Nachtkrieger: Ewige Begierde
nimm dich vor ihm in Acht.«
»Das werde ich beides tun.« Sie gab ihm noch einen Kuss und schob seine Hand weg. Dann stand sie auf und wandte sich Edith und Ivetta zu. »Ich könnte nicht so leichten Herzens fortgehen, wenn er nicht in so guten Händen wäre.«
»Du kannst dich darauf verlassen, dass er gut aufgehoben ist.« Edith ging an ihr vorbei und reichte Robert noch eine Schale Eintopf – so weit Matilda mitgezählt hatte, schon die dritte an diesem Morgen. »Bei Ivetta und mir wird er im Nu wieder gesund.«
»Und er wird zweifellos so fett sein wie Osbert, wenn du zurückkommst«, sagte Hamo. Er lehnte seine Hacke an einen Baum und gesellte sich zu den Frauen. »Sie werden ihn gut versorgen. Es war richtig, ihn bei uns zu lassen.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich euch dafür danken soll.«
»Dann sprich, wenn du für Robins Schwester betest, auch ein oder zwei Gebete für uns.« Er drückte ihr einen Penny in die Hand. »Und gib das dem Priester in Lincoln, damit er eine Messe für uns liest.«
»Ich …« Schuldbewusst errötete sie, während Robert sie stirnrunzelnd über die Schulter des Köhlers hinweg ansah. Auch wenn er sie für eine gute Lügnerin hielt, es machte ihr keinen Spaß. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Und ich werde sie daran erinnern«, sagte Steinarr. Er stellte sich neben sie und nahm ihr die Münze aus der geöffneten Hand. »Am besten zahle ich für eure Messe, als Dank dafür, dass ihr euch um den jungen Robin kümmert. Und ich werde euch eine weitere Münze zahlen, weil ihr Ari noch länger ertragen müsst. Er hat beschlossen, noch eine Weile den Arzt zu spielen. Er will in der Nähe bleiben, um auf Robin aufzupassen und sich zu vergewissern, dass sein Bein richtig zusammenwächst.« Er warf die Münze wieder Hamo zu, und dieser bedankte sich bei ihm. »Los, Marian. Wir verlieren wertvolle Zeit, solange es hell ist. Du wirst hinter mir im Sattel sitzen.«
Hinter ihm.
Ihn berühren. Die Arme um ihn legen. Bei dem Gedanken sank Matildas Mut gleich ein Stück tiefer. Sie sah hinüber zu Godas älterem Bruder, Mucha, der ihr gerade die kleine Stute bringen wollte. »Aber ich habe …«
»Dieses Pferd wird eine solche Reise niemals überstehen.« Steinarr streckte die Hand aus. »Gib mir deine Sachen.«
Nicht gewillt, ihn oder Robert spüren zu lassen, wie sehr sie diese Aussicht verwirrte, rang sie sich ein Lächeln ab und reichte Steinarr ihr Bündel. Doch als er um sie herumging und es über seiner Ausrüstung auf dem Rücken des Packpferdes verstaute, folgte sie ihm.
»Die Stute ist kräftig genug, Mylord. Ich möchte lieber auf ihr reiten.«
»Wenn du unbedingt willst.« Er zog den Knoten fest und zerrte prüfend an den Sachen, um sicherzugehen, dass alles gut verstaut war. »Dann werden wir um einiges langsamer vorankommen. Aber wenn du glaubst, dass Robins Schwester noch so lange durchhält, kannst du es von mir aus gern versuchen.«
Verflucht noch mal.
Er hatte recht, selbstverständlich, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Wenn sie durch die Stute auch nur ein wenig langsamer vorwärtskamen … Nein, sie konnte nicht riskieren, dass das ganze Unternehmen sinnlos war, dass sie ihren Körper für nichts und wieder nichts diesem Mann anbot. »Wahrscheinlich habt Ihr recht. Ich werde hinter Euch im Sattel sitzen.«
Sie gab Mucha zu verstehen, er solle die Stute an ihren Platz zurückführen, ging auf die linke Seite des Hengstes, um aufzusitzen. So konnten die anderen sie nicht sehen, und ihr Lächeln erstarb.
Bevor sie es wiedergewann, kam Sir Steinarr, den Kopf eingezogen, unter dem Hals des Pferdes auf sie zu. Seine Miene verriet nicht, ob er ihr finsteres Gesicht bemerkte, aber als er nach unten griff, um den Sattelgurt des Hengstes zu überprüfen, beugte er sich zu ihr hinüber und sagte mit gesenkter Stimme: »So schlimm ist es nicht, Marian. Betrachte es als eine Gelegenheit, dich daran zu gewöhnen, deine Arme um mich zu legen.«
Das reichte.
Wenn es ihr nicht gelang, sich zu revanchieren, würde er ihr die kommenden Wochen zur Hölle machen. Sie setzte ihre unschuldigste Miene auf. »Haben andere dies als so schlimm erachtet, Mylord, dass ich mich erst daran gewöhnen muss, um es zu ertragen?«
Er wich ein Stück zurück und sah sie an, mit zusammengekniffenen Augen, und für einen Moment dachte sie, für ein Mädchen vom Lande habe sie es übertrieben oder ihn gar in seiner männlichen Ehre verletzt. Doch dann lachte er leise und zog den
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