Nachtflug Zur Hölle
Kundert klappen würde, blieb abzuwarten. Aus unerfindlichen Gründen waren die für Sondereinsätze geeigneten Einheiten des Marine Corps nie dem U.S. Special Operations Command unterstellt worden. Obwohl General Teller alle Spezialtruppen von Heer, Marine und Luftwaffe unterstanden, reagierten Kunderts Marines im allgemeinen am schnellsten und wirkungsvollsten. Die Wahl zwischen diesen beiden Verbänden war nicht nur eine operative, sondern auch eine politische Entscheidung, die das Weiße Haus hätte treffen müssen.
Bedauerlicherweise waren die Vereinten Stabschefs heutzutage ein politischer Organismus und keine Versammlung hoher militärischer Führer mehr. Selbst Curtis war inzwischen ein Sprachrohr des Weißen Hauses geworden, anstatt die Strategien und Interessen der Streitkräfte zu vertreten. Die Vereinten Stabschefs besaßen noch immer großen Einfluß und beträchtliche Macht, aber sie sollten eigentlich nur dem Präsidenten applaudieren. Der Versuch, die Marines bei diesem Unternehmen mit dem Special Operations Command zusammenzuspannen, war allzu durchsichtig: Der Präsident schreckte vor einer klaren Entscheidung zurück, weil er glaubte, so alle Teilstreitkräfte zufriedenstellen zu können.
Mit dem Ende des kalten Kriegs hatten sich die Vereinten Stabschefs in uniformierte Politiker verwandelt – und auf diese Leute würde Luger hoffen müssen, wenn er überleben wollte. Mal sehen, ob sich dagegen nicht etwas tun läßt! dachte Elliott, »Ich weiß, daß ich nicht der Oberbefehlshaber bin«, sagte Elliott schließlich zu Russell. »Aber ich habe Flugzeuge und Waffen, die bei diesem Unternehmen eingesetzt werden könnten. Vor allem die Flugzeuge sind für Kommandounternehmen geeignet; sie können von …«
»Danke, General Elliott«, unterbrach ihn General Teller, »aber wir kommen allein zurecht. Von Ihnen brauchen wir lediglich Ihre drei Stabsoffiziere, die mit dem Marine Expeditionary Unit und der Delta Force trainieren sollen, damit sie den Stoßtrupp begleiten können.
Oberstleutnant McLanahan und Hauptmann Briggs bringen Luger in Sicherheit und unterstützen General Ormack; General Ormack, Sie inspizieren das Labor, in dem Luger arbeitet und stellen möglichst aussagekräftige Unterlagen über das Projekt F-170 sicher. Das Ganze soll ein lautloses, schnelles und kompromißloses Unternehmen werden.«
Brad Elliott äußerte sich nicht dazu. Auf den ersten Blick schien dieser Plan in Ordnung zu sein: ins Fisikus vorstoßen, Luger finden, ein paar Safes und Schreibtische ausräumen und wieder verschwinden. Spezialeinheiten fast aller Teilstreitkräfte übten solche Unternehmen täglich. Trotzdem fand Elliott, das klinge viel zu einfach …
»Sie fliegen nach Camp Lejeune«, erklärte Kundert den drei Offi-163
zieren, »und melden sich beim Kommandierenden General der Special Operations Training Group, Wir untersuchen Sie, verpassen Ihnen einen Eignungstest und schicken Sie zum 26. MEU in Norwegen weiter, sobald Sie bewiesen haben, daß Sie mit meinen Marines Schritt halten können. Das MEU beurteilt Sie seinerseits und meidet mir, ob Sie dieses Unternehmen mitmachen können.«
Kundert betrachtete die drei Männer. Briggs schien ihm zu gefallen, aber Ormack und McLanahan musterte er leicht amüsiert. »Hoffentlich haben Sie sich in Form gehalten, Gentlemen«, sagte er, »denn morgen um diese Zeit nehmen Sie an einem Eignungstest fürs Marine Corps teil, der Hackfleisch aus Ihnen machen kann. Schaffen Sie die Hindernisbahn nicht bis zum Wochenende, oder können nicht mit einem Sturmgewehr umgehen, fliegen Sie raus. Oberst Kline denkt nicht daran, die Sicherheit seiner Männer wegen ein paar untrainierter Luftwaffenoffiziere aufs Spiel zu setzen. Ihren Marschbefehl bekommen Sie von meinem Adjutanten.«
Kundert wandte sich wieder an George Russell und General Teller, er schien sich mit Außenstehenden nicht länger als nötig abgeben zu wollen.
»Sie können gehen, Gentlemen«, entschied Russell. »General Elliott, freut mich, Sie endlich einmal kennengelernt zu haben. Wir halten Sie über den Fortschritt des Unternehmens auf dem laufenden.« Elliott schüttelte allen die Hand und verließ den Lageraum mit seinen Offizieren.
Draußen gingen die vier HAWC-Offiziere zu dem Aufzug, der sie in den Westflügel des Weißen Hauses hinaufbringen würde. Zwei Secret-Service-Agenten schlossen sich ihnen an.
McLanahan staunte noch immer über das zuvor Gehörte. »Nach so langer Zeit … lebt Dave
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