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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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um sich herum Einschläge spürte, obwohl er keine Schüsse gehört hatte. Er wußte nicht, ob das die eigenen Marines, die Litauer oder die Schwarzen Barette waren – aber eines stand fest: die Einschläge kamen näher. Ein Adrenalinstoß verlieh ihm neue Kräfte, und er rannte hakenschlagend zur MV-22 weiter.
    Im Laderaum wollte McLanahan den Piloten am Jackenkragen packen und hinter sich herziehen, aber die draußen fallenden Schüsse brachten ihn auf eine andere Idee. Er ging nach vorn und holte sich aus dem Waffenschrank zwei MP5 und zwei Gurtzeuge mit Reservemagazinen. Nachdem er eine Maschinenpistole geladen und überprüft hatte, stellte er sie auf halbautomatisches Feuer, packte den Jackenkragen des Piloten mit der linken Hand und begann seinen gefährlichen Rückweg.
    Diesmal stellte er fest, daß die Schüsse aus der Umgebung der Hangars kamen. McLanahan bewegte sich so schnell wie möglich und schoß auf jedes Mündungsfeuer, das er sah. Ungefähr auf halber Strecke mußte er stehenbleiben, um nachzuladen und seinen linken Arm auszuruhen. Das feindliche Feuer schien näher zu kommen, und er glaubte, hinter der brennenden MV-22 Bewegungen zu sehen.
    Aber da keine klaren Ziele erkennbar waren, packte er den Piloten wieder am Jackenkragen und zerrte ihn weiter…
    … als plötzlich zwei Soldaten hinter der Heckrampe der MV-22 auftauchten und mit Sturmgewehren AK-47 auf ihn zielten. Im Feuerschein des brennenden rechten Triebwerks waren ihre Umrisse deutlich zu erkennen, und McLanahan ahnte, daß er ebenso gut zu sehen sein mußte. Als wieder Schüsse fielen, warf er sich instinktiv zu Boden, aber die feindlichen Soldaten waren kaum 25 Meter entfernt – sie konnten ihn nicht verfehlen.
    Teresow mußte das halbe Gebäude unterqueren, um zu den drei mal drei Meter großen Isolierzellen zu gelangen, die der KGB vor vielen Jahren gebaut hatte. Auch der eigentlich hier stationierte Wachmann war nicht auf seinem Posten. Luger war also vermutlich hier unten allein, seit Alarm ausgelöst worden war. Aber das spielte keine Rolle.
    Er würde…
    Eine weitere Explosion, viel stärker als die ersten drei zusammengenommen, ließ Teresow so heftig zusammenfahren, daß ihm die Lampe aus der Hand fiel. War das die Waffenkammer gewesen?
    Damit wären dreihundert Schußwaffen und die dazugehörige Munition hochgegangen. Das war schon die zweite große Explosion, seit Teresow hier im zweiten Kellergeschoß zu Lugers Zelle unterwegs war. Diese verdammten Marines kamen unheimlich schnell voran.
    Zum Glück hatte die Notleuchte, die ihm als Taschenlampe diente, den Fall heil überstanden. Außerdem brannten hier einige weitere Notleuchten, so daß das Kellergeschoß nicht völlig finster war. Teresow blieb vor der richtigen Zelle stehen, entriegelte das kleine Türfenster und hielt seine Lampe hoch, um den Raum auszuleuchten.
    Die Zelle war leer. Sie lag zum Teil im Schatten, weil das Licht zu trüb war, um sie ganz zu erhellen, aber Luger war nirgends zu sehen. Sein Wasserbett war leer; das Gerät, das seine Körperfunktionen überwachen und steuern sollte, war abgeschaltet. Luger war frei, aber nirgends zu sehen.
    Teresow fühlte Panik in sich aufsteigen. In welcher Verfassung mochte Luger sein – geistig verwirrt oder tot? Teresow brauchte Hilfe. Er nahm die Hörer der drei Telefone auf dem Schreibtisch des Wachpostens vor den Zellen ab – gestört, außer Betrieb. Dummerweise hatte er vergessen, ein Funkgerät mitzunehmen. Er war hier unten allein. Auch die Durchsuchung des Schreibtischs förderte nichts zutage, was ihm hatte helfen können, den Gefangenen allein zu überwältigen. Nun, sagte er sich, vielleicht ist eine List wirkungsvoller als rohe Gewalt.
    Der Major ging zur Zellentür zurück, hielt seine großkalibrige Makarow PM schußbereit und sagte auf englisch: »Oberleutnant Luger, hier ist Major Teresow, General Gabowitschs Adjutant. Ich habe Befehl, Sie nach oben zu bringen. Kommen Sie heraus, damit ich Sie sehen kann. Sofort!«
    Keine Antwort.
    Irgendwo über ihnen ließ eine Serie gräßlich lauter Detonationen das ganze Gebäude erzittern – zwei, vier, insgesamt etwa zehn Explosionen knapp nacheinander. Teresow spürte, daß seine Handflächen feucht waren, und er rieb sie am Hosenboden trocken, bevor er wieder seine Pistole umklammerte.
    »Haben Sie das gehört, Oberleutnant? Ein Rettungsteam aus amerikanischen Marines hat uns angewiesen, unsere Waffen zu zerstören und Sie zu einem Gefangenenaustausch

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