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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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aussehen, als wären sie Freunde geworden. »Der Vogel hat gesagt, dass es hier auf der Insel einmal Saurier gegeben habe und wir hätten ihre Nester zerstört.«
    Ikaron machte ein skeptisches Gesicht. »Die Vögel sind wohl kaum die zuverlässigste Informationsquelle. Zwischen uns hat es noch nie Freundschaft gegeben. Sie sind Nachkommen der Saurier.«
    »Wirklich?«
    »Gewiss. Vor langer Zeit waren sie einmal gefiederte Saurier, die auf Bäume klettern konnten, dann haben sie fliegen gelernt.«
    Dämmer war von dieser Information so verblüfft, dass es eine Zeit lang dauerte, bis er seine Gedanken wieder gesammelt hatte. »Also, der Vogel hat mir gesagt, dass es Saurierknochen auf der Insel gibt. Er hat mir gesagt, wo ich sie finden kann.«
    Ikarons Blick irrte vom Gesicht seines Sohns ab.
    »Und hast du diese Knochen gefunden?«, fragte er.
    Dämmer nickte aufgeregt.
    »Dann beschreibe sie mir.«
    Dämmer gab sich große Mühe, auch nicht die kleinste Einzelheit auszulassen. Sein Vater hörte genau zu. Dann erzählte ihm Dämmer von den zerbrochenen Eiern und den winzigen herumliegenden Knochen zwischen den Eierschalensplittern.
    »Der Vogel hat gesagt, sein Urgroßvater habe gesehen, wie ein Chiropter die Eier zerbrochen hat«, sagte Dämmer. »Und ich weiß, wer das gewesen sein muss. Nova! Glaubst du das nicht auch, Papa? Es ist genau das, was sie tun würde.«
    Sein Vater gab keine Antwort, und als das Schweigen andauerte, beschleunigte sich Dämmers Herzschlag. War sein Vater böse auf ihn? In seinem Kopf brodelte es, und es wurde ihm klar, wie voreilig er gewesen war. Er war einfach davon ausgegangen, dass Teryx’ Geschichte stimmte.
    »Das sind schwere Anschuldigungen«, sagte sein Vater. »Wenn eine solche Sache tatsächlich passiert ist, dann ist das eine schreckliche Gewalttat und irgendjemand hat sie offenbar im Geheimen begangen. Ich möchte nicht einmal daran denken, dass Nova zu einer solchen Unaufrichtigkeit fähig sein könnte.«
    »Es tut mir leid«, sagte Dämmer mit beschämtem Gesicht.
    »Ich muss die Überreste selbst untersuchen. Es klingt, als wären es Saurier, doch ich will ganz sichergehen. Sie können auch schon seit ewigen Zeiten dort liegen. Und die Saurier könnten lange, bevor wir auf die Insel gekommen sind, gestorben sein.« Seine Nasenlöcher weiteten sich vor Abscheu. »Aber wenn irgendjemand aus unserer Kolonie das getan hat, werde ich alles nur Mögliche daransetzen, um herauszufinden, wer es war.« Er schwieg einen Moment. »Doch bis ich mehr herausgefunden habe, sprich mit niemandem darüber, Dämmer. Auch mit Sylph nicht und nicht einmal mit deiner Mutter.«
    Dämmer nickte eifrig und war geschmeichelt, dass ihm ein so wichtiges Geheimnis anvertraut wurde.
    Reißzahn war sofort hellwach. Er hatte die Krallen bereits ausgestreckt und ein heiseres Fauchen entfuhr seiner Kehle. Er war umzingelt von anderen Feliden, deren Augen im Mondlicht funkelten. Ohne Zweifel hatte Patriofelis sie ihm nachgeschickt, um ihn noch weiter von der Meute zu vertreiben.
    »Ich werde kämpfen«, spuckte er ihnen entgegen und zeigte die Zähne.
    Diejenige, die am nächsten bei ihm stand, zog sich unterwürfig ein Stück zurück. »Wir sind nicht gekommen, um zu kämpfen«, sagte sie leise.
    Reißzahn stolzierte näher, beroch sie und erinnerte sich an sie. Es war Miacis, eine bewährte Saurierjägerin. Reißzahn machte die Runde bei den anderen Feliden, schnüffelte und erinnerte sich an die meisten. Insgesamt waren es fünfundzwanzig, sowohl Männchen als auch Weibchen. Als er merkte, dass Panthera nicht unter ihnen war, zog sich sein Herz vor Traurigkeit schnell und hart zusammen.
    »Warum seid ihr gekommen?«, fragte Reißzahn.
    »Wir sind wie du«, sagte Miacis. »Wir sehnen uns auch nach Fleisch.«
    »Aha«, sagt Reißzahn hocherfreut. Er hatte doch gewusst, dass er nicht der Einzige sein konnte. Auch andere mussten ihre Zähne an Schlüpflingen und Aas versucht haben. Doch er fragte sich, wie viele wohl den Mut hatten, das auch zuzugeben. »Weiß Patriofelis, dass ihr hier seid?«
    »Nein«, sagte Miacis.
    »Habt ihr schon getötet?«
    »Nein«, sagte Miacis. »Wir hatten Angst, erwischt und ausgestoßen zu werden.«
    »Dann müsst ihr euch fragen, wie groß eure Sehnsucht nach Fleisch ist«, sagte Reißzahn. »Ich habe versucht, meine zu unterdrücken, doch sie hat sich nicht unterdrücken lassen. Ihr müsst euch selbst fragen, ob ihr einverstanden seid, zu jagen und zu töten.«
    »Das

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