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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gestolpert, ohne es weiter zu beachten.
    »Was machst du denn hier? Als ich dich verlassen habe, warst du gerade erst eingeschlafen. Du warst ganz schön erschöpft.«
    Und du bist es immer noch, wenn ich mir dein fast durchscheinendes Gesicht und die Schatten unter den Augen ansehe, dachte er bei sich. Die Zeugnisse ihrer Erschöpfung waren so ausgeprägt, dass sie sich nicht mehr wegschminken ließen, und das beunruhigte Adam sehr.
    Esther erwiderte sein Lächeln nicht. »Ich wollte sichergehen, dass du nicht ohne mich aufbrichst.«
    »Wohin sollte ich denn ohne dich gehen?«
    »Weich mir bitte nicht aus.Versprich mir, dass du die Konfrontation mit Anders nicht im Alleingang bewältigen willst.«
    Daher wehte also der Wind. Obwohl Adam vor ihr stand und sie notgedrungen zu ihm aufblicken musste, fühlte es sich genau andersherum an. Esther hatte das Zepter eindeutig in der Hand, wie er etwas pikiert feststellte. Die Art, wie der Mann hinter der Theke grinste, bestätigte seinen Verdacht.
    Nervös wischte Adam sich über den Mund, der Esthers wohl erst einmal nicht mehr berühren würde.Vor allem nicht, wenn er ausgesprochen hatte, was sie ohnehin bereits erraten hatte. »Es ist nicht so, dass ich es mir vorgenommen hätte, aber was spricht denn dagegen, wenn du auf dem Zimmer bleibst?«
    Wie auf Befehl grub sich eine steile Falte zwischen Esthers Augenbrauen, so dass Adam sofort beschwichtigend die Hände hob.
    »Wenn du dich Anders stellst, dann tust du es meinetwegen, richtig? Weil er mich erpressen kann.«
    »Ja, aber nicht nur. Es ist nämlich so, dass …«
    »Du tust es nicht etwa, weil du dich an ihm rächen willst, nachdem er versucht hat, dir seinen Willen aufzuzwingen und damit fast Erfolg gehabt hätte? Es geht hierbei doch nicht vielleicht um dein verletztes Ego?«
    Adams Mund klappte unwillkürlich zu. Esther vermutete also, er befände sich auf einem Rachefeldzug. Nun, normalerweise wäre er das wohl auch gewesen. Es entsprach seinem
Naturell, seinen Feinden nichts durchgehen zu lassen. Es war nur so, dass er in diesem Fall absolut keinen Gedanken in diese Richtung verschwendet hatte. Alles, was er sah, war Esther. Wenn eben nicht das Gespräch mit Etienne ein neues Licht auf die Lage geworfen hätte, wäre er mit einem Handelsvorschlag vor Anders getreten. Denn das Einzige, was er wirklich wollte, war gemeinsam mit Esther fortzugehen, ohne dass die Vergangenheit ihnen weitere Fallstricke in den Weg legte.
    »Auch wenn Anders es eigentlich verdient hätte, dass ich ihm die Hölle heißmache, so habe ich es nicht vor. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, noch einmal einen Mann aus reiner Rachsucht zu verlieren. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass ich Anders töten werde - falls mir das gelingen sollte.«
    Die Skepsis in Esthers Blick ließ nicht nach. »Wie meinst du das?«
    So leise sie die Unterhaltung auch führen mochten, der Nachtportier wirkte zunehmend beunruhigt.Vielleicht war es nur sein Überlebensinstinkt, der mit großer Verspätung wegen Adams Gegenwart anschlug. Oder er erkannte an ihrer Anspannung, dass sie keineswegs bloß ein Paar waren, das unterschiedliche Ansichten über die adäquate Unterbringung während ihrer Liebesreise hatte.
    Nach einem ersten Zögern ließ Esther sich von Adam aufhelfen, und sie traten gemeinsam ins klare Morgenlicht des Vorhofes. Auf den Wagendächern lag Raureif, die Luft versprach einen klaren Wintertag. Zu gern wollte Adam sich auf diese Stimmung einlassen, während sein Arm um Esthers Taille lag, stattdessen erzählte er ihr in wenigen Worten, was er im Gespräch mit Etienne herausgefunden hatte. Esther hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen. Nur ihr schneller Herzschlag verriet, wie sehr sie die Neuigkeiten aus der Fassung brachten.
    »Verstehst du jetzt, warum ich mich Anders allein stellen muss?«

    »Ja, das verstehe ich. Es ändert nur nichts an meinem Entschluss, ihn gemeinsam mit dir aufzusuchen. Es geht nicht nur um eine Angelegenheit unter euresgleichen. Es geht auch darum, dass ich mich nicht von Anders erpressen lassen will. Ich muss selbst für mich einstehen. In den letzten Jahren bin ich ihm eine treue Dienerin gewesen, er hat kein Recht dazu, mich zu bedrohen.«
    Sie waren bis zu ihrem Wagen spaziert, und Esther lehnte sich an die Kotflügel, als besäße sie nicht mehr ausreichend Energie, sich aufrecht zu halten. Adam sah ihr an, dass sie um ihren Entschluss zu kämpfen bereit war. Allerdings auch, dass sie

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