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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Heimsuchung ihre Nerven noch stärker strapazieren würde als das Feuerwerk des Gewitters. Außerdem wollte sie nah genug bei Iris sein, um sie zu hören, falls sie nach ihr rief.
    Sie zog sich in die Küche zurück, die keinen Ausblick auf den Innenhof bot. Tagsüber fiel hier das einzige natürliche Licht durch eine Reihe von Oberlichtern hoch oben in der Südwand ein, die weit zurückversetzt in eine tiefe Nische über dem Hausflur eingefügt worden waren, dessen Decke viel niedriger war als die Räume in den Wohnungen. Diese Fensterscheiben waren mit elektrischen Rollläden versehen, die sie schon eher mit einer Fernbedienung heruntergelassen hatte.
    Während Sparkle sich einen Espresso zubereitete, dachte sie wieder an Meskalin. An Peyote. Sie hatte üble Erfahrungen mit der verheerenden Wirkung dieser Droge gemacht. Sie fragte sich, ob ihr jemand heimlich eine gehörige Dosis von dem einen oder anderen Halluzinogen ins Essen gemischt hatte. Das erschien reichlich paranoid und sie war keine von denen, die sich einbildeten, jeder hätte es auf sie abgesehen, aber für das, was sie gerade gesehen hatte, fiel ihr einfach keine andere Erklärung ein.
    Talman Ringhals, Tal, Tally, ein attraktiver und charismatischer Dozent und Verführer von Studentinnen, kannte sich bestens mit Halluzinogenen aus: Meskalin, LSD , die Ayahuasca-Liliane, Psilocybin und andere Substanzen, die aus einer Vielzahl von Magic Mushrooms hergestellt wurden … Als er Sparkle gegen Ende ihres zweiten Studienjahres verführte – mit seiner Interpretation von Emily Dickinsons Gedicht »362« über den Blitz hatte er ihr das Herz geraubt –, wusste sie nichts von seiner Religion, deren einziges Sakrament alle bewusstseinsverändernden Drogen waren. Tal brachte das Thema behutsam zur Sprache und enthüllte ihr seinen Glauben an die chemisch herbeigeführte Transzendenz erst, als er das Gefühl hatte, sie würde ihm hörig sein, so lange er wollte. Als sie es ablehnte, an einer seiner spirituellen Reisen teilzunehmen, schüttete er ihr heimlich Meskalin in den Kaffee. Statt »das Angesicht Gottes zu berühren«, was Tal ihr als Wirkung dieses Sakraments versprochen hatte, stürzte Sparkle in eine Hölle von Halluzinationen. Die Erinnerung daran spukte bis heute in ihrem Kopf herum.
    Sie servierte Talman Ringhals ab, was für ihn eine völlig neue Erfahrung war, und kurz danach erfuhr sie, dass sein Verrat schon begonnen hatte, ehe er ihren Kaffee mit Meskalin versetzt hatte, nämlich schon in dem Moment, als er behauptet hatte, wegen der Verhütung bräuchte sie sich keine Sorgen zu machen, da er sich einer Vasektomie unterzogen hätte. Iris war das Resultat dieser Lüge.
    Das sechsbeinige Monsterbaby erschien ihr wie ein widerlicher Drogenflashback, obwohl sie bisher noch nie einen Flash back gehabt hatte.
    Ihr war nicht wohl dabei zumute, Iris allein zu lassen, aber sie war immer noch total durcheinander von den Blitzen, als sie sich mit dem Rücken zu den Oberlichtern in der hohen Nische an den Küchentisch setzte, damit sie das Pulsieren um die Ränder der Rollläden herum nicht sah, wenn der Gewitterhimmel hell aufloderte. Aber wenn der Donner die Nacht erschütterte, flackerten die Küchenlampen, und dieser künstliche Blitz genügte, um die Erinnerung an den Todestanz ihrer Mutter wachzurufen und ihn vor ihrem geistigen Auge vorüberziehen zu lassen.
    Das zentrale Thema in Sparkles Leben waren Blitze, sowohl die, die vom Himmel geschleudert wurden, als auch eine Reihe von metaphorischen Blitzschlägen – wie Tal und die Meskalinvergiftung und Iris –, die ihr Leben von einem Moment auf den anderen für immer veränderten, oft zum Schlechteren, aber manchmal auch zum Besseren. Der zweite richtige Blitzschlag, der einen neuen Pfad in ihr weiteres Leben brannte, ereignete sich in der Abenddämmerung, auf den Tag ein Jahr, nachdem ihr Vater Murdoch vor ihren Augen gestorben war.
    Sparkle liebte ihren Dad so sehr wie das Leben, doch Wendeline, ihre Mutter, liebte ihn noch mehr als das Leben. Ein ganzes Jahr lang schwächte sich ihre Trauer nicht zu einem erträglichen Kummer ab, wofür die Zeit ja gewöhnlich sorgt, sondern verschärfte sich stattdessen zu Seelenqualen, und sie gab sich einer Verzweiflung hin, die sie von ihrer Tochter isolierte. An Murdochs erstem Todestag, als die Natur beschloss, zur Feier des Tages ein weiteres Gewitter zu veranstalten, das vom Meer heranzog, machte sich Sparkle auf die anfangs erfolglose Suche nach ihrer

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