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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sich keiner Schuld bewusst war.
    Nun ja, fast keiner. Es hatte sich eben so entwickelt. Natürlich hatte sie das alles nicht geplant, aber es war gut gelaufen, und mit dem Ergebnis konnten alle zufrieden sein.
    »Gut, belassen wir es heute dabei«, sagte die Lady zu Raikas Überraschung. »Du wirst sie weiterhin im Auge behalten, aber pass auf, dass sie dich nicht bemerkt. Ich würde es nicht gern sehen, wenn meine Pläne jetzt noch scheiterten!«
    Es hätte des scharfen Tons nicht bedurft, um Raika das klarzumachen. Mit einem Gefühl der Erleichterung zog sie sich zurück. Erst als sie das Haus schon verlassen hatte und über den Kiesweg auf das Tor zuging, stieg die Frage in ihr auf, woher zum Teufel die Lady schon wieder so genau über ihre Reise nach Hamburg Bescheid wusste. Das konnte doch nur bedeuten, dass sie ihr nicht vertraute und ihr Aufpasser hinterherschickte. Die Hüterinnen in ihren dunklen Anzügen, die ganz und gar keinen Spaß verstanden.
    Aber warum musste dann Raika Lorena im Auge behalten? Warum taten das die Mahre der Lady nicht selbst? Und warum hatte sie gar nicht auf die Ungeheuerlichkeit reagiert, die sie ihr überbracht hatte? Für solch einen Verrat waren schon Menschen getötet und Nachtmahre vernichtet worden.
    Raika fand darauf keine Antwort. Wie so oft war es ihr nicht möglich, die Lady und ihre Pläne zu durchschauen. Dennoch blieb ihr nichts anderes übrig, als die Anweisungen zu befolgen und das Spiel der großen Dame weiterzuspielen, in dem sie, wie so viele, nur eine kleine Schachfigur war.
    Ein seltsames Geräusch, das nicht zu ihrem Traum passen wollte, drang in Lorenas Bewusstsein. Zuerst versuchte sie, es zu ignorieren, doch irgendein Teil in ihr war bereits wach genug, um ihrem Verstand zu melden, dass das keine gute Idee war. Mit einem Aufschrei fuhr Lorena hoch und brachte den altmodischen Wecker mit einem unsanften Schlag zum Schweigen. »O nein«, stöhnte sie, bedeckte die Augen mit der Hand und ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken.
    »Ist es schon Morgen?«, murmelte Jason schlaftrunken und riskierte einen Blick aus einem noch fast geschlossenen Auge. »Kann nicht sein«, brummelte er. »Ist noch dunkel.«
    »Es ist halb sieben, und ich muss aufstehen!«, widersprach Lorena.
    »Kommt nicht infrage!« Jason schlang seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Für ein paar Minuten genoss Lorena seine Nähe und seine Wärme, dann versuchte sie, sich aus seiner Umklammerung zu lösen.
    »Ich muss aufstehen! Ich kann nicht schon wieder montags blaumachen.«
    »Ach, machst du das öfter?«, erkundigte sich Jason, ohne die Augen zu öffnen. »Dann kommt es ja auf das eine Mal auch nicht mehr an.«
    Lorena rutschte ein Stück von ihm weg. »Doch, das kommt es, und nein, ich mache das nicht öfter. Ich führe kein so unsolides Lotterleben wie ihr Künstler, die den halben Tag im Bett verbringen können.«
    Mit einem wohligen Seufzer drehte er sich auf die andere Seite. »Gib zu, du bist nur neidisch«, murmelte er und gähnte herzhaft.
    »Und ob!«, gab sie zu und stieß dann einen kleinen Schrei aus, als vier Pfoten mitten auf ihrem Bauch landeten.
    »Aua, Finley, geh runter!«, schimpfte sie. »So schwer, wie du bist, hat Mr. Gordon dich gut gefüttert.«
    Das war kein gutes Thema. Finley war jedes Mal beleidigt, wenn Lorena ihn – seiner Meinung nach – grundlos im Stich ließ. Gefüllte Näpfe waren eben nicht alles, was eine Katze für ihr Wohlbefinden begehrte. Und nachdem Lorena es gewagt hatte, innerhalb so kurzer Zeit noch ein zweites Mal zu verschwinden, war Finley ernsthaft beleidigt, was sich unter anderem daran zeigte, dass er sie an diesem Morgen nicht mit Schnurren begrüßte, sondern nur mit einem rauen Maunzen sein Frühstück einforderte.
    »Gleich«, stöhnte Lorena und streichelte ihm über den Rücken, doch Finley ignorierte sie. Er hatte Jason entdeckt und stupste ihn in die Seite.
    »Lass das! Ich muss noch eine Runde schlafen.« Er schubste den Kater zur Seite und zog sich die Decke über den Kopf.
    »He, du musst dich mit der hier heimischen Raubkatze gut stellen«, sprang Lorena für den Kater in die Bresche. »Und ich hätte gegen ein Frühstück auch nichts einzuwenden. Oje, ich muss mich beeilen!«
    Mit einem Satz war sie aus dem Bett und eilte ins Bad. Jason stöhnte, schälte sich aber aus den Laken und schlich hinter dem Kater in die Küche. Lorena hörte ihn mit Geschirr klappern. Als sie fertig angezogen zu den beiden stieß,

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