Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz
beschützen?«
»Das ist Lakas, der Bruder von Truss. Er reagiert ausgesprochen sensibel auf mein Talent, den Beherrscher eines anderen
zu verführen. Da konnte er eben wohl nicht widerstehen, obwohl er nicht eingeladen war.« Trotz der Lage schien Rischka keineswegs aufgeregt, sondern vielmehr belustigt. »Außerdem gehört Lakas zu mir. Du solltest ihn also besser loslassen, es sei denn, du willst mich ein weiteres Mal provozieren.«
»Darum geht es mir gar nicht«, erwiderte Adam, während er Lakas daran hinderte, aufzustehen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein blasser Carrière ihm bedeutete, den Griff auf Lakas’ Schulter aufzugeben. Doch es bereitete ihm eine gewisse Genugtuung, diesen Kerl seine Überlegenheit spüren zu lassen. »Ich mag es nur nicht, wenn man sich von hinten an mich heranschleicht«, erklärte er.
»Und ich mag es nicht, wenn man sich mir widersetzt.« Von einer Sekunde auf die andere war Rischkas Laune gekippt.
Gleich tut sie es noch einmal! Nur zu, reiz sie weiter, damit sie dir ihre Macht beweist. Ein wunderbares Spiel, jauchzte der Dämon voller Vorfreude.
Als würde ein Warnsignal in seiner Brust gezündet, gab Adam nach.
»Kluger Junge.« Rischkas Stimme war nicht mehr als ein tiefes Schnurren. »Es ist gut zu wissen, wann man vor einem überlegenen Gegner steht. Obwohl es mich durchaus interessiert hätte, wozu dein Dämon und ich dich hätten anstiften können.Willst du mir nicht verraten, was er mit mir vorgehabt hat? Nun schau nicht so entsetzt, Adam. Jeder von uns verfügt eben über ganz spezielle Talente. Ich kann den Dämon der anderen locken, und du bezirzt eben mit deinen physischen Vorzügen.«
Dann wandte sie sich Lakas zu, bei dem weder Miene noch Körperhaltung darauf schließen ließen, was in ihm vorging. Falls überhaupt etwas in ihm vorgeht, dachte Adam. Würde mich nicht überraschen, wenn sein Innenleben ebenso wenig vorhanden ist wie sein Geruch.
»Lakas, ich will, dass du jetzt genauso plötzlich verschwindest, wie du aufgetaucht bist.Wir werden uns später über dein unangebrachtes Eindringen unterhalten, wie auch über das ausgediente Opfer, das deine Schwester und du zu meinem Boot gebracht habt. Sieht ganz so aus, als hättet ihr beiden nicht richtig verstanden, was ›Es sollen keine blutleeren Leichen mehr in der Stadt auftauchen‹ bedeutet. Jetzt aber raus mit dir.«
Einen Moment lang sah es so aus, als würde Lakas sich dem Befehl widersetzen. Seine Hand zuckte vor, als wolle er Adam berühren, der sofort ein warnendes Knurren ausstieß. Doch dann machte er kehrt und verschwand zur Tür hinaus.
»Was du eben gesagt hast, war interessant, Rischka. Du weißt schon: dass Adams Talent sein hinreißendes Aussehen sei«, lenkte Carrière das Gespräch in andere Bahnen.Trotz seines Plaudertons war sein Gesicht weiterhin aschfahl. Mit einem raschen Seitenblick musterte er Adam, der jedoch still dastand und versuchte, aus dem eben Erlebten schlau zu werden. »Zuerst dachte ich auch, dass es dem Dämon nur um den Erhalt von Adams Erscheinungsbild gegangen sei, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wenn ich mich nicht irre, verfügt Adam über ausgesprochen gute Sinne, fast wie ein Raubtier.«
Rischka deutete mit dem Kinn ihre Zustimmung an. »Ein Tiger vielleicht, voller Kraft und Geschmeidigkeit. Außerdem sind diese Tiere Einzelgänger, wie man so hört - außer während der Paarungszeit.«
Bei dem Vergleich mit einer Raubkatze zuckte Adam zusammen, untersagte sich jedoch jegliche Erwiderung. Dass es ein Leichtes für Rischka gewesen war, ihn über seinen Dämon zu beeinflussen, ließ ihn vorsichtig werden. Diese Frau war nicht zu unterschätzen.
Mit einem Schlag legte Rischka alle verführerischen Gesten ab, stand von ihrem Lager auf und ging zu einem Sekretär hinüber.
Aus einem Humidor nahm sie einen schlanken Zigarillo, den sie ansteckte, bevor Carrière ihr zu Hilfe eilen konnte. Gereizt stieß sie die Rauchwolken aus. »Ein Tempel, der unter dem Fuß des Beherrschers nicht erschüttert und in zwei Teile zerbricht … zudem außergewöhnliche Talente. Alles so, wie man es im besten Fall erwarten darf.Trotzdem ist etwas anders an Adam, aber woran mag es liegen?«
»Die Verwandlung«, bot Carrière Schützenhilfe. »Unser Freund, der den Dämon mit ihm geteilt hat, hat ihn allein in der Gasse zurückgelassen.«
»Keine große Überraschung.« Rischka schnippte die Asche in eine wertvoll aussehende Vase. »Wer auch immer es
Weitere Kostenlose Bücher