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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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jätete ein Riese seinen Garten.
    Fenster zersprangen mit explosionsartiger Gewalt, und Ezzy hoffte aus tiefstem Herzen, daß die fliegenden Scherben keine Menschen trafen, falls sich noch welche in den Häusern befanden.
    Dann sah er den Müllcontainer, einen von der Art, wie sie an Baustellen zu stehen pflegten. Er kam die Straße heruntergerumpelt. Ezzys erster Gedanke war: so eine absolut blödsinnige Weise zu sterben! Groß wie ein Güterwagen, kollerte der Container mit der Geschwindigkeit eines Expreßzugs auf ihn zu.
    Der Ex-Sheriff stieß einen höchst unmännlichen Angstschrei aus und tauchte mit dem Kopf ins Wasser.
    Das verdammte Biest rollte direkt über ihn hinweg. Seine kleine Mulde hatte sich bewährt.
    Aber erst nach einigen Minuten glaubte er wirklich an seine Rettung. Nachdem der Tornado nun den Streifen der Zerstörung durch seinen Heimatort gezogen hatte, kroch er wie ein vorsintflutliches Geschöpf aus dem Graben und hockte sich an der Böschung nieder, um das Vernichtungswerk zu betrachten.
    Der Container war etwa zwanzig Meter entfernt gegen eine Eiche geprallt und hatte sich fest um den Baum gewickelt. Wo vorher Häuser gestanden hatten, ragten jetzt nur noch Trümmerhaufen. Schöne alte Bäume lagen gefällt da, die nackten Wurzeln gen Himmel gereckt. Die Kirchenglocke war auf dem Parkplatz vor einer Blumenhandlung niedergegangen und hatte das Ladenschild mitgenommen.
    Langsam erhob Ezzy sich. Seine Beine wackelten fürchterlich. Er stemmte die Hände auf die Knie und schöpfte vornübergebeugt mehrmals tief Luft. Vorsichtig berührte er die schmerzende Stelle an seiner Schläfe und hatte Blut an den Fingern, als er sie wegzog. Aber bis auf die dicke Beule, die der Hagelbrocken hinterlassen hatte, war er unversehrt.
    Angesichts der Schäden allein in dieser Straße stand fest, daß die Gemeinde jetzt jeden Mann brauchte. Je schneller er
sich beim Sheriff meldete, desto besser. Er ging zu seinem Wagen, der mit einem herausgeschlagenen Hinterfenster davongekommen war, und setzte sich hinters Steuer. Bevor er die Tür zuschlug, sah er noch einmal zu dem Müllcontainer zurück und schüttelte den Kopf.
    Eigentlich müßte er tot sein…
    Er dankte Gott, daß er noch am Leben war, und fragte sich, warum er ihn verschont hatte.
    Ein religiöser Mensch war er nicht. Im Gegenteil, er brachte Cora mit seinen theologischen Zweifeln oft zur Verzweiflung, so daß sie es für nötig hielt, allabendlich um sein Seelenheil zu beten.
    Doch in diesem Fall glaubte er, die Antwort zu wissen. Wer oder was auch immer Gott sein mochte, er war gnädig. Heute abend hatte er Ezzy vor dem Tod bewahrt. Und der wußte, warum – er hatte seine Aufgabe hier unten noch nicht erfüllt. Seine Zeit war noch nicht abgelaufen, weil er auf Erden noch etwas erledigen wollte.
    Die Katastrophe heute abend sah deutlich nach einer zweiten Chance für ihn aus.

42
    J ack zog seine Füße aus den nassen, mit Schlamm und Mist bedeckten Stiefeln und ließ sie neben seinen Socken in der Waschküche liegen.
    Als im Keller das Licht ausgegangen war, hatte er sich zu dem Regal getastet, auf dem er zuvor eine Taschenlampe hatte liegen sehen. In ihrem Licht hatte er Kerzen angezündet, und sie waren eine weitere halbe Stunde im Keller geblieben, bis er feststellte, daß der Wind merklich nachgelassen hatte und durch die Klappe nur noch das Prasseln des Regens zu hören war.
    Als er diese hochgehievt hatte, war er im Nu klatschnaß gewesen. Draußen war die Temperatur um mindestens zehn Grad gefallen. Die Luft roch frisch und sauber. Der Sturm hatte sich Richtung Louisiana getrollt. Am östlichen Himmel wetterleuchtete es stark.
    Aufatmend sahen er und Anna, als sie aus dem Keller stiegen, daß das Haus noch stand.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein. Sehen wir nach.«
    Er nahm David auf den Arm, und dann sprinteten sie, die tiefsten Pfützen überspringend, durch den strömenden Regen. Unterwegs überkam alle drei plötzlich eine unwiderstehliche Lachlust – Reaktion auf die ausgestandenen Ängste, und so stolperten sie schließlich, naß bis auf die Haut und lachend wie die Verrückten, die Treppe zur Veranda hinauf.
    Drinnen nahmen sie zunächst eine schnelle Inspektion sämtlicher Räume vor. Ein Ast von einem Baum hatte eines der Wohnzimmerfenster zertrümmert, und die Möbel waren
naß geworden. Über dem oberen Flur hatte der Wind mehrere Schindeln vom Dach gerissen, und jetzt tropfte Wasser durch die Decke. Der Strom war noch nicht

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