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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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barmherzigen Gott an, schlug damit den Teufel in die Flucht und rettete den erschöpften, verängstigten Burschen vom Kapellendach.
    Die Magd fand man Tage später mit umgedrehtem Hals in einem Felsspalt unterhalb der Burg Rabenstein. Der Teufel hatte für seine Schmach fürchterliche Rache an ihr genommen. –
    „Wenn du ganz genau hinsiehst, kannst du erkennen, dass das Kreuzlein ein wenig verbogen ist.“
    Mandy lächelte ihn dankbar an, nahm das Kreuz in den Blick und knabberte genussvoll an einem mit scharfem Paprika gewürzten Hühnerbein. „Ich sehe es genau, Carlo, es ist leicht verbogen. Und danke schön für die Geschichte und das leckere Picknick.“
    Karl-Heinz freute sich über das Lob. „Keine Ursache, werte Kollegin, es ist mir ein Vergnügen“, erwiderte er charmant.
     
    Gestärkt und guter Dinge brachen sie auf. Vor ihnen lag noch eine Strecke von ungefähr zehn Kilometern. In stiller Einträchtigkeit schritten sie flott aus und genossen ihre Wanderung. Im klaren Ailsbach tummelten sich Dutzende von Forellen und sie fanden kindliche Freude daran, das Treiben der munteren Fische zu beobachten.
    Kurz bevor sie Unterailsfeld erreichten, klingelte Mandys Handy erneut. Die aufgeregte Polizistin Sieglinde Silberhorn meldete sich: „Du musst sofort kommen, Mandy. Wir haben noch eine Leiche. Spaziergänger haben sie auf einem Hochsitz in der Nähe von Walkersbrunn, Richtung Kasberger Windrad, entdeckt. Gerd weiß schon Bescheid, er ist unterwegs.“
    Es folgte eine exakte Wegbeschreibung. Sie stürzten los. Die Forellen waren vergessen.
     
    Margit hatte mit Walter Burkhard am Sonntagnachmittag vor Helenes Bauwagen Kaffee getrunken. Sie beschlossen dann, zusammen mit dem Rauhaardackel Ferdinand einen ausgiebigen Spaziergang zu unternehmen. Margit hatte aus Nürnberg einen kleinen Koffer mitgebracht und plante, einige Tage in der Fränkischen die Ruhe zu genießen.
    Sie wanderten gemächlich über einen Kamm, von dem aus sie einen klaren Blick auf das Walberla hatten, durch Kirschgärten und weiter durch einen lichten Buchenwald, in dessen Blättern sich das Sonnenlicht fing. Ferdinand befand sich ein Stück hinter ihnen und wühlte verbissen in der Erde, die ihm um die Schlappohren flog, nach einer Maus.
    Sie folgten jetzt einem Feldweg, der sanft in einem Bogen den Berg hinunterführte. Rechts von ihnen erstreckten sich abgemähte Äcker und abgeerntete Maisfelder. Auf der anderen Seite lag eine Wiese, die bis zum Waldrand reichte.
    Margit hatte sich bei Walter eingehängt und fand an dem hageren, großen, lieben Mann mit seinen kurzgeschnittenen grauen Haaren immer mehr Gefallen. Für einen Junggesellen, der immer nur mit seinem Hund zusammengelebt hatte, war er kein bisschen schrullig, sondern umsichtig und aufmerksam. Aufgrund seiner vielen Interessen konnte sie sich gut mit ihm unterhalten – sie fanden immer ein Gesprächsthema. Sie hatte noch keine Marotten bei ihm entdecken können. Sie wusste aus Erfahrung, dass das außerordentlich ungewöhnlich war.
    Ihr letzter Freund, den sie im Café Einsame Herzen in Schwabach kennengelernt hatte, schlief aus Gründen, die er nicht preisgeben wollte, immer verkehrt herum im Bett und rollte die Zahnpastatube penibel von hinten auf. Er neigte dazu, Monologe zu halten, wusste alles besser und duldete keinen Widerspruch. Als er eines Tages bei einer Essenseinladung die Avocado mitsamt der Schale verspeiste und von seiner Behauptung nicht abzubringen war, auf Teneriffa würden das alle Bewohner so handhaben, brachte das das Fass endgültig zum Überlaufen. Sie trennte sich von ihm. In einem bitteren Brief forderte er mit Fristsetzung alle seine Geschenke zurück. Viele waren das nicht.
     
    Walter Burkhard ging gern an der Seite dieser warmherzigen, gutgelaunten Frau mit der unerschütterlich positiven Lebenseinstellung, die für seinen Geschmack ganz bezaubernd aussah. Auch ihre Figur konnte sich sehen lassen – mollige Frauen gefielen ihm. Er hatte sich heute für Margit fein gemacht und sich interessante Gesprächsthemen überlegt, damit sie ihn nicht für einen ignoranten Langweiler hielt. Er spielte mit dem verwegenen Gedanken, Margit am Abend ins Kino und danach zu sich nach Hause einzuladen. Vorsorglich hatte er halbtrockenen Sekt in seinem Kühlschrank kalt gestellt und die Wohnung geputzt.
    Sie unterhielten sich gerade über ihr Lieblingsthema, nämlich wie sie das Vermächtnis der Kräuterheilsammlerin „Hexe Helene“ in Ehren halten und

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