Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
nicht. Und dann wird dein Widerstand gebrochen sein. Anders braucht dich nur in seine Finger zu kriegen, dann gehörst du ihm.«
    »Nun, wenn du mir nicht gleich die Zahlenkombination verrätst, dann wirst du persönlich erfahren, wie das mit den Küssen des Dämons so ist. Bist du schon einmal Zeuge einer missglückten Verwandlung geworden, wenn ein ungeeigneter Tempel unter dem Gewicht des Dämons zerbirst? Als Diener bist du vermutlich derartig ungeeignet, dass dein Körper sofort zerstört werden wird. Natürlich kann man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen. Manchmal überleben einige zerbrochene Teile eines Tempels und sind dann unfähig, zu sterben. Keine schöne Sache.«
    Bis auf einige leuchtend rote Flecken wich sämtliche Farbe aus Bensons Gesicht.
    Ich hätte ohnehin nicht von ihm kosten wollen , teilte der Dämon mit. Das Blut von Dienern ist es nicht einmal wert, auf den nackten Boden vergossen zu werden. Nichts weiter als roter Sirup.
    Doch Adam kümmerte sich nicht um ihn, sondern prägte sich stattdessen die lange Ziffernreihe ein, die endlich aus Benson heraussprudelte.

37
    Tiefgang
    Die Handwerker haben beim Einbau der Tür wirklich gute Arbeit geleistet, dachte Anders voller Ironie, als sein Instinkt ihm verriet, dass jemand unbemerkt den Raum betreten hatte. Tatsächlich hatte sich die Tür vollkommen lautlos geöffnet, und genauso lautlos war der Besucher hineingeschlüpft. Allerdings kam der Gast weder überraschend, noch war er unwillkommen.
    »Du kommst ein wenig spät, Adam.«
    Bei Anders’ Gruß fuhr Adalbert zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten. Bestürzt wich der junge Diener einige Schritte zurück, sich die bandagierte Hand vor die Brust pressend. Anders dagegen drehte sich wenig besorgt um. Er ärgerte sich bloß darüber, keine Zigaretten bei der Hand zu haben.
    »Ist das tatsächlich ein Gewehr, das du da hältst? Also wirklich.«
    Adam betrachtete die Waffe in seinen Händen wie einen interessanten und gleichzeitig fremdartigen Gegenstand.
    »Leider habe ich bei unserem letzten Zusammentreffen meine Klinge in dir stecken lassen. Mit irgendwas muss ich dich ja auf Distanz halten, obwohl ein Gewehr nicht wirklich nach meinem Geschmack ist. Aber das ist ja nichts hier in diesem schicken Opferraum.«
    »Gefällt er dir etwa nicht?«
    Anders war ernsthaft betrübt über Adams Urteil. Der Raum hatte den Durchmesser eines großzügig geschnittenen Wohnzimmers,
die Wände waren dunkelrot lackiert, und in die Decke war ein Ventilator eingelassen.Auf dem schwarzen Granitboden stand ein hüfthoher Container, und als wolle er imaginären Staub abwischen, strich Anders mit dem Finger über dessen metallene Kante. Der Container hat unleugbar etwas von einem Opferaltar, dachte Anders währenddessen, aber das mochte auch an der Wandfarbe liegen, die sich rötlich in ihm spiegelte.
    »Tja, vermutlich tauge ich als Innenarchitekt nicht sonderlich viel«, gestand Anders dann.
    »Als Erpresser übrigens auch nicht, falls du es wissen möchtest.«
    »Ich gebe zu, dass es kein besonders charmanter Zug von mir war, mir die Geheimnisse aus EsthersVergangenheit zunutze zu machen. Aber wenn eine Dienerin nicht dafür da ist, benutzt zu werden, dann weiß ich, ehrlich gesagt, nicht, wofür sie überhaupt gut sein soll.«
    »Interessante Sichtweise.«
    Adam klang so neutral, wie seine Miene ausdruckslos war. Genau das verriet, wie nahe ihm die Anspielung auf Esther ging. Dass er seine Empfindsamkeit hinter einer Maske verbarg, hatte Anders schnell herausgefunden, dazu hatte er ihn gar nicht erst berühren müssen. Mehr überraschte ihn, dass Adam sein Temperament zu zügeln verstand, nach allem, was er bislang aufgespürt haben durfte. Der Mann war eine größere Herausforderung, als Anders gedacht hatte.
    »Nichtsdestotrotz«, fuhr Adam fort, »wäre es ein klügerer Zug gewesen, Esther aus dem Spiel zu lassen. Dann hätte ich mich vielleicht davon überzeugen lassen, den eigentlichen Auftrag, den du für mich vorgesehen hast, anzunehmen. Das war alles sehr unklug von dir.«
    Ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen, zog Adam die schwere Metalltür hinter sich zu, die mit dem Geräusch eines einrastenden Mechanismus schloss. Der leise Schrei, der
Adalbert dabei entfuhr, brachte ein Funkeln in Adams Augen. Er hält sich für das Gefährlichste in diesem abgeriegelten Raum, stellte Anders fest, und das gefiel ihm nicht. Führte es ihm doch vor Augen, wie wenig Einfluss er

Weitere Kostenlose Bücher