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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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übernehmen wollte, während es in den Streitkräften Weißrußlands, der Ukraine und Kasachstans – neben Rußland die drei mächtigsten GUS-Mitglieder – nur wenige gut ausgebildete Offiziere, dafür aber massenhaft Soldaten auf niedrigem Ausbildungsstand und ohne technisches Wissen gab. Von Chaos zu sprechen, wäre Untertreibung gewesen.
    Eines jedoch hatten alle vier Republiken gemeinsam: Atomwaffen.
    Obwohl die GUS sich ursprünglich dazu verpflichtet hatte, ihre ICBMs abzurüsten, alle taktischen Atomwaffen ins Innere Rußlands zu bringen oder einzulagern und die restlichen Waffen einem gemeinsamen Oberkommando zu unterstellen, war keine Republik bereit, ihre Atomwaffen abzurüsten, bevor die anderen Republiken damit angefangen harten. Folglich gab keine von ihnen ihre Atomwaffen auf. Alle vier Republiken – Weißrußland, die Ukraine, Kasachstan und Rußland – hatten ICBMs mit Atomsprengköpfen und militärische Bedienungsmannschaften, die sich mit ihnen auskannten.
    Offiziell war die Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber der neuen Gemeinschaft sehr simpel: Demokratische Reformen und freie Marktwirtschaft fördern, ansonsten Hände weg! Die GUS hatte sich verpflichtet, alle zwischen den USA und der UdSSR geschlossenen Verträge einzuhalten, und damit war das Weiße Haus vorerst zufrieden. Über neue Handelsbeziehungen zwischen den einzelnen GUS-Mitgliedern, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern wurde mit dem Ziel voller diplomatischer Anerkennung und der Beseitigung aller Handelsschranken verhandelt. Die Weltmärkte warteten gespannt auf die Millionen neuer Konsumenten in den neuen Republiken; jedermann schien bereit zu sein, über den abgewerteten, fast wertlosen Rubel (die gemeinsame GUS-Währung) hinwegzusehen und auf eine weit erfreulichere Zukunft zu setzen.
    Insgeheim verfolgte das Weiße Haus jedoch eine ganz andere Politik: Überwachung von Atomwaffen und militärischen Bewegungen in allen GUS-Republiken sowie Entwicklung von Strategien und Doktrinen für den Fall, daß die Gemeinschaft auseinanderbrach und die zentrale Kontrolle über das Atomwaffenarsenal der einzelnen Staaten verlorenging. Für die Central Intelligence Agency bedeutete das vermehrte Aufklärungseinsätze in den GUS-Republiken, vor allem in den strategisch und politisch wichtigen baltischen Staaten.
    Deshalb waren Paul White und MADCAP MAGICIAN jetzt hier im Einsatz.
    Der Radaroperator an Bord von PATRIOT übermittelte Standort, Flughöhe, Überwachungssektor, Überwachungszeitraum und Gerätezustand trotz der abhörsicheren Verbindung verschlüsselt, bevor er fortfuhr: »Das nächste interessierende Schiff steht Steuerbord achteraus, Entfernung drei-Komma-eins Seemeilen, möglicherweise ELINT-Schiff. In allen Sektoren zahlreiche kleinere Fahrzeuge, zum Teil treibend oder vor Anker, von denen keine Gefahr für das Unternehmen ausgehen dürfte. Das größte Schiff unter der geplanten Flugroute hat seine Identität als Fähre Baltic Star bestätigt. Der Frachter LoPresti steht westnordwestlich Ihrer Position und soll in ungefähr zwölf Stunden mit Ihnen zusammentreffen. Er ist gerade erst ausgelaufen.«
    »Verstanden«, murmelte White nur.
    Das ELINT-Schiff, ein GUS-Elektronikaufklärer der Gagarin-Klasse und etwa von der Größe der Valley Mistress, stellte eine ernste Gefahr für ihren Einsatz dar. Da es hauptsächlich zur Bahnverfolgung und Bergung von Raumfahrzeugen diente, war es mit Funk-und Radargeräten vollgestopft. Das in St. Petersburg stationierte Schiff war zum Atlantik unterwegs gewesen, als es seine Fahrt plötzlich verlangsamt und angefangen hatte, das amerikanische Schiff in der Ostsee zu beschatten und Himmel und Meer in der Umgebung der Mistress ständig mit Radar zu überwachen.
    Oberst White hatte gehofft, das GUS-Spionageschiff werde die Überwachung einstellen, wenn sie plangemäß im estnischen Reval anlegten, aber das war nicht der Fall gewesen, Nachdem die Valley Mistress von estnischen Zollbeamten – unter denen sich nach Whites Überzeugung zahlreiche ehemalige KGB-Agenten befanden – durchsucht worden war, hätte die Überwachung an sich eingestellt werden können. Trotzdem war sie weitergeführt worden, auch wenn das Spionageschiff jetzt kein Radar mehr einsetzte. Als die Mistress wieder auslief und Kurs auf einen norwegischen Hafen nahm, blieb das Forschungsschiff unbeirrbar hinter ihr.
    Es war lästig, aber vermutlich ratsam, sich unter solchen Umständen grundsätzlich für enttarnt

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