Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
dafür ein, dass er irgendwo einen dämlichen Baum pflanzte. So wie er es sah, war diese ganze grüne Bewegung ein einziger Schwindel - das einzig Grüne daran waren die Dollarscheine -, aber wenn sich die Menschen dadurch edler fühlten, gab es für ihn keinen Grund, nicht davon zu profitieren.
Trotzdem verstärkte das leicht verdiente Geld seine ohnehin schon abgrundtiefe Verachtung für diese so verführbaren Menschen, die seine Produkte kauften und sich
für irgendeinen zusammenfantasierten »guten Zweck« einspannen ließen. Im Großen und Ganzen waren seine Landsleute Idioten, die sich wie kleine Kinder vor Eifer überschlugen, um die »Welt zu retten«, oder welche weltfremde Idee gerade durch die Presse geisterte. Manche Menschen bewunderten ihren Idealismus, aber auch das waren Idioten. Schlau war nur, wer die Gunst des Augenblicks nutzte und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen verstand.
Er hatte viel Geld verdient, vor allem nachdem er die Regierung so beeinflusst hatte, dass man die gesetzlichen Rahmenbedingungen für seine Täuschereien gelockert hatte. Inzwischen besaß er mehr, als er jemals würde ausgeben können. Doch was nützte ihm das? Kein Geld der Welt konnte ihm ein heilendes Mittel kaufen oder auch nur ein Medikament, das ihm mehr als einen weiteren Monat verschaffte - und in diesem Monat würde er nur dahinsiechen, weshalb die ganze Mühe reine Zeitverschwendung war.
Dean klopfte kurz an, bevor er das geräumige Büro betrat, und machte Larkin damit bewusst, dass er mit seinen Gedanken abgeschweift war und Zeit vergeudet hatte; dabei war inzwischen jede Sekunde so kostbar, dass Larkin sich weigerte zu schlafen, bis er die Augen vor Erschöpfung nicht mehr offen halten konnte.
»Nichts Verdächtiges«, berichtete Dean. »Sie wohnen in San Francisco, sind seit fast sechs Jahren verheiratet, keine Kinder. Er hat das Geld von seiner Stiefmutter geerbt, die mit den Waltons verwandt war; sie hatte keine eigenen Kinder und heiratete Naterras Vater, als der Junge drei Jahre alt war. Daher war er so etwas wie ihr eigenes Kind. Er hat bei ein paar Sachen mitgemischt, unter anderem bei Microsoft.«
All das klang völlig unverdächtig. Larkin las den Ausdruck, den Dean ihm überreichte, konnte aber ebenfalls nichts finden, was ihn stutzig gemacht hätte.
Aber würde er denn überhaupt etwas finden? War nicht genau das beabsichtigt, wenn jemand eine neue Identität annahm? Er dachte an das Treffen auf Hawaii, dachte daran, wie viele Staaten hinter den Nordkoreanern her waren, und sagte: »Wir ändern die Kabinenbelegung. Wir mischen alle gründlich durch.«
»Die Leute haben sich aber ausgesucht …«
»Mir scheißegal, was sie sich ›ausgesucht‹ haben. Es ist verdammt noch mal mein Schiff, und ich will, dass die Kabinen neu verteilt werden. Ich will niemanden direkt neben mir haben, der so eine Kabine reserviert hat, kapiert? Wenn sich jemand beschwert, behaupten wir, es hätte einen bedauerlichen Computerfehler gegeben, und jetzt sei es zu spät, um noch etwas daran zu ändern.« Nachdem die Kabinen erst in achtundvierzig Stunden bezogen werden konnten, war das kompletter Unfug, aber die Passagiere würden erst von dem Tausch erfahren, wenn sie an Bord waren, darum würde die Ausrede glaubhaft klingen. Und selbst wenn nicht - was kümmerte es ihn? Wenn das Sterben überhaupt etwas Positives mit sich brachte, dann ein ungeheures Gefühl der Befreiung. Er hatte sich noch nie besonders um Regeln geschert, die er nicht befolgen wollte, aber inzwischen ließ er sich überhaupt nicht mehr einschränken, weil nichts mehr Bedeutung hatte.
Er sah wieder auf die Passagierliste. Auf seinem Deck waren praktisch ausschließlich Ehepaare untergebracht - jung und alt, aber eher älter, weil der Reichtum meist erst mit dem Alter kam -, doch es gab ein »Paar«, das sich von den anderen abhob: Sydney Hazlett und Jenner Redwine. Sydney war die Tochter von J. Michael Hazlett, der die
Reise ursprünglich gebucht hatte, dann aber aus geschäftlichen Gründen abgesagt und stattdessen seine Tochter geschickt hatte. Redwine war eine Arbeiterpuppe, die im Lotto gewonnen hatte und sich in die Society von Palm Beach einzuschleimen versuchte. Trotzdem war sie eng mit Sydney befreundet, und die beiden bildeten eine bekannte Größe. Die zwei stellten bestimmt keine Bedrohung dar.
»Hazlett und Redwine kommen in die Queen-Anne-Suite«, befahl er. »Und … Albert und Ginger Winningham in die Neptun.« Auf den
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