Nachtflug Zur Hölle
und versuchte, Elliott zu beruhigen. »Immer mit der Ruhe, Brad. Was hat das alles zu bedeuten …?«
Curtis klopfte mit dem Aschenbecher auf die Tischplatte, um sich Gehör zu verschaffen.
»Sagen Sie’s ihnen, Mr. National Security Advisor«, knurrte Elliott. »Sagen Sie ihnen, wer dort drüben ist.«
»Setzen Sie sich, General, sonst sorge ich dafür, daß Sie rausfliegen!« entgegnete Russell. »Ich weiß nicht, woher Sie das haben, aber jedes Gerede darüber könnte den Tod Ihres Kameraden bedeuten und das ganze Unternehmen gefährden. Setzen Sie sich endlich!«
Elliott sank langsam auf seinen Stuhl zurück.
Jetzt waren alle Blicke auf Russell gerichtet, der vor Wut über Elliotts öffentlich geäußerte Vorwürfe kochte.
»Wen hat General Elliott gemeint?« fragte Oberstleutnant McLanahan besorgt. »Wer ist seit über vier Monaten am Fisikuslnstitut?«
Russell fiel auf, daß dieser blonde, blauäugige Bomberjockey gleich zur Sache kam – und nicht einmal »Sir« sagte, wenn er mit einem Kabinettsmitglied sprach. Im allgemeinen machten selbst hohe Offiziere bei solchen Besprechungen kaum den Mund auf, aber das schien nicht das Problem dieses Stabsoffiziers zu sein. Mußte an Elliotts Einfluß liegen.
Curtis, der beschlossen hatte, dem bedrängten Russell zur Hilfe zu kommen, räusperte sich. Er sah McLanahan an, aber was er sagte, war für alle Anwesenden bestimmt: »Nun, er ist schon länger als vier Monate dort, und es ist… David Luger.«
»Wie bitte?« fragte McLanahan ungläubig. »Luger?«
Alle beugten sich auf ihren Plätzen nach vorn. Fragen und Satzfetzen brachen über Curtis und Russell herein.
»Wissen Sie das bestimmt?«
»Ich dachte, er sei tot…«
»Das muß ein Irrtum sein…«
»Ein schlechter Witz …«
»Bestimmt ein Täuschungsmanöver…«
Russell hatte nun endgültig genug. »Ruhe, Gentlemen, sonst lasse ich den Saal räumen!«
Curtis zog nochmals an seiner Zigarre. »Wir vermuten, daß Luger vom KGB oder ehemaligen KGB-Leuten einer Persönlichkeitsveränderung unterzogen worden ist. Im Fisikus-Institut tritt er als ein russischer Wissenschaftler namens Dr. Iwan Sergejewitsch Oserow auf. Unser dortiger Kontaktmann meldet, daß der KGB Lugers Indoktrinierung schon seit längerer Zeit betreibt.«
»Welche Indoktrinierung?« fragte McLanahan. »Der KGB ist längst aufgelöst…«
Curtis’ Blick zeigte deutlich, für wie naiv er diesen Einwand hielt.
»Ja, ja. Jedenfalls befindet sich Luger in schlechter körperlicher Verfassung, was auf den Einsatz von Depressiva und körperliche Mißhandlungen schließen läßt. Verschlimmert wird das alles durch Stim-157
mungsschwankungen und Orientierungsverluste, die beweisen, daß mit Hochdruck an seiner… äh … Umgestaltung gearbeitet wird.«
»Worum geht es also?« drängte McLanahan. »Um einen Gefangenenaustausch? Wie holen wir ihn dort raus?«
»Das ist noch nicht entschieden«, antwortete Curtis unbehaglich.
»Geben wir den Russen gegenüber zu erkennen, daß wir von Luger wissen, müssen wir damit rechnen, daß Luger und der Stealth-Bomber verschwinden.«
»Sie können ihn nicht einfach dort lassen«, stellte McLanahan nachdrücklich fest. »Er hat uns allen das Leben gerettet! Amerika tauscht dauernd Leute aus – manchmal sogar echte Ganoven –, also muß es sich auch um einen amerikanischen Flieger bemühen, noch dazu um einen Helden!«
»Gut, daß Sie das erwähnen, Oberstleutnant«, warf CIA-Direktor Mitchell ein. Er deutete auf den neben ihm Sitzenden. »Abteilungsleiter Markwright hat gründliche Ermittlungen wegen des Old-Dog-Einsatzes angestellt.«
»Was für Ermittlungen?« fragte General Ormack scharf.
Markwright wandte sich an ihn. »Die CIA hatte die Ermittlungen den Einsatz der Old Dog betreffend eingestellt und Luger für tot erklärt – aufgrund Ihrer Zeugenaussage als Kommandant des Flugzeugs und weil Sie der letzte gewesen sind, der Luger lebend gesehen hat. Sein Wiederauftauchen hat verschiedene Fragen aufgeworfen und bewirkt, daß die Ermittlungen wiederaufgenommen wurden.«
»Ach ja?«
»Beispielsweise stellt sich die Frage: Warum ist das High Technology Aerospace Weapons Center in Nevada nach monatelangem Geheimbetrieb plötzlich angegriffen worden, kaum daß Oberleutnant Luger einige Tage dorthin abkommandiert war?«
»So ein Quatsch.« Ormack schüttelte den Kopf. »Wir hatten tagelang mit einem Angriff gedroht, und nachdem die Sowjets einen unserer Satelliten außer Gefecht gesetzt
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