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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Gesicht müssen unbedingt vor dem Verfall bewahrt werden. Die Motivation des Beherrschers steht schon einmal außer Frage.«
    »Wenn dieser verfluchte Dämon seine Opfer nach ihren Gesichtern aussucht, dann sollte man ihm nicht huldigen, sondern zusehen, dass er in dem Höllenkreis landet, der für die Eitlen und Dummen reserviert ist.« Das aufgebrachte Funkeln in Adams Katzenaugen verriet, dass die erfahrene Erniedrigung die Reste seiner Beherrschung fortzuwischen drohte. Gefährlich dicht trat er an ihr Lager, wobei der klopfende Puls an seiner Kehle nicht zu übersehen war.
    Obwohl Rischka all dies nicht entging, ließ sie sich auf die Samtdecke zurücksinken, als wäre alles nur ein Spiel. »Reg dich nicht auf. Man könnte fast meinen, es gefällt dir nicht, wie ein junger Gott auszusehen. Dabei ist es doch eine so wertvolle Gabe.«
    »Das kann auch nur eine Hure so sehen!«

    »Hure oder nicht. Ich lebe schon seit Jahrhunderten, aber du wirst nicht einmal den nächsten Sonnenaufgang erleben, wenn du dich nicht sofort am Riemen reißt. Du solltest meine Nachsichtigkeit nicht übermäßig strapazieren.«
    Adam blieb stehen und legte den Kopf schief, als habe er nicht etwa eine Drohung, sondern ein Zauberwort vernommen, das nur für ihn bestimmt war. Binnen einer Sekunde begann das Blut in seinen Adern zu kochen und rauschte donnernd durch seinen Körper.Auf den Wellenkämmen tanzte der Dämon und zeigte ihm Bilder von Rischkas blassem Körper, der auf einem blutroten Spiegel ruhte. Ein feiner, sauberer Schnitt verlief von ihrem Hals zwischen ihren Büsten bis zum Bauch. Doch nicht ein einziger Tropfen drang aus diesem Schnitt hervor. Noch nicht. Schon sah er, wie er sich mit leicht geöffneten Lippen über sie beugte, die Süße ihres Blutes ahnte, das gleich nur für ihn zu fließen beginnen würde.
    Adam verspürte eine fast unerträgliche Erregung. Wenn er ihr nicht sofort nachgab und Rischka berührte, würde er schlicht den Verstand verlieren - sofern er das nicht schon längst getan hatte, so sehr, wie ihn das plötzliche Verlangen quälte. Dann wurde ihm bewusst, dass es nicht seine eigene Begierde war. Es war die des Dämons, so wie ihm auch die Wunschbilder gehörten, die Adam gesehen hatte. Was auch immer soeben geschehen war, der Dämon war in Lust entbrannt zu der Frau, die Adam erwartungsvoll unter halb geschlossenen Lidern beobachtete.
    Was für eine Verlockung, was für ein Fest. Die Gabe dieser Hure ist fast zu schön, um wahr zu sein. Du bist wirklich ein armseliger Kerl, wenn du ihr widerstehen willst, ließ der Dämon ihn wissen. Danach ging seine Stimme in ein unverständliches Gemurmel über, das Gerede eines Liebestrunkenen.
    Wie im Fieber fasste Adam sich an die Stirn und taumelte einige Schritte zurück, bis er gegen einen Servierwagen stieß.

    Das Klirren der Flaschen brachte der Welt ihre Klarheit zurück. Gerade rechtzeitig, damit er den Schatten in seinem Rücken wahrnehmen konnte. Adam wirbelte herum und schlug einen Arm fort, der ihn im Nacken packen wollte. Es entbrannte ein kurzer Kampf, bis Adam die Gestalt zu fassen bekam und sie auf die Knie niederdrückte.
    »Nimm deine Pfoten von mir, oder du wirst es bereuen«, drohte eine seltsam leere Stimme.
    Nur dachte Adam gar nicht daran, auf sie zu hören. Neugierig betrachtete er seine Beute: ein junger Mann mit den gleichen hageren Zügen wie bei Truss. Auch er trug die eng anliegende Kleidung aus Leder wie eine zweite Haut. Den einzigen Unterschied, den Adam außer dem Geschlecht ausmachen konnte, war das dunkle Haar, das der Mann kurz trug, während Truss ihr langes Haar schlicht im Nacken zusammengebunden hatte.
    Sosehr sie sich im Äußeren glichen, so unterschiedlich fiel Adams Reaktion aus: Bei Truss hatte er eine gewisse Form der Verbundenheit gespürt, bei diesem jungen Mann jedoch kochte ein Widerwille hoch.Außerdem schien er nicht zu ihnen zu gehören, denn Adam konnte nicht die geringste Spur von Muskat wahrnehmen. Auch ansonsten ging von dem Mann kein Geruch aus, abgesehen von seiner Lederkleidung.
    Du irrst dich, gab der Dämon zu bedenken. Er steht dir genauso nah wie der Tod, dem du draußen am Kai begegnet bist. Ihr drei gehört zusammen: Der eine jagt, der andere führt die Opferung durch, und die Dritte im Bunde tötet. Eure Talente bilden ein Dreieck. Ich liebe Dreiecke! Sie sind voller Magie.
    Allein bei der Vorstellung zog Adam eine Grimasse. »Wer ist das? Einer von den Wachhunden, die das Hausboot

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