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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einen Blutkrieg vorbereite, der den mythischen Fehden längst vergangener Zeiten in nichts nachstehen werde. Wenn ich sage ›einfach‹, will ich damit nicht sagen, dass es schnell ging; denn wenn ich euch daran erinnern darf: Zeit spielt bei den Wamphyri keine Rolle und die Feindschaft, die sich zwischen dem Hirn und den anderen entwickelte, brauchte Jahre, um Gestalt anzunehmen.
    Als Malinari also in der Nacht, in der ich enführt und mein Volk zerstreut wurde, den ihm unterworfenen Vadastra-Clan zerstörte, war der Überfall im Zusammenhang mit der Abgabe des Tributs nicht gänzlich auf eine plötzliche Eingebung von ihm passiert, sondern weil der Lord der Verdammnis ebenfalls Vorkehrungen traf, so wie auch der Rest der Vampir-Lords.
    Aye, denn die Wahrheit ist, dass sie sich einfach gegenseitig fürchteten. Und Furcht erzeugt noch mehr Furcht, nicht wahr?
    Als das Hirn also erstmals bemerkte, wie sehr seine mentalistischen Fähigkeiten ihn isoliert hatten, fing er tatsächlich an, nach Verbündeten zu suchen, die ebenfalls unter Bedrohung standen, um sich ihrer Unterstützung zu versichern. Sie waren nicht schwer zu finden:
    Lady Vavara war eine davon. Ich nenne sie ›Lady‹, obwohl sie selbst die Bezeichnung nicht benutzen würde, da ich sie gesehen habe und nah bei ihr war; sie zu sehen ... Es gab nie eine perfektere Beschreibung für Weiblichkeit, doch ob sie ihr Äußeres veränderte (wie es zum Beispiel Shaithis durch Metamorphismus tat), kann ich nicht sagen. Allerdings finde ich es schwer zu glauben, dass es eine solche natürliche Schönheit überhaupt gibt. Wenn sie aber tatsächlich ein Werk der Natur war ... warum hatte sie sich dann für dieses Werk eine weibliche Wamphyri ausgesucht? Es ist ein Paradox, auf das ich keine Antwort weiß.
    Ich habe sie also gesehen und war in ihrer Nähe – zu nah und zu oft, denn ich glaube, dass es Vavara war, die Malinari bat, mich in dieses Rohr zu stopfen! –, doch ich kann mich nicht genau an sie erinnern. Vielleicht machte allein dies ihre Schönheit aus: dass sie gewöhnliche Männer durcheinanderbrachte und ebenso gewöhnliche Frauen. Aber hierbei zeigte sich ein weiteres Paradox: Trotz der Tatsache, dass sie wunderschön war – betörend, eine bezaubernde Hexe, eine sinnliche Zauberin – war sie trotzdem nicht selbstbewusst, keineswegs überzeugt von ihrer Schönheit. Die einzige Erklärung, die ich für ihr Verhalten habe, ist, dass eine Göttin (wenn auch eine Dämonen-Göttin) wie sie den Gedanken, dass auch andere schön sein könnten, nicht ertragen konnte und aus diesem Grund ihren Mägden die Brüste, Lippen, Nasen und andere Körperteile entfernen ließ, um sie zu entstellen!
    So viel zu Vavara. Und genau wie meine Vampirwelt in zwei gegensätzliche Teile getrennt war, die Sonnseite und die Sternseite, so war sie geteilt: ihr strahlendes Äußeres und die dunkle, abgrundtiefe Verderbnis in ihrem Innern.
    Sie war für Malinari das Hirn die erste Wahl als Verbündete; nicht, weil es ihn nach ihr gelüstete, sondern weil er sich sicher war, dass die anderen Lords es taten. Vavara war entschlossen, nicht die Frau eines anderen Lords zu werden, und sie würde auch nie einen Mann nehmen, bis sie einen fand, der ihr zumindest ebenbürtig war in seiner Begehrlichkeit. Dies würde wohl kaum je eintreffen, denn sie war diejenige, die Shaithis – der generell als gottgleich im Aussehen galt – als bloßen ›Trampel‹ bezeichnet hatte! Oh, sie nahm sich Männer, da könnt ihr sicher sein, aber sie waren ihre Knechte und einfach austauschbar, wenn der unwahrscheinliche Fall eintrat, dass sie Schwierigkeiten machten.
    Vavara hatte ebenfalls Gerüchte über eine bevorstehende Blutfehde vernommen und wusste, dass Lesk der Vielfraß sich damit gebrüstet hatte, was er mit ihr anstellen würde, wenn er erst Labyrinthium eingenommen hatte, ihre verwinkelte, mit Reliefs verzierte und von zahllosen Turmspitzen gekrönte Feste, die unweit der Malinshöhe und Lord Szwartzs Dunkelspitze stand. Wie er ihr die rubinroten Augen ausstechen würde, um ihnen ihre Faszination zu nehmen, ihre Augenbrauen, langen Wimpern und Haare vom Kopf sengen würde, um sie zu einer hässlichen, alten Hexe zu machen, und dann jedes ihrer Löcher größer ficken würde, sodass sie nur noch für brünstige Höhlentiere attraktiv wäre. Ha! So viel zu Vavaras ›Schönheit‹, sollte sie Lesk dem Vielfraß in die Hände fallen! Ist es da noch ein Wunder, dass sie sich mit Malinari

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