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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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oben in der Brust, schien ihm jedoch nichts anhaben zu können, doch die Edelstahltüren des Aufzugs schlossen sich endlich.
    Als die Kabine surrend im Schacht hinunterglitt, wirbelte Twyla herum, weil sie sehen wollte, was da nach ihr gespuckt worden war. Die Projektile waren etwas größer und länger als Paranüsse, dunkel und ölig, und sie zitterten, als seien sie lebendig. Zwei hatten sich in die Gipsfaserplatte gebohrt und schienen zu versuchen, sich tiefer hineinzuwühlen, doch das machte ihnen große Mühe. Zwei weitere krochen wie Raupen auf dem Boden herum und schienen auf der Suche nach etwas zu sein, vielleicht Nahrung, was in ihrem Fall wahrscheinlich ein Synonym für Fleisch war.
    Sparkle trat aus der offenen Tür zu Dais Wohnung auf den Hausflur und sagte: »Was sollte das denn bedeuten? ›Ich werde sein‹?«
    Twyla antwortete erschüttert: »Ich weiß es nicht.«
    »Warum haben sie uns nicht getötet?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sparkle deutete auf die Dinger in der Wand und auf dem Boden, die anscheinend dort verendeten, und fragte verwundert: »Was wäre gewesen, wenn sie dein Gesicht getroffen hätten?«
    »Dann wären sie jetzt in meinem Gehirn. Ich wäre wie die Cupp-Schwestern.«
    Sparkle sagte: »Die Kinder« und eilte zur südlichen Treppe, während weiterhin die Geräusche des Aufzugs zu hören waren, der nach unten fuhr.
    * * *

Winny
    Als Iris den Kopf zu ihm umdrehte, sah Winny, dass ihre Augen nicht grün leuchteten, wenn sie den Blick von dem Kokon abwandte. Ihm wurde klar, dass er erwartet hatte, das Licht in ihnen zu sehen, wie es aus ihnen herauskam , und er war erleichtert darüber, dass Iris noch Iris war. Erleichtert, aber trotzdem von Entsetzen gepackt. Es konnte durchaus sein, dass ihm für den Rest seines Lebens grauen würde, selbst dann, wenn er hundert Jahre alt wurde, selbst nachdem es keinen Grund mehr gab, sich zu fürchten; so wie ein fröhlicher Irrer Tag und Nacht lachen konnte, obwohl überhaupt nichts komisch war.
    Iris sah ihn fest an, sah ihm direkt in die Augen, was sie bisher noch nie getan hatte. Ihre Lippen bewegten sich immer noch, obwohl sie nichts sagte.
    »Was ist?«, fragte er. »Was ist los?«
    Sie fand ihre Stimme. »Die Mächtigen stürzen, aber ich überdauere.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Winny wahr, dass der Kokon heller leuchtete. Als er sich umdrehte, um ihn anzusehen, sah er, dass die Membran durchsichtiger wurde, wie die Gläser dieser Sonnenbrillen, die sich selbst regulierten und transparent wurden, wenn man an einem hellen Tag in einen dunklen Raum kam, wie etwas in den Schatten von schlechten Träumen, das immer deutlicher sichtbar wurde, obwohl man sich verzweifelt wünschte, es würde im Dunkeln bleiben – und die Gestalt darin war klarer zu sehen.
    Die geäderte Blase hatte mehr von einem Sack als von einem gesponnenen Kokon und war bis an den oberen Rand mit phosphoreszierender grüner Flüssigkeit gefüllt, in der ein bleicher Toter schwamm. Der Typ war nackt, sein Mund weit aufgerissen zu einem Schrei, der längst verstummt war, und in seinen weit aufgerissenen Augen stand ein Ausdruck fortwährenden Grauens. Er sah aus wie in Formalin konserviert, eine Trophäe, wie für die Untersuchung durch einen Professor aus einer anderen Welt präpariert.
    »Die Mächtigen stürzen, aber ich überdauere«, wiederholte Iris.
    Winny begriff, dass das Mädchen nicht für sich sprach, sondern die Worte dessen äußerte, was den toten Mann konser viert hatte, dessen, was ihnen aus dem Inneren der Wände etwas vorgesungen hatte. Es sprach telepathisch mit Iris, wie es auch versucht hatte, sich mit Winny zu verständigen, als er das Gefühl gehabt hatte, in seinem Gehirn schlüpften Babyspinnen aus.
    Nachdem sich der ausdruckslose Blick des Toten wieder auf Winny richtete, hielt der es für eine Täuschung, die ihm das Licht und sein Verstand vorgaukelten, weil er von diesem Spuk geplagt wurde. Aber das konservierte Objekt war doch nicht tot, vielleicht nur gelähmt und in der grünen Flüssigkeit ertränkt, aber noch am Leben, obwohl es nicht atmete und keine einzige Luftblase durch seine Lippen kam, scheintot, am Leben, aber durch seine jetzigen Lebensumstände mit Sicherheit in den Wahnsinn getrieben. Es war zu nichts anderem in der Lage als dazu, seinen Blick von den Wahnvorstellungen abzuwenden, die ihn quälten, und ihn auf den zu Tode erschrockenen Jungen zu richten, der wie ein Bauerntrampel dastand und das grandioseste Ausstellungsstück in

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