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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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Ermittler genossen die Ruhe und die weite Aussicht.
    Nach zwei Minuten klingelte jedoch Gerd Försters Handy. Einer der Kartler – er hieß wohl Madders oder so ähnlich – grummelte aus dem Höhlenschlund: „Solche Wichtigtuer müssen sogar auf einem Bierkeller erreichbar sein. Wahrscheinlich sein Börsenmakler. Gleich wird noch des Bimberla von Laaf anrufen.“ Ein Grölen schallte aus dem natürlichen Hohlraum.
    Mandy grinste ihren Kollegen amüsiert an, dem die barschen Ausbrüche des fränkischen Ureinwohners gut bekannt waren und der unbeeindruckt weiter telefonierte.
    Nach dem Gespräch informierte er Mandy: „Aufmerksame Bürger haben vier weitere Blockhütten gemeldet, leider ist die von uns gesuchte nicht darunter. Wir müssen weiter auf einen Treffer hoffen. In der Zentrale ging außerdem vor einigen Minuten ein anonymer Anruf ein, die Rufnummer war unterdrückt, unser diensthabender Techniker arbeitet gerade daran.“
    Der Kommissar berichtete seiner Kollegin die Einzelheiten: Eine jung klingende, etwas lispelnde, helle Männerstimme hatte in knappen Worten berichtet, dass am späten Freitagabend in der Dorfwirtschaft Zur Grünen Au in Walkersbrunn am Stammtisch ein heftiger Streit entbrannt war. Und zwar zwischen dem Jungjäger Clemens Lämmerhirt und dem Revierförster Ewald Hufnagel. Die Stammtischbrüder mussten angeblich energisch eingreifen, um eine wilde Schlägerei zwischen den beiden Streithähnen zu verhindern. Clemens Lämmerhirt hatte nach einem Weizen zuviel den Förster gehänselt, dass er nicht in der Lage war, eine Freundin zu finden, im Gegensatz zu ihm, der mit seinem neuen Wagen bei den Frauen alle Chancen haben würde. Der sonst eher sanftmütige und besonnene Waldi Hufnagel hätte mit unbändiger Wut reagiert, die alle Anwesenden zutiefst erschreckte. Nach diesen Informationen hatte der Anrufer das Gespräch abrupt beendet.
    Die Kommissare sahen sich nachdenklich an.
    „Wir erkundigen uns gleich nachher in der Grünen Au nach dieser Auseinandersetzung, die müssen ja noch mehr Personen mitbekommen haben“, verkündete die Kommissarin optimistisch. „Vielleicht ist das ein wichtiger Anhaltspunkt, der uns weiterhelfen kann. Und ich möchte gerne diesen Förster Ewald Hufnagel kennenlernen.“
    Sie trank einen Schluck von ihrem Wasser und fuhr fort: „Bringt uns die Aussage des kleinen Maximilian weiter, Gerd, was meinst du?“
    „Nicht wirklich“, antwortete der und überlegte. „Er hat den Knopf nach der Nacht gefunden, in der Apollonia Vierheilig ermordet wurde. Der Täter könnte ihn in dieser Nacht verloren haben, aber auch jede andere Person. Oder er lag bereits einige Tage auf der Wiese. Länger nicht, sonst hätte er angefangen zu rosten. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten. Dennoch könnte es sein, dass sich dieser silberne Knopf mit dem Hirschkopf an einem Kleidungsstück befand, das dem Mörder gehört.“
    „An welcher Art Kleidung sind solche Knöpfe angenäht“? fragte Mandy. „Ich besitze so etwas nicht.“
    „Trachtenkleidung zum Beispiel“, entgegnete der Kommissar. „Oder Mäntel und Jacken, die üblicherweise von Jägern und Förstern getragen werden.“
    Ihre Spekulationen wurden von einem ratternden Geräusch unterbrochen, das sich langsam näherte. Ohrenbetäubender Lärm machte sich auf dem bisher so ruhigen Felsenkeller breit. Ein älterer Mann mit verwegenem Schlapphut, einen gelben Schal lässig um den faltigen Hals geschlungen, erreichte auf einem Traktorrasenmäher den Ausschank, stellte den Motor ab und wurde von den vier Schafkopfkartlern herzlich begrüßt.
    „Grüß Gott, Linus, du kannst den Brunskartler machen, du alter Schlawiner. Setz dich zu uns und trink ein Seidla Dunkles.“
    Bevor die Kommissare nach Walkersbrunn aufbrachen, erfuhren sie noch, dass jener Linus vor Kurzem seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer verloren hatte und nun mit seinem himmelblauen Rasenmäher über den Berg auf den Bierkeller tuckerte, weil man für dieses Gefährt keinen Führerschein brauchte.
    „Eine Runde Birn für alle“, rief Linus gut gelaunt.
     
    Das Dorfwirtshaus Zur Grünen Au fanden sie mitten in der Ortschaft. Das schiefe, hellblaue Fachwerkhaus, dessen alte Holzverstrebungen ochsenblutrot gestrichen waren, stand direkt an der Hauptstraße.
    Das Dach war asymetrisch gebaut, wie es bei alten Häusern in dieser Gegend häufiger vorkam. Die linke Hälfte des Daches zog sich weiter nach unten als ihr rechtes Pendant. In den

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