Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
kleines Bad.
»In ein, zwei Tagen dürfen Sie Ihren Vater anrufen. Immerhin könnte er erfahren, dass Sie nicht an Bord sind.«
Ja, das konnte sich Syd durchaus vorstellen. Eine E-Mail oder ein Anruf von einem der anderen Passagiere konnte alle möglichen Komplikationen auslösen.
»Sie werden ihm erzählen, Sie seien zu krank gewesen, um die Reise anzutreten, Sie hätten sich irgendwo ein Virus eingefangen, aber inzwischen hätten Sie sich wieder erholt und würden in San Diego bleiben, bis Ms Redwine von der Kreuzfahrt zurückkehrt.«
»Und warum fliege ich nicht nach Hawaii und gehe dort an Bord, wenn es mir bis dahin schon wieder besser geht?«, platzte es aus Sydney heraus.
Kim sah sie eindringlich an und zuckte dann mit den Achseln. »Es geht Ihnen zwar besser, aber das Virus ist immer noch aktiv.«
»Und Sie … Sie wollen ihn nicht erpressen?« Warum sollte man sie sonst entführen?
»Nein«, antwortete Kim knapp und mit steinerner Miene. »Die Situation ist so, Ms Hazlett. Sie haben bestimmt schon bemerkt, dass dieses Schlafzimmer keine Verbindungswand
zu einem anderen Zimmer hat. Auf zwei Seiten sind Fenster, hinter der dritten Wand befindet sich die Fluchttreppe. Nachdem wir uns im obersten Stock befinden, wird kaum jemand die Treppe benutzen, solange es keinen Notfall gibt.«
Damit hatte sie recht. Manche Menschen nahmen natürlich lieber die Treppe, um in Form zu bleiben, aber kaum bis zum fünfundzwanzigsten Stock.
»Wenn Sie um Hilfe rufen oder gegen die Wände hämmern«, fuhr Kim fort, »wird niemand außer uns Sie hören. Wir hoffen dennoch sehr, dass Sie weiterhin kooperieren. Sie müssen nicht ausschließlich im Schlafzimmer bleiben; wenn das Zimmermädchen kommt, werden Sie bei uns im Salon sein. Das Essen lassen wir aufs Zimmer liefern, und wir essen gemeinsam.«
Und natürlich wird alles auf meine Kreditkarte gebucht, dachte Syd verbittert. Dass sie ihre eigene Entführung finanzieren sollte, ärgerte sie ganz besonders.
»Wenn wir merken, dass Sie nicht kooperieren, wenn Sie etwas Dummes versuchen - zum Beispiel einem Zimmermädchen Zeichen geben -, werden die Leute informiert, die Ms Redwine festhalten.« Ihr Blick wurde kalt. »Und das wollen Sie bestimmt nicht.«
In grimmiger Ohnmacht musste Sydney mit ansehen, wie Kim im Zimmer herumging und alle Stifte und Blöcke einsammelte, die das Hotel bereitgelegt hatte. Sie trennte das Telefon vom Netz, indem sie das Kabel abnahm und einsteckte, während der Apparat stehen blieb, damit die Zimmermädchen ihn nicht vermissten. Dann verschwand sie ins Bad und sah sich dort um. Während sie außer Sichtweite war, blieb Sydney reglos stehen, den Blick sehnsüchtig auf die Tür gerichtet, aber durch ihre Angst um Jenner wie gelähmt.
Kim kam aus dem Bad und nickte wohlwollend, als sie Sydney am selben Fleck stehen sah. »Gut gemacht.« Natürlich wusste sie, dass Sydney mit dem Gedanken an Flucht gespielt hatte. »Vor allem weil Dori direkt vor der Tür steht und Sie es keinesfalls aus dem Hotel geschafft hätten.«
Genau im selben Moment klopfte jemand an die Doppeltür zur Suite. Sydneys Herz setzte einen Schlag aus, aber dann hörte sie, wie die Tür aufging und Dori sagte: »Mein Gott! Das Gepäck reicht für drei!«
Sydneys Gesicht glühte.
»Du kannst es dir ausrechnen.« Adams tiefe Stimme klang fröhlich. »Die Reise sollte zwei Wochen dauern. Die meisten Frauen und Männer brauchen für vierzehn Tage etwas mehr als zwei Jogginganzüge und drei Sätze Unterwäsche.«
»Ich wasche meine Unterwäsche jeden Abend aus!« Dori klang so beleidigt, wie Adam fröhlich klang.
Die Neckerei hörte sich nach einer langjährigen Beziehung an, aber nicht, fand Sydney, nach einer Romanze. Dann kam Adam ins Schlafzimmer, in jeder Hand einen Koffer tragend. »Wir müssen alles durchsuchen und uns überzeugen, dass sie nichts eingepackt hat, womit sie uns Ärger machen könnte.« Er wuchtete die Koffer aufs Bett. »Du nimmst die zwei«, sagte er zu Kim. »Dori und ich übernehmen die anderen.« Er warf Sydney kurz einen unpersönlichen Blick zu. »Wie hält sie sich?«
» Sie hält sich wunderbar«, fuhr Sydney ihn an, die es unerträglich fand, dass er über sie redete, als wäre sie gar nicht da. Natürlich war das gelogen, denn in Wirklichkeit hielt sie sich nur mit Mühe über Wasser, aber immerhin war sie noch nicht untergegangen.
»Gut zurückgegeben«, sagte er und lächelte sie an.
Sie ließ das Lächeln abprallen. Wie konnte es der
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