (German Edition)
Geld aus meinem Schimpfwörter-Glas. Ich sorge dafür, dass es immer gut gefüllt ist. Das hat sie dir wahrscheinlich erzählt.«
»Ein Dollar für jedes schlimme Wort. Ich habe das Glas gesehen, und ich muss sagen, du gehst anscheinend freizügig mit Schimpfwörtern um.« Er ist so traurig, dachte sie. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und ihm über die zerzausten, welligen Haare gestreichelt. »Du wirst sie bestimmt schrecklich vermissen.«
»Vielleicht kommt sie ja wieder zurück. Das Leben geht weiter.« Er öffnete die Tür zum Treppenhaus. »Um meine Wohnung kümmert sich Mrs H allerdings nicht, und es könnte sein, dass sie ein bisschen unordentlich ist.«
»Das macht mir nichts.«
Als sie allerdings von der ordentlichen Küche in Fox’ persönliche Küche kam, verstand sie, was er gemeint hatte. Überall stand schmutziges Geschirr herum, und auf dem kleinen Tisch stapelten sich die Zeitungen von mehreren Tagen. Zwei Schachteln Müsli, Chipstüten, eine Flasche Rotwein, ein paar Gewürze und eine leere Dose Gatorade machten sich den Platz auf der kleinen Theke neben dem Kühlschrank, an dessen Tür Notizen und Fotos hingen, streitig.
Auf dem Boden standen drei Paar Schuhe, über einem Küchenstuhl hing eine zerrissene Jacke, und auf dem anderen lagen Zeitschriften.
»Vielleicht möchtest du lieber eine Stunde spazieren gehen, bis ich hier aufgeräumt habe.«
»Nein. Nein. Sieht der Rest genauso schlimm aus?«
»Ich kann mich nicht erinnern. Ich kann ja mal nachschauen …«
Aber sie war bereits ins Wohnzimmer gegangen.
So schlimm sah es gar nicht aus, dachte er. Entschlossen begann er, den Abfall einzusammeln. »Ich weiß, ich weiß, ich lebe wie ein Schwein. Das hat man mir schon oft gesagt.« Er stopfte die Klamotten, die überall herumlagen, einfach in den Schrank in der Diele.
Erstaunen malte sich auf Laylas Zügen. »Warum nimmst du dir nicht einfach eine Haushälterin, die einmal in der Woche kommt?«
»Weil sie immer weglaufen und nie mehr wiederkommen. Weißt du was, wir gehen aus.« Eigentlich war es ihm gar nicht so peinlich, er hatte nur Angst davor, dass sie ihm einen Vortrag halten würde. »Wir suchen uns ein nettes, hygienisches Restaurant.«
»Ich habe auf dem College mit zwei Mädchen zusammengewohnt. Am Ende des Semesters musste ich den Kammerjäger bestellen.« Sie ergriff ein paar Socken, die auf einem Sessel lagen, und reichte sie ihm. »Aber wenn du ein sauberes Glas hast, könnte ich einen Schluck Wein gebrauchen.«
»Ich hole dir eins.«
Auf dem Weg in die Küche nahm er noch mehr Abfall mit. Neugierig blickte Layla sich im Wohnzimmer um. Abgesehen von der Unordnung waren die Wände in einem schönen, gedämpften Grünton gestrichen, von dem sich die Eichenrahmen der Fenster abhoben. Ein prachtvoller Webteppich, der vor zehn Jahren vielleicht das letzte Mal gesaugt worden war, lag auf dem dunklen Holzdielenboden. An den Wänden hingen ein paar schöne Bilder – Aquarelle, Bleistiftzeichnungen, Fotografien. Ein großer Flachbildfernseher und andere technische Geräte hätten den Raum beherrscht, wenn nicht so viele schöne Töpferwaren da gewesen wären.
Wahrscheinlich stammten sie von seinem Bruder, dachte sie, oder von seiner Mutter. Er hatte ihr die Töpferei seines jüngeren Bruders einmal im Vorbeifahren gezeigt. Sie drehte sich um, als sie spürte, dass Fox wieder ins Zimmer gekommen war.
»Deine Kunstwerke gefallen mir. Die hier zum Beispiel.« Sie glitt mit dem Finger über eine lange, schlanke Flasche in rauchigen Blautönen. »Sie wirkt so fließend.«
»Meine Mutter hat sie gemacht. Von Ridge, meinem Bruder, stammt die Schale auf dem Tisch unter dem Fenster.
Sie ging hin, um sie genauer zu betrachten. »Sie ist wunderschön. Und die Farben. Wie ein Wald in einer Schale.«
Sie drehte sich zu Fox, um ihr Weinglas in Empfang zu nehmen. »Und die Bilder?«
»Meine Mutter, mein Bruder, meine Schwägerin. Die Fotografien sind von Sparrow, meiner jüngeren Schwester.«
»Ihr seid eine begabte Familie.«
»Und dann gibt es da noch die Anwälte, meine große Schwester und ich.«
»Ach, um Jurist zu sein, braucht man keine Begabung?«
»Doch, ein bisschen.«
Sie trank einen Schluck Wein. »Dein Vater ist Schreiner, nicht wahr?«
»Ja, Möbelschreiner. Er hat den Tisch gebaut, auf dem Ridges Schale steht.«
»Den Tisch gebaut.« Sie betrachtete ihn. »Das muss man sich mal vorstellen.«
»Ohne Nägel und ohne Schrauben. Er hat magische
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