Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtgespenster

Nachtgespenster

Titel: Nachtgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Auch das dicke Holz strahlte ihr einen feuchten Geruch entgegen. Aber die Tür war fest. Niemand konnte sie so leicht einschlagen.
    Doreen drückte sie mit der Schulter auf. Dabei lauschte sie dem Quietschen der alten Angeln. Es hörte sich schrecklich an. Seelen schrieen ihre Qual hinaus, als litten sie unter einer wahnsinnigen Angst.
    Die Frau schob sich hinein in die Dunkelheit eines sehr großen, hallenartigen und leeren Raumes. Er war tot, unbelebt. Trotzdem atmete er etwas aus, das bei ihr einen Schauer hinterließ. Auch merkte sie wieder die Kälte, die einfach nicht zu stoppen war. Schleichend kroch sie auf Doreen zu. Es war seine Hinterlassenschaft. Er wußte immer genau, was er tat und was er ließ.
    Sie durchquerte die Halle, gespannt und mit vorsichtigen, aber trotzdem langen Schritten. Sie wollte ihn nicht sehen. Doreen haßte seine Gestalt. In ihr tobte ein Sturm aus Gefühlen.
    Schattenhaft sah sie an der rechten Seite die nach oben führende breite Treppe. Deren Stufen verloren sich in der Dunkelheit und sahen aus wie verschluckt. Weitergehen.
    Schnell und hastig. Ihren Vater wollte Doreen nicht sehen. Nach Ausflügen wie diesen war ein Besuch in der Gruft des Schlosses wichtig. Das hatte sich bei ihr so eingebürgert, und daran würde Doreen auch festhalten.
    Die Frau war allein. Nur fühlte sie sich nicht allein. Irgendwo lauerte man auf sie. Im Unsichtbaren. Versteckt in der Dunkelheit. Wesen, die sich in einer anderen Welt aufhielten und für Doreen unsichtbar waren.
    Nachtgespenster…
    Es waren tanzende Schatten, tanzende Geister. Ihr Treffpunkt war das Schloß La Monte, wo der Earl den Dirigenten spielte und die Nachtgespenster nach seinem Willen tanzen ließ.
    In dieser Phase nicht. Da hielten sie sich zurück. Doreen sah nichts von ihnen. Sie war bis zu einer Tür vorgegangen und zog sie auf. Es war der Zugang zum Keller, zur Gruft.
    Hier achtete sie nicht auf die alten Geräusche. Aus der Tiefe wehte ihr der schreckliche Atem entgegen. Kalt und faulig roch er. Kroch über uralte Stufen hinweg, streifte ihr Gesicht, und sie schmeckte ihn auf den Lippen.
    Die Dunkelheit war dicht. Es gab hier keinen Mondschein. Es leuchtete auch keine Fackel. Doreen kam sich gefangen in dieser finsteren Schwärze vor.
    Sie kannte den Weg. Zielsicher schritt sie die abgetretenen und hohen Stufen hinunter, bis ihr schabender Fuß schließlich keine Stufenkante mehr fand.
    Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Hier roch die Luft anders. Staubiger, aber auch nach Verwesung und Moder. Alte Knochen schienen sich aufgelöst zu haben. Altes Fleisch war verwest und verströmte diesen Geruch.
    Doreen La Monte hatte die Gruft erreicht. Sie wußte, wo sie die Kerzen fand. Im Dunkeln bewegte sie sich zielsicher. Zündhölzer wären zu feucht geworden. Deshalb nahm sie ein Feuerzeug. Die kleine Flamme schickte ihr Licht gegen einen mit drei Kerzen besetzten Ständer. Die Dochte standen hervor und sahen aus wie schwarze Striche über dem gelben Wachs.
    Gierig fraßen sich die Flammen an die Dochte heran. Das Zucken der tanzenden Lichter hörte nicht auf, als Doreen den Leuchter faßte und ihn anhob.
    Mit ihm in der rechten Hand bewegte sie sich in die Dunkelheit der Gruft oder des Kellers hinein, dessen Ausmaße gewaltig waren. Über ihr lag die niedrige Decke. Gegen sie huschte das bizarre Spiel aus Licht und Schatten, das mit der Frau weiterwanderte und nur ein Ziel kannte.
    Längst verwelkte und auch entsprechend riechende Blumen wiesen Doreen den Weg. Sie hatte die Grüße immer wieder einmal mitgebracht, um ihre verstorbene Mutter Rose zu ehren.
    Doreen hatte sie so geliebt, wie eine Tochter ihre Mutter nur lieben kann.
    Dann war sie gestorben.
    Urplötzlich.
    Nicht einmal durch einen Biß. Sie war als Mensch heimgegangen und nicht als Vampir.
    Über die Ursache ihres Todes schwieg ihr Vater sich aus. Doreen hatte nie aufgegeben, den Earl danach zu fragen, aber seine Antworten waren einfach nur Ausreden gewesen.
    Je näher sie dem Ziel kam, um so schwerer wurden Doreens Schritte. Sie mußte sich anstrengen, um die Füße überhaupt anheben zu können. Das Schicksal drückte schwer auf ihr. In dieser fremden und ihr doch so vertrauten Welt war alles anders geworden. Hier regierte einzig und allein der Tod und dessen Erbe.
    Die Anzahl der Blumen nahm zu. Sie wirkten weniger verwelkt, manche sahen noch frisch aus. Die aber lagen in der direkten Nähe des Sarges, in dem die Mutter ihre letzte Ruhestätte bekommen hatte und dort

Weitere Kostenlose Bücher