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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ausladende Buche in den Nachthimmel reckten. Rechts und links des Tores saßen auf den Säulen Wächter, in der Gestalt steinerner Greife, die mit toten Augen auf die Besucher herabsahen. Da flammte Licht von beiden Seiten auf. Lorena fuhr erschreckt zusammen und schloss geblendet die Augen.
    Raika dagegen sagte scheinbar ungerührt: »Guten Abend. Ich bringe Lorena. Sie will mit Mylady sprechen.«
    Es dauerte einige Augenblicke, dann schwangen die Torflügel mit einem leisen Knarren zurück und gaben den Weg über eine geschwungene Auffahrt entlang gepflegter Blumenbeete zum Haupteingang von Gryphon Manor frei.
    Raika machte eine einladende Handbewegung. »Komm! Tritt ein in das Allerheiligste der Nachtmahre, wo du Antworten auf alle deine Fragen findest.« Die Grimasse, mit der sie ihre Worte begleitete, machten ihre eigenen Zweifel deutlich, doch Lorena spürte, wie ihr Herz unruhig zu schlagen begann. Sie konnte die Magie spüren, die von diesem Ort und seiner Bewohnerin ausging. Sie fühlte, dass nach dieser Nacht nichts mehr sein würde wie zuvor. Lorena musste sich zwingen, langsam zu gehen. Ihre Beine schienen ein Eigenleben entwickeln zu wollen und zogen sie immer schneller auf die schwere Holztür zu, die sich wie von Geisterhand öffnete, sobald sie die unterste Stufe der Treppe betraten.
    »Guten Abend, Miss Raika«, ertönte eine Stimme aus dem Nichts, doch Lorena konnte die Missbilligung aus dem Tonfall heraushören. Dann trat ein Mann in den Lichtschein, der die typische Uniform eines Butlers trug. »Soweit ich informiert bin, werden Sie heute nicht erwartet – und mir ist auch nicht bekannt, dass Sie Miss Lorena herbringen sollten!«, sagte er konsterniert und musterte sie mit kaum verhohlener Neugier. Sein Blick war so durchdringend, dass Lorena ihn unangenehm über ihre Haut streichen fühlte.
    Raika dagegen ließ sich nicht irritieren. »Carter, haben Sie uns angemeldet?«, fragte sie barsch, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
    Der Butler bejahte, verzog dabei aber die Miene, als habe er Schmerzen. »Sie können eintreten. Folgen Sie mir.«
    Vielleicht hat er ja den Unmut dieser mysteriösen Lady bereits zu spüren bekommen , dachte Lorena. Eine seltsame Furcht stieg in ihr auf, als sie die prächtige Halle durchquerten und auf eine Tür zuschritten, die der Butler für sie öffnete. Dann wich er zurück. Zwei hochgewachsene Gestalten erschienen in der Türöffnung. Zwei Frauen, in schwarzes Leder gekleidet, das ihre schlanken Körper eng umschloss. Die jüngere der beiden trug einen kurzen Rock und hohe Stiefel zu ihrem korsagenartigen Oberteil, die andere eine lange Hose. Ihre Haare hatten sie jeweils zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Der eine schwarz, der andere brünett. Die schmalen Gesichter mit den dunklen Augen waren ungeschminkt und wirkten im Lichtschein des großen Leuchters an der Decke beinahe unnatürlich blass. Doch was Lorena am meisten verblüffte, waren die Schwerter, die die Frauen bei sich trugen.
    »Sie gehören zu Myladys Guardians«, raunte Raika ihr zu.
    Lorena sagte nichts. Sie starrte den beiden nur hinterher, wie sie mit federnden Schritten die Halle durchquerten und dann die geschwungene Treppe in den ersten Stock hinaufeilten.
    Raika stieß Lorena in die Seite. »Komm!«, sagte sie leise.
    Der Butler stand noch immer neben der offenen Tür und schien zu einem Standbild erstarrt.
    Lorena fühlte sich seltsam schwindelig, als sie ihren Blick in das düstere Zimmer gleiten ließ. Es kostete sie Überwindung, auch nur einen Schritt über die Schwelle zu treten. Auch Raika neben ihr schien plötzlich sehr angespannt.
    »Du darfst ihr nicht ins Gesicht sehen«, wisperte sie, als sich eine Stimme erhob, die Lorena durch Mark und Bein fuhr. Sie war nicht besonders laut und auch nicht scharf oder aggressiv, und dennoch war ihr, als könne sie in jeder Silbe die Macht der Magie schwingen hören.
    »Raika und Lorena, was für eine Überraschung! Tretet näher! Carter, schließ die Tür!«
    Eine zweite Frauengestalt löste sich aus den Schatten, glitt auf die Tür zu und schloss sie hinter dem Butler.
    »Das ist Morla«, flüsterte Raika. »Sie ist Myladys Vertraute und Leibdienerin.«
    Die Frau durchquerte wieder stumm den Raum, stellte sich dann schräg hinter den Sessel, in dem Mylady saß, und schien mit dem Hintergrund der Wandtäfelung und der riesigen Gemälde geradezu zu verschmelzen.
    »Ich wusste, dass du bald kommen würdest«, ertönte in diesem Moment Myladys

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