Nachtkrieger
ohnehin Merewyn einen Besuch abstatten, um ihr einen Mörser mit Stößel zu bringen. Wir könnten …«
»Wie bist du denn auf die Idee gekommen, ihr einen Mörser zu kaufen?«
»Wer sagt denn, dass
ich
ihn gekauft habe? Du bist doch von uns beiden der reiche Mann. Ich dachte, so könne man Merewyn für ihre Mühe entschädigen, ohne dass sie diese Abmachung verletzen muss.«
»Schön«, sagte Ivo und sah Brand über Fax’ Rücken hinweg prüfend an. »Du wirst dich doch nicht in die Frau verlieben?«
Brand schnaubte verächtlich. »Ich sagte doch, ich möchte ihr nur den Mörser bringen. Wenn du mich begleitest, können wir den Abend in ihrem warmen Cottage verbringen, anstatt hier draußen im Regen zu sitzen.«
»Vergiss nicht: Alle denken, wir wären in Durham. Wenn es sich bis zu de Jeune herumspricht, dass wir uns ganz in der Nähe aufhalten, wird er mich an den Daumen aufhängen lassen. Und dann ist alles vorbei.«
»Wie sollte sich das denn herumsprechen? Merewyn hat doch gar keine Nachbarn, von denen wir gesehen werden könnten«, widersprach Brand.
»So etwas spricht sich immer herum. Sie wohnt zwar sehr abgeschieden. Aber sie geht ab und zu ins Dorf, um Waren einzutauschen. Oder jemand kommt zu ihr, weil er ihre Heilkünste braucht.«
»Wir sagen einfach, dass wir am nächsten Morgen aufbrechen. Wenn du ihr einschärfst, sie soll Stillschweigen bewahren, wird sie sich bestimmt daran halten. Dir gegenüber ist sie sogar dazu verpflichtet.«
»Ich weiß nicht …«
»Na los doch. Es würde ohnehin nicht leicht, noch heute Nacht unsere Sachen zu finden. Wir können sie morgen Abend ausgraben und unser Lager aufschlagen. Heute bringen wir Merewyn den Mörser und lassen uns einen guten Eintopf servieren.« Brand schwang sich in den Sattel und dirigierte Kraken in die Richtung, wo Merewyns Cottage lag.
»Und reichlich Bier«, sagte Ivo lachend.
»Selbstverständlich. Während wir gemütlich am Feuer sitzen, lassen wir uns etwas einfallen, um de Jeune loszuwerden.«
»Schön wär’s«, sagte Ivo, der daran denken musste, dass Neville nun mit Alaida in seinem Haus saß.
Auf der Heimreise von Houton war weniger gutes Wetter als zwei Wochen zuvor auf dem Weg nach Chatton. Dennoch war es recht mild, denn die dichte Wolkendecke hielt die kühle Luft ab. Alaida und ihre Begleiter vertrieben sich die Zeit mit einem Spiel, bei dem es darum ging, Reime zu bilden. Gerade hatte Geoffrey zum dritten Mal gewonnen, als die Vorhut rief: »Reiter in Sicht!«
Edric galoppierte an die Spitze, um besser erkennen zu können, wer sich dort von einer Anhöhe aus näherte. Die Wachen schirmten Alaida ab, bereit, zu den Schwertern zu greifen. Alaida selbst setzte sich tiefer in den Sattel, um falls nötig sogleich davongaloppieren zu können. Auch Lark schien die Spannung zu spüren, sie tänzelte unruhig und zerrte an den Zügeln.
Wenig später löste sich die Besorgnis in Wohlgefallen auf, als Edric verkündete: »Es sind nur Sir Ari und Penda.«
»Das klingt ja beinahe enttäuscht«, rief Alaida erleichtert lachend zurück. »Ich für meinen Teil bin froh, nicht den Rest des Tages vor den Schotten auf der Flucht sein zu müssen. Na los, reiten wir den beiden entgegen!«
Sie trat Lark in die Weichen und nutzte die Gelegenheit zu einem letzten wilden Galopp.
»Warum habt Ihr Euch so weit von Alnwick entfernt,
Messire?
«, fragte sie Ari, als sie nah genug bei ihm war. »Gibt es Ärger?«
»So kann man es nicht unbedingt nennen, My Lady«, antwortete Ari, während Penda und er sich einreihten. »Wir haben Gäste. Der König hat Lord Robert de Jeune geschickt, um zu überprüfen, wie der Bau der Burg voranschreitet. Er kam in Begleitung von zwölf weiteren Rittern.«
»Zwölf!« Rechnete man Knappen, Reitknechte und Sonstige hinzu, waren mindestens dreißig weitere Mäuler zu stopfen – zusätzlich zu den angeworbenen Arbeitern. Mittlerweile würden sie sich in der Halle stapeln, ganz zu schweigen von dem Aufwand, alle zu verköstigen. Sogleich ging Alaida im Geiste die Vorräte durch und fragte sich, wie man zu Ostern noch ein anständiges Mahl auf den Tisch bringen sollte. Geoffrey runzelte die Stirn, offenbar hatte er den gleichen Gedanken.
Ari räusperte sich, als wolle er noch etwas sagen.
»Das war wohl noch nicht alles«, sagte Alaida seufzend.
Doch bevor Ari auch nur den Mund öffnen konnte, platzte Penda heraus: »Sir Neville ist auch dabei, My Lady.«
»Neville?«, fragte Alaida. »Seit wann
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