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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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um ihre Finger, um ihr Trost zu spenden und ihr Kraft zu geben – aber auch dankbar für eine Gelegenheit, sie zu berühren. »Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Sollen wir es zusammen machen?«
    Sie schloss einen Moment lang die Augen, dann nickte sie. Gemeinsam drehten sie den Schlüssel herum, und das Kästchen öffnete sich mit einem rostig klingenden Klicken. Widerstrebend ließ er ihre Hand los und hob den Deckel an.
    »Noch ein Pergament.« Sie faltete es auseinander und überflog es hastig. »Auf Englisch. Es könnte also wieder ein Wortspiel sein.«
    »Kannst du es lesen?«
    »Aye, aber das wird eine Weile dauern. Ich bin besser in Französisch und Latein.«
    Drei Sprachen. Sie – eine Frau – konnte drei Sprachen lesen, und er konnte gerade einmal die Runen seiner Muttersprache entziffern. Sie kam aus einer vollkommen anderen Welt, die neuer war als seine eigene, voller Bücher und Dinge, die man lernen konnte, eine Welt, wo die Halle eines einfachen Lords größer war als der Palast des alten Königs, und wo hochaufragende Kirchen selbst die gewaltigen Hallen von Asgard wie eine winzige Hütte erscheinen ließen. Ari hatte recht, obwohl er, Steinarr, es nicht hatte wahrhaben wollen: Sie würde sich niemals mit einem Mann wie ihm abgeben. Der einzige Weg, der überhaupt zu ihr geführt hatte, hatte auf falschen Voraussetzungen beruht, und er war so dumm gewesen, alles daranzusetzen, dass sie ihn verachtete. Und sollte sie jemals herausfinden, was er wirklich war …
    »Monsire?«
Sie sah auf, ihr Gesichtausdruck verriet Erschöpfung, vielleicht Traurigkeit.
    »Lies dir durch, was dort steht«, sagte er. »Ich kümmere mich um die Pferde, und dann kannst du es mir vorlesen.«

Kapitel 12
    U nd?«
    Matilda hielt das Pergament zwischen Daumen und Zeigefinger, beinahe so, wie sie zuvor den Fleischerkittel mit spitzen Fingern gehalten hatte, und las vor: »Um den Wert deines Blutes zu beweisen, werde wiedergeboren aus des Hexenmeisters Stein unter der Mittagssonne. ›Den Wert deines Blutes beweisen‹, schreibt er. Selbst damit erniedrigt er Robert.«
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Steinarr.
    »Ich weiß es nicht.« Sie ließ das Pergament zurück in das Kästchen fallen, legte den Lederbeutel aus Harworth darauf und schlug verärgert den Deckel zu. »Ich kann nicht denken. Ich habe keine
Lust,
darüber nachzudenken.«
    »Du bist müde. Komm, ich zeige dir dein Elfenhaus.«
    Sie sah sich auf der blumenbedeckten Wiese um und schien erstaunt. »Ich dachte, das wäre es schon. Ihr sagtet doch, Elfen des Lichts leben auf Lichtungen im Wald.«
    »Sie bewegen sich dort, sagte ich. Ihre Häuser stehen im Verborgenen, so wie es sich für magische Orte gehört.«
    »Das einzig Magische, was ich mir für heute Nacht wünsche, ist ein weiches Bett.«
    »Dann komm mit. Vielleicht kann ich damit teilweise wiedergutmachen, wie ich dich behandelt habe.« Er führte sie zu einer sonderbar anmutenden Eiche und schob einen tiefhängenden Ast beiseite. »Lady Matilda, auch bekannt als Marian, Dienerin meiner Lady, willkommen im Elfenwald. Geh hinein.«
    Sie duckte sich unter dem Ast hindurch und sah plötzlich in das Innere des Baums. Genauer gesagt war es nicht ein Baum, es waren mehrere – mindestens zwanzig, schätzte sie – deren Stämme zusammengewachsen waren und einen schattigen hohen Raum von gut neun Fuß Breite bildeten. Sie schlüpfte durch die Lücke zwischen den Stämmen, und die Außenwelt verschwand. Alle Geräusche klangen gedämpft durch die umstehenden Bäume und den Behang aus Moos, dessen grüne Polster die Wände bedeckten. Über ihr zwitscherten Vögel, und vollkommen verzaubert stellte sie sich in die Mitte, um zu beobachten, wie sie hoch oben durch den Raum glitten, im Licht der Nachmittagssonne, deren Strahlen durch die hohen Äste hindurchschienen. Es war wie unter der Kuppel einer Kirche, die voller kleiner vergoldeter Engel war, und sie drehte sich langsam einmal um die eigene Achse und nahm all das in sich auf. Sie stand auf einem Moosteppich, dick und weich wie der prächtigste wollene Teppich. Es war weniger ein Elfenhaus, sondern vielmehr eine Liebeslaube.
    Er hatte sie zu einer Liebeslaube gebracht.
    »Gut. Es sieht noch weitgehend so aus, wie ich es in Erinnerung hatte.«
    Sie drehte sich um und sah, dass Steinarr in der Lücke zwischen den Bäumen stand und den einzigen Eingang zu dem Raum mit seinen breiten Schultern ausfüllte. In dem grünen Halbdunkel war er

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