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Nachtglut: Roman (German Edition)

Nachtglut: Roman (German Edition)

Titel: Nachtglut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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alles. In der Dunkelheit und bei diesem Regen läßt sich noch nichts Genaues feststellen. Es kann sein, daß ich was übersehen habe.«
    Aufmerksam folgte er ihren Fingern, als sie das Wort ›Wohnwagen‹ buchstabierte.
    Einen Moment zögerte er, aber er wußte, daß sie es am Morgen selbst sehen würde. »Der ist total plattgedrückt«, gab er deshalb Auskunft. »Wie eine Blechdose, auf der jemand rumgetrampelt ist.«
    Sie starrte auf seinen Mund, während er erklärte. Und noch ein wenig länger. Dann senkte sie den Blick. Das Wasser, das von der lecken Decke in die Eimer tropfte, erzeugte dumpf hallende Mißtöne, die sie nicht hören konnte.
    Beinahe hätte Jack sie berührt, aber im letzten Moment zog er seine Hand zurück. Doch sie sah die Bewegung und blickte wieder zu ihm auf.
    »Wir haben Glück gehabt, Anna!«
    Sie drehte den Kopf zu Davids Zimmertür. Er sah das Zucken ihres Halses, als sie krampfhaft schluckte. Dann wandte sie sich wieder ihm zu, den Tränen nahe.
    »Um noch mal auf das zurückzukommen, worüber wir vorhin gesprochen haben«, wiederholte er jetzt. »Ich würde gern bei Ihnen duschen, wenn es Ihnen recht ist. Aber wenn es Ihnen nicht…« Er war so fasziniert von Kerzenschein und Schatten auf ihrem Gesicht, daß er vergaß, was er sagen wollte.
    Als er verstummte, sah sie ihn fragend an.
    »… aber wenn es Ihnen nicht paßt, lasse ich es.«
    »Bitte«, bedeutete sie ihm.
    »Okay. Danke. Und ich – äh – ich schlaf in meinem Wagen. Es ist nicht das erstemal und gar nicht so unbequem.«
    Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, winkte sie ab.
    »Ja?«
    Mit einer Gebärde deutete sie ›schlafen‹ an und zeigte hinunter ins Erdgeschoß.
    »Auf dem Sofa? Haben Sie wirklich nichts dagegen?«
    Sie nickte.
    Er trat von einem nackten Fuß auf den anderen. »Ja, wahrscheinlich ist das gar kein so schlechter Gedanke. So ohne Strom und Telefon…«
    Diesmal nickte sie noch nachdrücklicher und ein wenig ungeduldig.
    Jack ließ es gut sein.
    »Okay, dann geh ich mal…« Aber er blieb stehen, unschlüssig und verlegen, einzig gewiß, daß er sich jetzt noch nicht von ihr trennen wollte. »Tja, also, dann geh ich mal duschen und halte Sie nicht länger auf. Sie sind bestimmt todmüde. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht«, bedeutete sie ihm und ging im Schein ihrer Kerze um die Eimer herum, die schon eine ganze Menge Regenwasser aufgefangen hatten, in ihr Zimmer.
     
    Gedankenverloren stand Jack unter der Dusche. Er ließ das Wasser auf seinen Kopf und seine Schultern hinunterströmen, bis er spürte, wie es ihn erfrischte und säuberte.
    Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er saubere Jeans und das frische T-Shirt an, die er aus seinem Auto, wo er die Sachen für Notfälle aufbewahrte, mit heraufgenommen hatte. Er säuberte die Wanne, nahm seine und Davids feuchte Handtücher, um sie zusammen mit seiner nassen Kleidung in die Waschküche hinunterzutragen.
    Aber im Flur hörte er unterdrücktes Schluchzen. Es kam aus Annas Zimmer. Unschlüssig blieb er stehen. Nur ungefähr eine halbe Sekunde.
    Dann ließ er das feuchte Bündel auf den Boden fallen, eilte durch den Flur und öffnete ihre Tür. Sie hatte die Kerze auf den Nachttisch gestellt und ihr Bett aufgeschlagen; aber sie saß in einem Schaukelstuhl vor dem Fenster und starrte stumm weinend in den Regen hinaus.
    Sie wurde erst auf ihn aufmerksam, als sie ihn in der Fensterscheibe gespiegelt sah. Hastig wischte sie sich die Tränen ab und sprang auf.
    »Ich wollte Sie nicht stören, Anna, sondern nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
    Eine ganze Weile stand sie einfach da und sah ihn an. Dann hob sie ihre rechte Hand zu den Lippen und machte eine Bewegung, als wollte sie ihm einen Kuß zuwerfen. »Danke.«
    »Wofür?«
    Sie bildete die Buchstaben von Davids Namen.
    »Mein Gott, Anna«, sagte Jack rauh, »dafür brauchen Sie mir doch nicht zu danken.«
    Eigensinnig schüttelte sie den Kopf und hob wieder die
Hand an die Lippen, die zu zittern begonnen hatten. Unversehens begann sie wieder zu weinen.
    »Hey. Hey!« Mit ein paar Schritten war er bei ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Jetzt ist ja alles gut. Sie hatten Angst. Natürlich. Ich auch! Aber wir haben Glück gehabt. Und Hauptsache, David ist heil und gesund!«
    Es schien ganz natürlich, sie an sich zu ziehen und ihren Kopf an seine Brust zu drücken. Ihre Tränen flossen in sein T-Shirt. Unbeholfen klopfte er ihr den Rücken. »Keine Sorge mehr! Das ist nur die Reaktion

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