Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
ihr zusetzte.
Linda und Nyna wollten im Club, einem der weniger vornehmen Restaurants im Schiff, essen gehen. Sie wurden an einen Tisch für vier in der Mitte des Raumes geführt. Die beiden älteren Frauen schienen praktisch jeden im Restaurant zu kennen, denn immer wieder wurden sie angesprochen und mussten kurz stehen bleiben.
Als sie Platz genommen hatten, faltete Nyna die Serviette auf und verkündete: »Ich freue mich so, Sie wiederzusehen. Natürlich gibt es hier so viel zu tun, und das Schiff ist so groß, dass Sie es vom Bug bis zum Heck durchkämmt
haben könnten, ohne das wir etwas davon mitbekommen hätten.« Ihr Lächeln zeigte deutlich, dass sie genau das glaubte, was Cael allen weismachen wollte - dass sie die meiste Zeit in ihrer Suite und dort im Bett verbrachten. Das erklärte die vielen Stunden, die er damit zubrachte, ihren anderen Nachbarn auszuspionieren.
»Waren Sie schon im Spa?« Linda sah Jenner fragend an.
»Nein, leider noch nicht. Ich wollte eigentlich, aber …« Sie zuckte mit den Achseln und ließ den Satz in der Luft hängen. Sollten sie ihre eigenen Schlüsse ziehen. »Und Sie?«
»Zweimal.« Linda erstrahlte. »Der Masseur bewirkt wahre Wunder. Sie sollten sich einen Termin geben lassen.«
»Nicht nötig«, mischte sich Cael schmunzelnd ein, und die beiden Frauen lachten.
Nyna sagte: »Ich gehe lieber zum Yoga. Sie sollten morgen früh mitkommen. Besser kann man den Tag kaum beginnen.«
»Das würde ich wirklich gern«, sagte Jenner, die zu allem bereit war, um ihren langsam drohenden Kabinenkoller abzubauen. Ehe Cael ein plausibler Grund einfallen konnte, warum das nicht gehen sollte, wandte sie sich ihm zu und erklärte ihm mit Engelsmiene: »Du solltest auch mitkommen«, lud sie ihn ein. »Das würde deinem Rücken guttun.«
Er wollte schon den Kopf schütteln. »Ich glaube nicht …«
»Sie haben Rückenprobleme?«, fragte Nyna. »Jenner hat ganz recht, Ehrenwort. Yoga bewirkt da wahre Wunder. Wo tut es denn weh?«
»Im Genick«, antwortete er und sah dabei Jenner an.
»Manchmal bekomme ich so einen Hals.« Er hob die Hände neben seine Schultern.
Jenners Kinn bebte, so musste sie sich beherrschen, um nicht loszuprusten. Sie legte beruhigend die Hand auf seinen Arm. »Komm schon, probier’s einfach mal aus. Wenn dir der Kragen platzt, kannst du immer noch aufhören. Niemand zwingt dich, irgendwas zu tun, was du nicht tun willst.« Nimm das, Kleiner , dachte sie. Er konnte ihr schwerlich verbieten, zum Yoga zu gehen, ohne dass es so aussah, als führten sie eine schräge, kranke Beziehung, und das wollte er um jeden Preis vermeiden. Sie lieferte ihm genau das, was er sich wünschte: die Illusion einer Liebesbeziehung. Natürlich war diese Beziehung imaginär, aber er musste endlich begreifen, dass jede Beziehung, imaginär oder real, Kompromisse erforderte.
»Wir werden sehen«, knurrte er schließlich.
»Also dann bis morgen.« Jenner lächelte Nyna an. »Wann findet der Kurs denn statt?«
»Ich gehe am liebsten in den Kurs um sechs, wenn die Sonne aufgeht. Dann ist es am schönsten.«
Wenn Jenner selbst zum Yoga ging, dann auch immer am frühen Morgen, und zwar aus genau demselben Grund. Cael sah sie mit aufgerissenem Mund an, und alle drei Frauen lachten.
Ein uniformierter Kellner nahm ihre Bestellungen auf. Die beiden älteren Frauen bestellten den allgegenwärtigen Salat mit Putenbruststreifen und fettarmem Dressing. Jenner nahm ein Steaksandwich mit Pommes frites. Cael bestellte einen Cheeseburger mit Pommes frites, aber Jenner ging mit einem schnellen, erschrockenen: »Wie bitte?« dazwischen und legte gleich wieder die Hand auf seinen Arm, um ihn beschwichtigend zu tätscheln. »Nein, das geht nicht«, sagte sie zum Kellner. »Er nimmt auch einen
Salat. Ohne Dressing, Käse oder Croutons. Bitte bringen Sie stattdessen Zitronenspalten.« Der Kellner nahm ihre Bestellung widerspruchslos auf, und Cael war offensichtlich zu verblüfft, um ihr zu widersprechen. Sie lächelte. »Mit Zitronensaft lässt sich jedes fette Dressing ersetzen. Wirklich, Cael, bei deinem Cholesterinspiegel solltest du kein Fleisch und keine Pommes essen. Ich weiß gar nicht, was du dir dabei denkst.«
»Ich auch nicht.« Im Unterschied zu den beiden Damen wusste sie genau, wie er das meinte.
Das Essen verlief friedlich, auch wenn Cael sehnsüchtig auf ihr Steaksandwich und ihre Pommes frites blickte - aber nur einmal. Linda und Nyna fanden es zum Schreien, dass ein Schrank wie Cael
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