Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
Kopf. »Nein. Kein Dämon.«
    Ächzend stützte er sich auf Hände und Knie, stellte die Füße zusammen und richtete seinen Oberkörper auf, um ihr als Mann in die Augen zu sehen.
    »Kein Dämon«, wiederholte er.
    Eleanor starrte ihn lange an, mit weit aufgerissenen Augen über tränennassen Wangen. Plötzlich drehte sie sich um.
    »Freya, bitte!«, flehte er auf Nordisch, dann auf Englisch. »Geh nicht!«
    »Wenn ich gehen wollte, hätte ich es schon längst getan«, sagte Eleanor mit Bestimmtheit, ungeachtet ihrer zitternden Stimme, und das gab ihm noch mehr Hoffnung.
    Er wollte auf sie zugehen. »Mylady, ich …«
    »Ihr seid nackt, Sir. Zieht Euch an!«
    Verwundert sah Gunnar an sich hinunter. In ihm war noch immer der Geist des Stiers, aber er schaffte es, eine Erinnerung ans Licht zu holen, und zeigte auf einen umgestürzten Baum ganz in der Nähe. »Ich habe Kleidung. Da.«
    »Dann holt sie! Ich werde nicht weglaufen.«
    Er fand das Bündel, das er in einer Mulde unter dem Baumstamm versteckt hatte, und zog sich Hemd und Bruche an. Die engen Beinlinge anzuziehen war ein schwierigeres Unterfangen. Seine Hände waren noch zu plump dafür. Während er sich mit seinem Beinkleid abmühte, warf Eleanor einen Blick über die Schulter.
    Offenbar zufriedengestellt, weil er ausreichend bekleidet war, sah sie ihn mit entschlossener Miene an. »Wenn Ihr kein Dämon seid, was seid Ihr dann? Und kommt mir bloß nicht damit, Ihr wäret Zeus.«
    »Nein, und auch kein anderer Gott. Ich habe es Euch an dem Abend, als wir die Geschichte hörten, gesagt. Ich bin nichts weiter als ein Mann, der verflucht wurde, ohne …«
    »Ohne eigenes Verschulden«, fiel sie in seine Worte ein. Sie schüttelte den Kopf. »Das reicht mir nicht.«
    Er verstand, was sie wissen wollte, und genau das war es, was sie wissen musste. Doch obwohl er stundenlang darüber nachgedacht hatte, wie er es ihr erklären sollte, war er noch immer nicht sicher, ob er es überhaupt konnte. Als er schließlich einen Beinling angezogen hatte, zog er an dem zweiten Strumpf, um ein wenig Zeit zu schinden und seine Gedanken zu sortieren. Letzten Endes jedoch gab es keine Ausflüchte. Und so begann er:
    »Ich bin Gunnar, Sohn des Hrólfr, Gunnar der Rote genannt, sowohl wegen der Farbe meines Haars als auch wegen des Bluts, das ich den Feind habe vergießen lassen.« Selbst in englischer Sprache ließ die altertümliche Form seines Namens ihn ein wenig aufrechter sitzen. Er war ein Krieger, Gunnar inn rauđi. Er musste das können.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ein Däne?«
    »Ein Nordmann, würdet Ihr wohl sagen, der vor langer Zeit als Plünderer an Englands Küsten gesegelt ist.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »In den Jahren vor Eurem König Alfred.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Scherz, Monsire. Alfred hat vor dem Eroberer gelebt.«
    »Lange davor«, bestätigte er. »Es ist kein Scherz. Ich habe die letzten sechs Jahrhunderte in England gelebt.«
    Sie schüttelte den Kopf, denn sie konnte es nicht fassen. »Das ist nicht möglich.«
    »Ihr habt gesehen, was ich bin, Mylady. Ihr wisst, dass es stimmt.«
    »Ich habe den Stier und Euch gesehen, aber …«
    »Sechshundert Jahre«, sagte Gunnar in bitterem Ton, und seine Kiefermuskeln spannten sich beim Gedanken an jedes einzelne dieser elenden Jahre an. »Um jeden Tag die Gestalt zu wechseln, vom Menschen zum Tier, vom Tier zum Menschen, unsterblich gemacht, damit die Qual nie endet.«
    Eleanor erbleichte. Mit unsicheren Schritten ging sie zu Gunnar hinüber und sank auf einen Baumstamm nicht weit von ihm entfernt. »Aber wie ist das geschehen?«
    »Der Fluch einer Hexe«, antwortete Gunnar. Etwas kratzte am Rand seiner Erinnerung, etwas, das der Stier gesehen hatte. Er fasste danach, aber es huschte davon.
    »Nein. Bestimmt kann nicht einmal eine H-Hexe etwas so Böses tun.« Allein das Wort machte ihr offenkundig Angst, da sie es nicht fertigbrachte, es, ohne zu stottern, auszusprechen. Sie verschränkte die Arme auf der Brust.
    »Sie war eine Priesterin der Götter der Dunkelheit«, sagte Gunnar. »Eine Zauberin der alten Art, die zur ihrer Zeit über größere Macht verfügte. Sie hieß Cwen.«
    »Dann ist sie also tot.« Eleanor klang erleichtert.
    »Nein.« Er zog sich sein Wams an und versuchte, die Schnüre zuzubinden, aber er konnte seine Finger noch immer nicht richtig bewegen. Also ließ er es sein. »Sie lebt. Sie hat an Macht verloren, aber sie hat sich dem gleichen

Weitere Kostenlose Bücher