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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Anpassungsfähigkeit.
    »Ja«, bestätigte Ishmael. »Ich war dort.« Sein Magen rebellierte bei der Erinnerung an den Rauch, die glühende Hitze des Feuers, das Brennen von Sonnenlicht auf seiner Haut, die irren Schreie sterbender Menschen. Aber er hielt vor seinen Leuten niemals zurück, was sie ihrerseits vielleicht an einem bitteren Tag retten würde. »Ich hatte im Regenbogenhaus übernachtet, nachdem – nun, davon werde ich Ihnen später erzählen. Als das Feuer mich weckte, war ich bereits benebelt.« So musste es gewesen sein, wenn er seine Jacke dort zurückgelassen hatte. »Ich wusste, dass die alten Häuser früher unterirdische Eingänge hatten, die tief in die Erde in Tunnel führten. In alte unterirdische Straßen. Also suchte ich nach der alten Tür, während die anderen die Türen zwischen den Kellern zum angrenzenden Haus einrissen. Das Haus stürzte zusammen, bevor ich ihnen mitteilen konnte, dass ich den Eingang gefunden hatte. Ich konnte sie nicht erreichen, bevor sie in der Falle saßen und verbrannten. Üble Geschichte«, sagte er kurz und verfiel dann in Schweigen.
    »Ich habe von diesen Straßen gehört«, meinte der junge Mann nach einem Moment des Zögerns. »Ich nahm nicht an, noch jemand könne dort hinuntergelangt sein.«
    »Es ist abscheulich dort«, gab Ishmael zu. »Aber trotzdem, falls wir es bei diesem Aufenthalt hier nicht schaffen, einmal hinabzusteigen, werden wir es das nächste Mal tun, wenn wir wieder in der Stadt sind.«
    »Danke, Herr«, erwiderte Eldon, der eine Leidenschaft für städtische Geschichte hegte – eine Leidenschaft, die Ishmael gern ermutigte, da man nie wissen konnte, welche nützlichen Informationen sie zutage fördern würde. Die Gedanken seines Vaters zu diesem speziellen Thema waren ernsterer Natur. Lorcas wusste, dass Ishmael die Gewohnheit hatte, an gewisse Orte zurückzukehren, um sich seinen Albträumen zu stellen.
    Ishmael stellte seinen Tee beiseite; er bekam ihm nicht gut. »Wie viel Kontakt haben Sie zum herzoglichen Personal, oder hat man Ihnen hier Quartiere gegeben?«
    »Hier, am Ende des Flurs. Man hat uns gesagt, dass wir für uns bleiben sollen.«
    Ein vernünftiger Rat, obwohl es ihre Fähigkeit beschneiden würde, Informationen zu sammeln. »Dann wollen wir ein oder zwei Tage still abwarten.«
    »Dürfen wir den Rest Ihres Personals einweihen?«, fragte Lorcas. Seine Tochter, Eldons Schwester, und ihr Ehemann gehörten als Haushälterin und Stallbursche zu dem Teil seiner Dienerschaft, der nach Norden unterwegs war, um zu ihm zu stoßen, und zwei ihrer Kinder waren Pagen in seinen Diensten.
    »Ja, tun Sie das«, antwortete Ishmael und versuchte einmal mehr, sich zurückzulehnen, ohne die Brandwunden zu berühren. »Aber mit der gebotenen Vorsicht.« Er schob seinen Tee beiseite, sodass er sich auf die Armlehne stützen konnte. »Ich kann Ihnen weder versprechen, dass keine Gefahr besteht, noch Ihnen raten, was dagegen zu tun sei. Es wäre das Beste, wenn erst gar nicht der Verdacht aufkäme, mein Personal wisse, was ich getrieben habe.« Hätte er nur an sich selbst denken müssen, hätte er sein Personal angewiesen, nicht mit der Information hinterm Berg zu halten, dass er sich im herzoglichen Palast aufhielt, damit, wer immer Ärger machen wollte, gleich damit zu ihm käme. Aber er musste auch an Telmaine, ihren Ehemann, ihre Schwägerin und ihre Tochter denken – an beide Töchter.
    Lorcas räumte die Tasse und den Unterteller fort, die durch Ismaels rastlose Bewegungen in Gefahr gerieten. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Herr; wir werden es erledigen.«
    »Nebenan wohnt eine Dame, Magistra Olivede Hearne, die ebenfalls in diese Angelegenheit verwickelt wurde. Sie ist nicht an diesen Lebensstil gewöhnt, vermute ich. Wenn Sie eine Gelegenheit dazu bekommen, finden Sie heraus, ob sie irgendetwas benötigt, das wir ihr beschaffen können.«
    »Ja, Euer Hochgeboren.«
    Wenn Lorcas anfing, ihn »Hochgeboren« zu nennen, war das ein Zeichen von Tadel. Ishmael bettete die Stirn auf seine verschränkten Arme und hörte zu, wie Vater und Sohn leise besprachen, welche Botschaft genau sie den übrigen Angehörigen seines Haushalts übermitteln wollten. Als ein zaghaftes Klopfen an der Tür erklang, brachen sie ab. Er hörte, wie Lorcas die Tür öffnete, dann Telmaine Hearnes sanfte, beunruhigte Stimme. Der kurze Wortwechsel dauerte nur gerade so lange, dass er sich aus seinem Schlummer herauskämpfte, wobei ihm gar nicht bewusst

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