Nachtgesang
Schmerz, Trenniers Schmerz –, bis Malinari gezwungen gewesen war, ihn aus seinem Geist auszuschließen. Aber durch den Strahl sengender Hitze, der Trenniers Fleisch von seinen Knochen trennte, ihn schließlich erblinden ließ und vernichtete, erkannte Malinari einige der Gesichter der Peiniger seines Leutnants. Das Gesicht von Ben Trask, an das er sich erinnerte, weil es in Zek Foeners Geist gewesen war, und das von Ian Goodly, einem weiteren Mann mit seltsamen Talenten ...
Wenn Malinari nur mehr Zeit mit dieser Foener-Frau verbracht hätte. Er hätte so viel mehr erfahren können (zum Beispiel über das Ausmaß der Talente dieser esoterisch angehauchten Männer), und es gab so viel mehr, das er gern gewusst hätte ... über diese wundervolle Frau selbst und vielleicht nicht nur, was in ihrem Geist war.
Nun, dafür war es jetzt zu spät – zu spät von dem Moment an, als er sie in den Schacht des Vergessens geschleudert hatte –, aber zumindest hatte er etwas über die Gefahren dieser Welt ergründen können. Besonders über die größte Gefahr von allen, das E-Dezernat.
Jetzt hatten sie ihn gefunden ... und er hatte gewusst, dass es so weit kommen würde, weshalb er gegen diese Unvermeidlichkeit seit Langem geniale und hervorragende Vorkehrungen getroffen hatte.
Auf einem an der Wand befestigten Brett bei Malinaris »Fenster« (das lediglich ein großes Loch in der gegossenen Beton-Fassade war) stand ein Hauptschalter auf »aus«. Neben ihm war eine Reihe kleinerer elektrischer Schalter in einer rechteckigen Form angebracht worden. Die Anordnung stand genau für Xanadu selbst; ihr konzentrisches Schema von Schaltern duplizierte den spinnenwebartigen Entwurf des Resorts in der Düsternis des Bergsattels.
Jetzt legte Malinari, der dort in seinem geheimen Unterschlupf wartete, den Hauptschalter um. Nur ein tiefes Brummen zeigte an, dass Strom floss. Seine schlanken Finger zuckten ungeduldig über den Nebenschaltern – diesen elektrischen Boten des sofortigen Todes –, als er voller Vorfreude eine bestimmte Folge einstudierte.
»Erst die äußeren Hütten, um sie einzukreisen. Dann die inneren Gebäude, um sie am Wegrennen zu hindern. Und wenn sie dann am Ende denken, dass sie mich in meiner pechschwarzen Kuppel ›eingekreist‹ haben ...« Seine Hand zitterte vor gespannter Erwartung über dem Hauptschalter.
»Ein Pleasure Dome, aye. Aber für mein Vergnügen, nicht für ihres!«
Er lachte ein langes, tiefes, bellendes Lachen ... und hielt dann abrupt inne. Dort unten kam etwas von der Zufahrtsstraße auf das Tor von Xanadu gefahren: ein Fahrzeug. Die Nacht war jetzt finster – aber Nacht und Finsternis waren Malinaris größte Verbündete – und das Fahrzeug mit seinen schwächer eingestellten, vorsichtig umhersuchenden Lichtern; die enorme Anspannung in seinen rachsüchtigen Passagieren!
Malinari spürte sie, ihre menschliche Gier nach Blut – oder das, was man als menschliche Blutgier bezeichnen konnte – und lachte weiter. Blutrausch? Nephran Malinari hatte dickflüssigeres Blut ausgepisst als das, was durch die Venen dieser Stümpern zirkulierte!
Seine telepathischen Sonden konzentrierten sich auf das Fahrzeug, er fühlte, was seine Insassen fühlten:
Furcht vor dem Großen Unbekannten, das Malinari war. Oh, er erkannte und genoss sie! Die Urangst vor der Nacht und dem, was sie mit sich brachte, ihre Wurzeln, die wie Würmer in jede menschliche Faser eindrangen, ganz genau wie bei ihren Höhlen bewohnenden Vorfahren. Furcht vor einer unbekannten Bedrohung, der Gefahr durch eine Blut-Bestie!
Aber da war auch eine Wand aus fester Entschlossenheit, die die Furcht eindämmte und zurückhielt. Verstärkt wurde die finstere Entschlossenheit noch durch das sichere Wissen von weitaus überlegenerer Feuerkraft.
Ach wirklich ...?
Wieder lachte Malinari, nur um eine Sekunde später zu zischen und eine Grimasse zu schneiden, als er seinen überirdisch schönen Kopf in seinen stark zitternden Händen hielt. Es war der Schmerz – diese Lichtblitze von schrecklichem Schmerz, die immer mit seinem exzessiven Gebrauch von Mentalismus einhergingen –, der Schmerz, der dadurch entstand, dass er die Gedanken anderer suchte, sie abhörte und dadurch ihr Gewirr an Emotionen erlitt, ihre bedrängenden Träume und Vorlieben. Denn seltsam mutierte Gehirne waren jetzt hier versammelt und je größer das Talent, desto stechender der Schmerz in seinem Kopf.
Malinari begann lebhaft in der Sprache der Sternseite zu
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