Nachtflug Zur Hölle
aufzusprengen und das Waffenlager zu zerstören.
»Hammer, Three, Suchkommando. Hier lagern Unmengen von Waffen, Sir«, meldete einer der Marines über Funk. Gleichzeitig schleppten zwei Mann die Gefallenen und Verwundeten über die Treppe aufs Dach.
»Ihr wißt, was ihr zu tun habt, Murphy«, funkte Hauptmann Snyder zurück. »Bringt die Sprengladungen an, blockiert die Türen, schafft eure Verwundeten nach oben und durchsucht den Rest des Gebäudes. Notfalls sprengen wir die Waffenkammer von hier aus.«
»Verstanden. Drei Schwerverwundete auf dem Weg nach oben.
Zielperson noch nicht gefunden. Suchen in Erdgeschoß und Keller weiter. Ende.« Sobald die Sprengladungen angebracht waren, rannten die restlichen sechs Marines weiter die Treppe hinunter, um sich das Erdgeschoß vorzunehmen.
Dort unten war mit stärkstem Widerstand zu rechnen, aber zu diesem Zeitpunkt – keine fünf Minuten nach Angriffsbeginn – war im ganzen Gebäude die Beleuchtung ausgefallen, und die Explosionen in den oberen Stockwerken hatten eine Panik ausgelöst. Während einige wenige OMON-Soldaten noch versuchten, bei völliger Dunkelheit auf die mit Nachtsichtbrillen ausgerüsteten Marines zu schießen, waren ihre Kameraden längst ins Freie geflüchtet, In weniger als zwei Minuten kontrollierten die sechs Marines das gesamte Erdgeschoß.
Snyder und sein Kompanieoffizier waren damit beschäftigt, einen der Marines zu verbinden – die beiden anderen waren tot heraufgebracht worden –, als der Sergeant, der das Einsatzteam führte, sich über Funk meldete: »Hammer Three, Suchkommando. Obergeschosse gesichert, Sprengladungen angebracht.«
»Verstanden, Suchkommando«, bestätigte Snyder. Er schaltete auf eine andere Frequenz um und drückte erneut die Sprechtaste, um mit der zweiten MV-22 zu sprechen. »Hammer Four, hier Three«, funkte er. »Die Obergeschosse sind sicher. Setzen Sie Ihre Leute ab.«
An Bord der MV-22 Hammer Four
Hal Briggs und Gunnery Sergeant Wohl standen an der Heckrampe der MV-22 SEA HAMMER rechts und links des Lademeisters, der die Minigun bemannte. Jeder von ihnen hielt ein drei Zentimeter dickes olivgrünes Tau in den Händen, um daran aufs Dach des Sicherheits-357
trakts hinunterzurutschen, sobald die MV-22 in Position war. Zwei weitere Marines standen an den Seitentüren bereit. Dicht hinter Briggs stand McLanahan, während auf Wohl ein Korporal folgen würde, und hinter McLanahan wartete Ormack. Oberleutnant Marx stand neben dem Lademeister, um dann gleichzeitig mit Ormack ans Seil zu gehen.
Die Nachtsichtbrille zeigte McLanahan weitere Marines auf dem Flachdach des Sicherheitstrakts, in dessen Ecken Dreierteams mit Granatwerfern M203 und schweren Maschinengewehren M249 in Stellung gegangen waren. Die meisten Männer des Einsatzteams von Hammer Four hatten sich schon abgeseilt, nachdem das Suchkommando gemeldet hatte, die Obergeschosse seien gesichert.
Als McLanahan die Nachtsichtbrille hochklappte, wurde es um ihn herum stockfinster. Draußen war nichts mehr zu erkennen – kein Gebäudedach, keine Männer, keine MG-Nester mehr. Das war so unheimlich, daß er die Brille rasch wieder herunterklappte. Aus Sicherheitsgründen hatte die MV-22 nach dem Absetzen der ersten zwölf Marines einen Positionswechsel vorgenommen, um kein bequemes stationäres Ziel zu bieten. Jetzt schwebte Hammer Four nochmals an, um die Luftwaffenoffiziere und den Rest des Teams abzusetzen.
Als die MV-22 in Position und im Schwebeflug stabilisiert war, brüllte der Absetzer: »Springer, los!«
Wohl und Briggs nahmen ihre Taue zwischen die Beine. Hal Briggs hielt sich ganz lässig nur mit einer Hand fest, reckte den anderen Daumen hoch und grinste zu McLanahan hinüber, während er über den Rand der Laderampe verschwand.
»Springer, ans Seil!« brüllte der Absetzer.
McLanahan schlurfte auf die Laderampe, streckte seine Hände aus und griff das dicke, weiche Nylontau. Irgend jemand hielt das untere Ende fest, und diese Spannung bewirkte, daß McLanahan das Seil unwillkürlich fester umklammerte. Es war soweit! Der Lärm war unglaublich, so daß McLanahan befürchtete, er könnte die Anweisungen überhören. Aber Sekunden später brüllte der Absetzer:
»Springer…«
Das Kipprotor-Flugzeug SEA HAMMER stieg so ruckartig, daß McLanahans Knie einknickten. Dann kurvte die Maschine scharf nach links, stieg nochmals und drehte nach rechts ein, bevor die 25-358
mm-Revolverkanone im linken Waffenbehälter loszuhämmern begann.
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