Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
zu, obwohl sie ihm gegenüber deutlich kühler wirkte. »Bitte verzeiht mir. Ich hoffe, ihr genießt die Kreuzfahrt trotzdem, auch wenn ich nach besten Kräften versucht habe, sie euch zu vermiesen.«
Er nickte höflich, ohne etwas zu sagen, und legte besitzergreifend den Arm um Jenner. Dann bedachte er Tiffany mit einem erleichterten, aber vor allem argwöhnischen Blick. War die Szene abgesprochen, oder hatte ihn diese neue Entwicklung tatsächlich überrascht?
Tiffany wandte sich wieder an Jenner. »Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich mich so unmöglich benommen habe. Ich wollte wirklich niemanden in unseren Streit hineinziehen.«
»Schon gut.«
Tiffany reichte ihr die Hand. Jenner ergriff sie und spürte, wie etwas in ihre Handfläche gedrückt wurde. Es war klein und quadratisch … eine Nachricht? Als sie ihre Hände voneinander lösten, wartete Jenner ein paar Sekunden ab und spähte dann unauffällig in ihre Hand. Ihr Herz machte einen Satz; schlagartig war ihr Mund wie ausgetrocknet.
Es war keine Nachricht. Es war ein in Plastik verpacktes Kondom.
25
Jenner hielt das Kondom fest umklammert und glaubte plötzlich, keine Luft mehr zu bekommen. Was zum Teufel -? Die Plastikverpackung knitterte, und sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass niemand das leise Knistern gehört hatte. Dann sah sie kurz zu Tiffany auf und sagte: »Entschuldigt mich bitte. Ich muss auf die Toilette.«
»Ich komme mit«, verkündete Tiffany fröhlich.
Cael sah sie nachdenklich an. Jenner hatte noch nie erlebt, dass jemand sie so genau beobachtete. Es war, als wollte er jeden ihrer Atemzüge mitbekommen, als würde ihm kein Wimpernzucken entgehen. Inzwischen hatte sie das Gefühl, dass sein Interesse nicht ausschließlich beruflich bedingt war. Manchmal merkte sie, wie er kurz stutzte, als müsste er sich selbst wachrütteln, bevor er ihr eine Anweisung gab, und manchmal klang er dann besonders schroff, so als wollte er sich keinesfalls irgendwelche
Sympathien anmerken lassen. Und immer öfter lag sein Arm über ihr, wenn sie nachts aufwachte. Insgeheim fragte sie sich, ob er ihr die Handschelle vielleicht auch anlegte, damit sie möglichst nah bei ihm schlief.
Jetzt allerdings sprach blankes Misstrauen aus seinem scharfen Blick, und Jenner konnte nur beten, dass er ihr die Fassungslosigkeit nicht ansah. Es gefiel ihm nicht, dass sie mit Tiffany auf die Toilette ging, das war deutlich zu spüren, aber was wollte er dagegen unternehmen? Bestimmt hatten die Menschen an den Tischen immer noch die Ohren gespitzt, und er konnte ihr schlecht verbieten, auf die Toilette zu gehen. Schließlich gab er sie frei, doch seine Fingerspitzen strichen dabei über ihren Arm, als wollte er ihr sagen Mach schnell.
Sie zog mit Tiffany los und hörte im selben Moment Faith sagen: »Ich muss mir auch die Nase pudern. Am besten gehe ich gleich mit.«
Ryan machte eine spöttische Bemerkung darüber, dass Frauen offenbar am liebsten im Rudel die Toilette heimsuchten. Cael blieb stumm. Jenner drehte sich nicht um, weil sie genau wusste, was sie sehen würde: einen zutiefst argwöhnischen Mann.
Es gab für sie wichtigere Dinge als sein persönliches Glück. Warum zum Teufel hatte ihr Tiffany ein Kondom zugesteckt? Glaubte sie, dass sie es bald brauchen würde, oder war das nur ein kranker Scherz?
Sie marschierten in die nächste Damentoilette ein, wo eine weißhaarige Lady damit beschäftigt war, ihren Lippenstift nachzuziehen. Die Frau nickte ihnen lächelnd zu und verschwand. Sobald sie draußen war, kontrollierte Tiffany, ob alle fünf Kabinen leer waren, dann streckte Jenner ihr die Hand mit dem Kondom darin hin. »Was soll das denn?«
Faith sah, was Jenner in der Hand hielt, und sagte: »Tiffany!« Ihre Entrüstung war unüberhörbar.
Gott sei Dank fand noch jemand das Geschenk unter den gegebenen Umständen unpassend.
Dann fuhr Faith fort: »Nur eins? Was soll sie denn mit nur einem Kondom?«
Jenner starrte sie fassungslos an und schüttelte dann das kleine, quadratische, knisternde Päckchen unter Tiffanys Nase. »Was verheimlicht ihr vor mir? Wieso kommt ihr darauf, dass ich das hier brauchen könnte?«
Tiffany seufzte. »Scheiße. Du hast Angst, nicht wahr? Entschuldige. Es ist nur … mir ist aufgefallen, wie du Cael vorhin angesehen hast, und ich dachte mir, du solltest nicht ganz unvorbereitet sein, wenn du schließlich über ihn herfällst.« Sie sah Faith an. »Und ehrlich, wenn sie mehr davon braucht,
Weitere Kostenlose Bücher