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Nachthaus

Nachthaus

Titel: Nachthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Zerstäu ber stand auf einem ausziehbaren Regalboden. Mit einer Pipette verteilte er fünf Tropfen Limonenessenz und trug sie an den gekennzeichneten Punkten auf einem der Wattepads auf, die mitgeliefert wurden.
    Duftschwaden breiteten sich aus. Jeder angenehme Geruch konnte bei einer entsprechend hohen Konzentration berauschend wirken. Die intensive adstrigierende Klarheit von Limonen be schwingte ihn.
    Der Geruchssinn könnte durchaus der erotischste aller fünf Sinne sein. Pheromone, die Männer und Frauen produzierten, die sie aber nicht bewusst wahrnahmen, zogen sie unbeirrbar zu einander hin und wirkten stärker als das Aussehen oder irgendwelche anderen Eigenschaften, die ein Mensch besitzen mochte. Die Nase reagierte noch vor den Genitalien auf Erregung.
    Mickey kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Der tote Jerry wartete in der Decke, die Enden mit Krawatten zugebunden.
    Mickey blieb über dem Bündel stehen. Er betrachtete es mit Berechnung, denn sein Verstand hatte jetzt die Frische von Limonen und war bereit, sich ans Werk zu machen. Er lief um den Leichnam herum. Dann setzte er sich in einen Sessel und dachte nach.
    Er stellte sich an ein Fenster, um auf den vom Regen überspülten Innenhof zu blicken, der auf drei Seiten vom Pendleton umschlossen wurde und am östlichen Ende von einer vier Meter zwanzig hohen Kalksteinmauer. Ein verschnörkeltes Bronzetor in dieser Wand führte zu einem nicht überdachten Privatweg, der weitere Tore am Nord- und am Südende hatte. Von dort aus gelangte man zu der ersten Garage, zu der das frühere Kutschen haus umgebaut worden war.
    Mickeys Parkplatz lag noch weiter entfernt in der zweiten und größeren Garage, einem neuen Gebäude, das isoliert dastand und drei Stockwerke hatte, eines davon unterirdisch.
    Seine Aufmerksamkeit wandte sich dem Südflügel auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs zu. Im ersten Stock stand eine von hinten angestrahlte Person an einem Fenster. Wenn jemand einen Toten, der in eine Decke gehüllt war, an dem Brunnen und den Ziersträuchern unten im Hof vorbeigeschleift hätte, wäre er bemerkt worden.
    Mickey wandte sich wieder dem toten Jerry zu. Eine Decke verbarg eine Leiche nicht ausreichend. Wenn man anfing, sie mit sich rumzuschleppen, würde jeder, der einen dabei sah, wissen, dass da ein Toter drinlag.
    Sinneseindrücke waren der einzige Grund zu leben. Sinneseindrücke beflügelten Gedanken und Taten. In dem vorliegenden Fall war die Aromatherapie nicht stark genug, um seinen Verstand auf Hochtouren zu bringen.
    Mickey ging in das Ankleidezimmer neben seinem Schlafzimmer. Von einem hohen Regal zog er eine schwarze Reisetasche herunter. Er mochte, wie Leder roch und wie es sich anfühlte.
    Im Schlafzimmer stellte er die Reisetasche auf das Bett. Er nahm den Schiebegriff zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann kostete er das erotische Geräusch des Schiebers aus, der die Zähne des Reißverschlusses voneinander trennte.
    Er zog Slips und andere Dessous aus der Tasche, die seiner Mutter gehört hatten. Seide, Satin, Spitze.
    Taktile Sinneseindrücke können enorm stimulierend sein.
    Nach einer Weile wusste er, wie er sich der Leiche zu ent ledigen hatte. Der einzig problematische Teil des Plans bestand darin, den Wächter zu töten, der momentan im Wachraum Dienst hatte.
    Es würde einfach sein, den Kerl zu ermorden. Aber das wären dann schon zwei Morde, für die niemand ihn bezahlte. Das war nicht gut. Keiner seiner Auftraggeber durfte jemals herausfinden, dass er auch umsonst mordete. Sie könnten be schließen, er ginge nicht mehr professionell genug vor, um ihm noch länger zu vertrauen. Dann würden sie einen Vertragskiller auf ihn ansetzen.
    Um die intensivsten Sinneseindrücke zu genießen, die diese Welt zu bieten hatte, musste man sich den Zugang zu den richtigen Kreisen verdienen, um einer derer zu sein, denen es freistand, alles zu tun, was sie wollten, und man musste genug Reichtum anhäufen, um zu gewährleisten, dass man sich seine exotischsten Gelüste erfüllen konnte. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, um sicherzugehen, dass man einen derart exklusiven Platz einnahm, weit außerhalb der Reichweite üblicher Gesetze, müsse man sich den Gesalbten als nützlich erweisen, der Schicht, der sie angehörte.
    Wie seine Mutter eliminierte auch er Menschen, um sich nützlich zu machen. Sie hatte keine Schusswaffen oder Garrotten benutzt, sondern Worte – Theorien und Analysen und kunstvoll angefertigte Lügen. Seine Mom

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