Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
gegen seine Brust drückte.
»Ich wünschte, ich hätte eine Pille, mit der ich …«, setzte er an, dann verstummte er und schüttelte nur den Kopf.
Sie hatte es geschafft. Sie hatte ihn sprachlos gemacht. Alles in allem würde es ein guter Tag werden.
22
Auf Erholung, Stille und etwas Frieden hoffend, öffnete Larkin die Tür zu seiner Suite, doch statt der gesegneten Ruhe schlug ihm unerträglicher Lärm entgegen.
Isaac, sein Privatsteward, war bei der Arbeit und hatte ihn nicht kommen gehört. Wie sollte er auch etwas hören, solange der vermaledeite Staubsauger alles übertönte? Larkin knallte die Tür zu; das hörte Isaac sehr wohl.
Er hob den Kopf und schaltete den Staubsauger aus. »Mr Larkin. Ich habe Sie nicht so früh zurückerwartet.«
»Scheint so«, knurrte Larkin und ging an ihm vorbei.
Isaac war etwa so alt wie Larkin, aber er sah gute zehn Jahre älter aus. Er war zu dünn, seine Haare waren nicht distinguiert grau, sondern schlohweiß, und um seine Augen und seinen Mund hatten sich tiefe Falten gegraben. Isaacs Gesicht war die jahrelange schwere körperliche Arbeit anzusehen; seine Schultern hingen herab, seine arthritischen Hände waren knotig. Und doch musste nicht er leiden, sondern Larkin, musste nicht er sterben, sondern Larkin. War das etwa gerecht?
Immerhin würde er für etwas Ausgleich sorgen, indem er nicht allein starb. Isaac würde mit ihm sterben, genau wie jeder andere auf diesem beschissenen Schiff; sie wussten es nur noch nicht. Bei diesem befriedigenden Gedanken fühlte sich Larkin gleich besser. Selbst die Kopfschmerzen schienen nachzulassen.
»Bring mir Aspirin und ein Glas Wasser«, befahl er, dann durchquerte er den Raum und ließ sich zaghaft auf dem Sofa nieder. Jede Bewegung, jedes Geräusch schmerzte, aber außerhalb dieses Raumes durfte niemand von seinen Qualen erfahren. »Ich habe Kopfschmerzen«, sagte er leise, während Isaac im Schlafzimmer verschwand, um das Aspirin aus Larkins Kulturtasche zu holen. Durch die offene Tür konnte Larkin das gemachte Bett sehen und schloss daraus, dass Isaac mit seinen Arbeiten fast fertig war. Gott sei Dank.
Wie immer führte Isaac den Befehl gehorsam aus und kehrte gleich darauf mit zwei Aspirin und einer Flasche Wasser zurück.
»Möchten Sie ein Glas und etwas Eis zu Ihrem Wasser, Mr Larkin?«
»Nein, es geht schon.« Zwei Aspirin würden rein gar nichts gegen seine Schmerzen ausrichten, aber nicht einmal Isaac sollte Verdacht schöpfen, wie es wirklich um ihn stand - obwohl es Isaac wahrscheinlich nicht einmal beunruhigt hätte, wenn er die ganze Packung verlangt hätte. Isaac war nicht besonders intelligent.
Nachdem Larkin die Aspirin geschluckt hatte, bellte er: »Den Rest kannst du später machen.« Er brauchte weder einen Grund, noch einen Vorwand anzugeben; wie immer führte Isaac seine Anordnung widerspruchslos aus. Er verließ schweigend und mit dem verwünschten Staubsauger in der Hand die Suite.
Sobald Larkin allein war, ging er zu seiner Kulturtasche und nahm eine Handvoll Aspirin heraus. Er warf sie nacheinander ein und spülte die Pillen mit tiefen Schlucken aus der Wasserflasche hinunter. Wen interessierte es, ob sich dadurch ein Magengeschwür entwickelte? Manchmal ließ sich der Schmerz durch reichlich Aspirin lindern, und genau das brauchte er jetzt. Er brauchte wenigstens ein paar verfluchte schmerzfreie Minuten.
Der Krebs hatte ihn zugrunde gerichtet.
Das Klopfen an der Tür schnitt durch seine Schläfen wie ein Messer. Falls Isaac zurückgekommen war, falls er kehrtgemacht hatte, obwohl er wusste, dass Larkin allein bleiben wollte … würde er nicht lang genug am Leben bleiben, um die Explosion noch zu erleben.
Aber vor der Tür stand Dean Mills. Larkin ließ ihn ein und drückte die Tür leise hinter ihm zu. Eigentlich hätte er sie gern zugeschlagen, aber der Lärm … den Knall hätte er einfach nicht ertragen.
Dean sagte: »Sir, ein paar Männer fragen, wie sie vom Schiff kommen werden, nachdem …«
»Darüber wird nicht diskutiert«, fuhr Larkin ihn scharf an. »Es ist alles organisiert.«
»Aber …«
»Glauben Sie, ich würde irgendwas dem Zufall überlassen?«, bellte er.
»Nein, Sir«, erwiderte Dean gefasst wie immer.
Larkin überließ nie etwas dem Zufall.
Trotzdem brauchte er Hilfe, um seinen Plan auszuführen, und nachdem keiner der Leute, deren Hilfe er benötigte, freiwillig mit ihm in den Tod gegangen wäre, hatte er sich etwas ausdenken müssen, um ihnen plausibel zu
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