Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
Morgen an Land, während Cael mit Jenner an Bord blieb. Er hatte erwartet, dass sie toben und zetern würde, weil sie mit ihm auf dem Schiff bleiben musste, statt diese idiotische Insel zu besichtigen, aber seit sie mit Faith und Tiffany am Vorabend auf der Toilette gewesen war, wirkte sie ungewöhnlich still, und seither rätselte er, worüber die Frauen gesprochen hatten. Jenner hatte sich gestern Abend nicht einmal beschwert, als er ihr die Handschelle angelegt hatte. Als sie ins Bett gegangen waren, hatte sie ihm ernst die Hand hingehalten wie eine widerwillig dargereichte Opfergabe. Eine fügsame Jenner Redwine machte ihm eine Höllenangst. Was hatte sie verflucht noch mal vor? Keine Sekunde lang glaubte er, dass sie sich plötzlich wehrlos in ihr Schicksal gefügt hatte. Das lag einfach nicht in ihrer DNA.
Sie machte gar nichts, was ihn noch misstrauischer machte. Es war, als würde er auf den Ausbruch eines Vulkans warten.
Sie ankerten nur einen Tag lang vor Honolulu und würden am Abend nach Big Island zurückfahren, wo sie in Kona, gegenüber Hilo, anlegen würden. In Kona würden wieder sie an Land gehen. Ihre Bewegungen durften nicht mit denen von Larkin oder anderen aus ihrem Team übereinstimmen. Ein Teil des Teams musste immer an Bord bleiben, während ein anderer Teil Larkin beschattete, aber dabei mussten sie sich abwechseln.
Ursprünglich hatte er vorgehabt, mit Jenner in ein Restaurant oder ein Café mit Ausblick auf den Hafen zu gehen und dort ein paar Stunden totzuschlagen. Auf Kona wurde eine geführte Tour angeboten, was eine hervorragende Tarnung gewesen wäre, aber auch eine echte Tortur. Linda Vale und Nyna Phillips hatten zwei weitere Frauen kennengelernt, die gleichfalls gemeinsam reisten und mit denen sie sich prächtig verstanden. Penny und Buttons - Buttons, was war das denn für ein Frauenname? - wohnten in einer etwas kleineren Kabine auf einem anderen Deck, aber während der letzten Tage hatten sie viel Zeit in Lindas und Nynas Suite gegenüber der von Jenner verbracht. Er wusste das, weil sie den vieren mehrmals im Kabinengang begegnet waren. Außerdem hatten sie die Frauen auf dem Balkon lachen und feiern gehört.
Gestern waren sie dem Damenquartett gleich zweimal über den Weg gelaufen: einmal im Kabinengang, einmal auf Deck. Beide Male war die Sprache auf die heutige Tour und ein mögliches gemeinsames Essen gekommen. Wie sah es mittags aus? Oder vielleicht am Abend? Immer hatte das Angebot freundlich, unaufdringlich und aufrichtig geklungen. Sie fanden Jenner sympathisch, und warum auch nicht? Doch statt sofort zuzusagen, wie er erwartet hätte, hatte Jenner höflich und unter einem plausibel klingenden Vorwand abgelehnt. Trotzdem ließen die vier alten Damen nicht locker.
Alle vier hatten die Tour gebucht; und genau diese Tortur wollte er vermeiden.
So ging Cael mit Jenner weder ins Café noch auf die Tour, sondern brachte sie in eine kleine Bucht, die ihnen ein Einheimischer zum Schnorcheln empfohlen hatte. Jenner hatte erwähnt, dass sie gern schnorcheln ging, und im Ernst, sie hatte etwas Abwechslung verdient.
Bald nach Verlassen des Schiffes sonderten sie sich von der Gruppe ab, und er führte sie in einen von Sanchez empfohlenen Tauchshop, wo er die Ausrüstung lieh und sich den Weg zur Bucht erklären ließ, die, wie der Verleiher versicherte, längst nicht so überlaufen war wie die Kealekekua Bay.
Das flache Wasser war unerwartet blau, und die Bäume bildeten ein tiefgrünes, dichtes Halbrund, das sie vom Rest der Welt abzuschneiden schien, obwohl direkt hinter den Bäumen das hektische Kona lag.
Jenner stand ein paar Schritte von ihm entfernt und hatte ihr Kleid abgelegt, und der schwarze Bikini, den sie darunter trug, sah aus wie aufgemalt. Als er sie so dastehen sah, wurde ihm bewusst, dass sie keineswegs dürr war oder wenigstens nicht dem entsprach, was er sich unter dürr vorstellte. Sie war dünn, aber sie hatte überall schlanke Muskeln. Vielleicht sahen ihre Brüste eher zierlich aus, aber sie waren fest und kompakt. Sie waren niedlich. Wahrscheinlich würde Jenner ihm den Kopf abreißen, wenn er sie oder irgendwas an ihr als niedlich bezeichnete.
Beim Anblick ihrer Brüste begann sein Herz zu schlagen, und seine Hände begannen zu zucken, so intensiv wünschte er sich, sie zu berühren. Bestimmt würden ihre Brustwarzen … Mit aller Gewalt lenkte er seine Gedanken von dem Weg ab, den sie um jeden Preis einschlagen wollten. Seine Willenskraft war
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