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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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ich meinte doch nur ...«, versuchte sich Florian zu verteidigen, doch Anja war derart in Rage, dass sie nicht hören wollte, was er zu sagen hatte. Sie griff seinen Rucksack, der neben ihr auf einem Stuhl lag und warf ihn mit den Worten »Verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen.« in seine Richtung. Florian bekam den Rucksack zwar zu greifen, allerdings mit dem offenen Reißverschluss nach unten. Ohne dass er es verhindern konnte, fiel der gesamte Inhalt vor seine Füße, darunter auch eine Schachtel mit Rasierklingen.
    Zuerst starrte Anja fassungslos auf die kleine Schachtel, dann schüttelte sie fassungslos den Kopf und stellte mit monotoner Stimme fest: »Du hast Gerald vor zwei Tagen die Rasierklinge zum Spielen gegeben.«
    »Ich habe was?«, fragte er.
    Anja bückte sich nach der Schachtel, wobei Florian fast ängstlich einen Schritt zurückwich, und hielt ihm die Packung entgegen. Dann keifte sie: »Tu doch nicht so unschuldig, ich wette, eine Klinge fehlt!«
    Florian schüttelte verdattert den Kopf: »Ich habe diese Dinger noch nie gesehen, was soll ich denn mit einzelnen Rasierklingen?«
    »Sie zum Beispiel Gerald geben und dich daran erfreuen, wenn er sich verletzt.« Anja konnte ihre Wut kaum noch unter Kontrolle halten.
    »Ich schwöre dir, die hat mir jemand zugesteckt«, versuchte es Florian ein letztes Mal, doch sie brüllte nur noch lauter: »Du verschwindest jetzt auf der Stelle, lässt Gerald frei und wehe du wagst es, mich noch einmal anzurufen, dann werde ich dafür sorgen, dass du dein Studium umsonst gemacht hast.«
    Nun reichte es auch Florian. Er suchte, so schnell es ging, seine Sachen zusammen, stopfte diese in den Rucksack und war schon an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte und Anja ansah. Abfällig und mitleidig sagte er: »Du tust mir wirklich leid, vielleicht solltest du dir irgendwo professionelle Hilfe suchen.«
    »Raus!«, war alles, was er als Antwort zu hören bekam. Er verließ das Haus, die Tür fiel ins Schloss und plötzlich herrschte Totenstille.
    Die Zweifel waren Anja schon gekommen, als er noch in der Tür gestanden hatte. Es war etwas in seinem Blick, das absolut ehrlich wirkte, doch jetzt war es zu spät. Ihm hinterherzulaufen würde nichts bringen, dazu hatte ihn zu sehr verletzt. Außerdem war da noch diese Schachtel in ihrer Hand, die es ihr schwer machte, ihm völlig zu vertrauen.
    Noch immer zitternd, ließ sie sich – mit dem Rücken an den Küchenschrank gelehnt – auf den Boden sinken, wo sie die Beine an sich heranzog und gegen eine innere Kälte kämpfte, die sie allzu gut kannte. Wieder einmal fühlte sie sich von allen verlassen und völlig alleine auf der Welt.
    Seit dem Verschwinden ihres Vaters hatte sie sich mühevoll und Stück für Stück von diesem inneren Abgrund weggekämpft. Jetzt kam dieser Abgrund rasend schnell näher und sie fand nichts, an dem sie sich festhalten könnte. Erneut wurde ihr bewusst, was sie da in Händen hielt, und der Gedanke an eine endgültige Lösung ihrer Probleme keimte in ihr auf. Anja hob den Kopf von ihren Knien und drehte die kleine Schachtel zwischen ihren Fingern, die nun eigenartig ruhig waren. Ihr Blick löste sich von den Händen und fokussierte die verblassten Narben, die sich wie ein Muster über ihre Unterarme zogen ... es wäre nicht das erste Mal.
    Dann siegte ihr Trotz und sie warf die Schachtel so weit weg, dass diese in dem noch brennenden Kamin landete und sofort Feuer fing. »Zehn Stück« hatte auf der Packung gestanden. Sie stand auf, nahm den Schürhaken und sortierte die nun lose in der Glut liegenden Klingen auseinander ... es waren nur neun.

33
    Mike nahm die beiden Ausdrucke vom Beifahrersitz, stieg aus seinem Wagen und ging zu dem Eingang des fünfstöckigen Gebäudes, das in einem Ortsteil von Nürnberg stand, in den er sonst kaum kam. Da die Klingelschilder fast nicht mehr zu lesen waren, brauchte er einen Moment, fand dann aber das richtige mit dem Aufdruck Nora & Lukas Lange und drückte darauf. Schon wenige Sekunden später signalisierte ein Summen, dass jemand den Türöffner betätigt hatte.
    Da er Aufzüge nicht besonders mochte, nahm Mike die Treppe und fand, wie es neben der Klingel stand, im zweiten Stockwerk die richtige Tür. Er klopfte drei Mal, sah dann, wie der Türspion kurz dunkel wurde, und hörte, wie zeitgleich eine Stimme fragte: »Wer sind Sie?«
    Mike hielt seine Visitenkarte vor das Guckloch und erklärte: »Ich bin Privatdetektiv und arbeite für Ihre

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