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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ihren Vorbereitungen nahezu fertig und machten sich daran, die Chiropter zum Festmahlbaum zu rufen. Dämmer sah Schreiter und seine Freunde ganz verloren neben ihren Nestern sitzen.
    »Kommt ihr nicht zu dem Festmahl?«, fragte Dämmer.
    »Nicht eingeladen«, sagte Schreiter.
    »Niemand von den Neugeborenen«, fügte Springer hinzu.
    »Das ist aber ein bisschen ungerecht«, sagte Dämmer.
    »Genau das hab ich auch gesagt«, stimmte ihm Schreiter zu. »Aber sie haben gar nicht zugehört.«
    »Es ist ja eigentlich auch nicht für die Baumrenner«, sagte Knoll mit düsterer Stimme. »Das ist nur euch zu Ehren.«
    »Kommt, wir suchen uns ein paar Teeblätter«, schlug Springer vor und die Idee schien alle etwas aufzuheitern.
    »Viel Spaß beim Fest«, sagte Schreiter zu Dämmer.
    Dämmer glitt weiter zu dem Festmahlbaum. Als er ankam, füllten sich die Äste bereits mit Chiroptern. Er kletterte für einen besseren Überblick nach oben, damit er seinen Vater und Sylph finden konnte. Er blickte auf die prachtvoll ausgelegten Früchte, Samen und Blätter auf den Ästen nieder. Aber Knoll hatte recht: Es schienen nur sehr wenige Baumrenner eingeladen zu sein.
    Dämmer sah Adapis herumhuschen, der die letzten Vorbereitungen überwachte. Dann kletterte der Baumrenner in seine Richtung nach oben, hielt aber einige Äste weiter unten inne, um mit zwei anderen Baumrennern zu sprechen. Offensichtlich hatte er Dämmer nicht bemerkt. Die angespannte Kopfhaltung der drei Baumrenner, als sie sich zueinanderneigten, ließ Dämmer sich instinktiv weiter in den Schatten zurückziehen. Das sollte er sicher nicht mitbekommen. Er horchte angestrengt, konnte aber nur den letzten Satz verstehen.
    »Es ist Zeit, sie einzuladen«, sagte Adapis. »Kommt mit mir.«
    Dämmer gewann den Eindruck, dass diese Sie wichtig war, hatte jedoch bisher nichts von einem speziellen Gast gehört. Adapis hatte nun etwas Heimlichtuerisches an sich. Seine Finger zuckten nervös und seine Augen schienen noch größer als sonst zu sein. Die drei Baumrenner brachen auf, aber nicht in Richtung ihrer Nester, sondern sie hasteten tiefer in den Wald hinein. Dämmers Herz klopfte. Er hatte vermutet, dass dieser Gast ein anderer Baumrenner war, doch das schien nicht der Fall zu sein. Wer war sie? Ungesehen folgte Dämmer den dreien.
    Wenn er glitt, war er praktisch nicht zu hören, und er flatterte nur, um Höhe zu gewinnen. Adapis und seine beiden Begleiter rannten zielstrebig durch die Bäume. Sie kannten den Weg. Nach einer halben Stunde hörte Dämmer, wie sich weiter weg im Wald etwas Riesiges bewegte, und ein widerlicher Geruch von Fleisch und Exkrementen schwebte mit dem Wind herüber. Er wollte schon Adapis und seinen Begleitern eine Warnung zurufen, doch die Baumrenner mussten den Gestank mit Sicherheit selbst gerochen haben und außerdem bewegten sie sich geradewegs darauf zu.
    »Sie ist direkt vor uns«, hörte Dämmer Adapis zu seinen Begleitern sagen.
    Auf einem Ast einige Meter über dem Waldboden hielten die Baumrenner schließlich an, setzten sich hin und blickten nach unten. Dämmer glitt so dicht an sie heran, wie er sich traute, doch das dichte Laub versperrte ihm immer noch die Sicht auf das, worauf die Baumrenner angespannt hinunterblickten.
    Adapis Hände zappelten nervös.
    Irgendetwas sprach: »Habt ihr alles vorbereitet für mich?«
    Die Stimme war unheimlich, eine Art gedrosseltes Kreischen, das Dämmers Fell prickeln ließ.
    »Ja, das Festmahl ist so gut wie bereitet«, sagte Adapis.
    »Ich hoffe, es ist ein üppiges Festmahl.«
    »Das ist es wirklich.«
    Dämmer bemerkte, dass Adapis nie den Blick von dem Wesen abwandte. Gelegentlich zuckte er, und seine Nasenlöcher zogen sich kurz zusammen, mit Sicherheit wegen des Gestanks, den das Geschöpf von sich gab. Wollten sie es wirklich zu ihrem Fest einladen? Niemand könnte etwas essen, wenn ein so übler Geruch in der Luft lag. Dämmer reckte den Hals und versuchte vergeblich, einen Blick auf dieses Sie-Wesen zu werfen.
    »Das letzte war ein bisschen ärmlich«, kreischte die übel riechende Kreatur.
    »Es tut mir leid, wenn es dir missfallen hat. Dieses hier, das verspreche ich, ist sehr viel reichhaltiger. Ich bin sicher, du wirst dein Vergnügen haben.«
    »Um deinetwillen hoffe ich das. Und denk dran, ihr seid nur so lange sicher, wie ihr euch an unsere Übereinkunft haltet.«
    »Aber natürlich.«
    »Ihr ernährt mich. Ich beschütze euch.«
    »Komm genau bei Sonnenuntergang. Wir sind dann

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