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Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tatsächlich in einen klassischen Vampir verwandelt!
    Die kurze Distanz und die Scheibe trennten uns. Im Kampf gegen Vampire konnte ich auf eine jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Auch jetzt zuckte es in meiner rechten Hand. Ich hätte nur die Beretta mit den geweihten Kugeln hervorholen müssen, um ein Geschoß in den Kopf der Blutsaugerin zu jagen. Damit wäre das Problem Doreen La Monte erledigt gewesen.
    Ich tat es nicht.
    Etwas hielt mich davon ab. Möglicherweise lag es an unserer ersten Begegnung im Wald. Da war sie mir als normaler Mensch mit sehr traurigen, schon depressiven Gefühlen begegnet. Nun hatte sie sich in ein Geschöpf der Nacht verwandelt. Sie hatte - wie alle Vampire - einem alten Fluch Tribut zahlen müssen. Doch war es bei ihr anders. Am Tag war sie keine Wiedergängerin. Da lebte sie auf ihre Art und Weise normal, und das wiederum unterschied sie von anderen Artgenossen. Deshalb steckte ich auch in einer Zwickmühle. Zwar sah ich sie jetzt als Vampirin, hinter ihr aber stand der Mensch, und immer wieder baute sich die Szene im Wald in meiner Erinnerung auf.
    Sie blieb.
    Sie starrte in das Zimmer.
    Sie würde mich sehen können, denn die Dunkelheit behinderte dieses Wesen nicht.
    Ich rechnete damit, daß sie sich mit ihren Händen an der äußeren Fensterbank festklammerte und sich so in die Höhe gezogen hatte. Ein großer Kraftaufwand war dazu nötig gewesen, zumindest für einen Menschen, doch was bedeutete schon Kraft für Vampire. Sie waren davon keinesfalls abhängig. Sie übersprangen Distanzen, die für uns Menschen einfach zu groß waren.
    Hinter ihr bildeten die flatternden Fledermäuse einen Schutz. Selbst durch das geschlossene Fenster glaubte ich, das Rauschen der sich heftig bewegenden Schwingen zu hören.
    Was tun?
    Nicht erschießen. Es gab vielleicht eine andere Möglichkeit, sie zu erlösen. Auch traf sie keine Anstalten, die Scheibe einzuschlagen. Sie starrte mich nur an. Diesmal lag keine Trauer in ihren Augen. Der Ausdruck war eher kalt und wild.
    Das Kreuz hing wie so oft vor meiner Brust. Es war mein ständiger Begleiter. Ich nahm es überall mit. Ich faßte nach der im Nacken hängenden Kette und zog das Kreuz langsam in die Höhe. Es rutschte an der Brust entlang. Mit zwei Fingern der linken Hand öffnete ich den zweitobersten Knopf meines Hemdes, damit der Talisman freie Bahn hatte.
    Dann lag er frei.
    Ich deckte ihn sofort mit der Hand ab. Die leichte Erwärmung war vorhanden. Auch die Scheibe konnte die böse Strahlung nicht aufhalten.
    Doreen spürte ebenfalls etwas. Ihre Starre löste sich auf. Sie sah verunsichert aus. Sehr hastig bewegte sie den Kopf nach links und rechts, der Mund verzerrte sich noch mehr in die Breite, und ich öffnete die Finger der Faust.
    Das Kreuz hielt ich fest.
    Es lag frei, und Doreen schaute darauf!
    In den folgenden Sekunden erlebte ich bei ihr einen Anfall von Panik. Die Mimik ihres Gesichts riß einfach auf. Die Gier und das Böse verschwanden. Panik hielt die Gestalt umklammert. Der Mund war für einen Moment weit aufgerissen und auch nicht mehr in die Breite gezogen.
    Sie sah aus wie ein schreiender Mensch. Nur hörte ich keinen Laut. Dann umwuselten sie plötzlich ihre Helfer. Sie mußten von meinem Kreuz ebenfalls nervös geworden sein. Es war in der Dunkelheit sehr deutlich zu erkennen. Um seine Umrisse herum hatte sich eine leicht helle Aura ausgebreitet, als wollte es einen Teil seiner Macht demonstrieren. Doreen schrie auf!
    Endlich brüllte sie ihre Not hinaus, und ihr Körper verfiel dabei in eine wilde Zuckung, als er nach hinten geschleudert wurde. Sie hatte keinen normalen Stoß erhalten. Allein die Macht meines Kreuzes halte dafür gesorgt.
    Ich erlebte noch für einen kurzen Augenblick eine fliegende Person, ohne allerdings die Schwingen zu besitzen wie ihre Helfer, die Fledermäuse. Irgendwo erfaßte sie der von den Helfern entfachte Wind. Er blähte die Kleidung auf, denn sie trug noch immer das gleiche Kleid wie bei unserer Begegnung im Wald. Der Rock tanzte in die Höhe und bekam die Form einer Ballonhälfte.
    Dann fiel sie.
    Auch Vampire müssen den Gesetzen der Erdanziehung folgen. So entschwand sie aus meinem Sichtbereich. Ich war nicht schnell genug an der Scheibe, um zu sehen, wie sie unten aufschlug. Zudem verdeckten mir die zahlreichen Fledermäuse die Sicht, deren wilder Tanz andauerte.
    Um zu sehen, was mit der Person geschehen war, mußte ich nach unten laufen. Es war wieder heller im Zimmer geworden,

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