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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Sie war das Kunstwerk, das er erschuf und voller Stolz präsentierte.
    Die Übungsstunde verflog, und schon bald nahm die Band ihren Platz ein und löste die Klänge aus der Konserve mit noch mehr Schwung ab.
    Lorena kam es so vor, als könne sie, wenn sie Salsa tanzte, nie wieder unglücklich sein. Das passte einfach nicht zusammen. Ach, wenn es doch niemals aufhören würde!
    Doch ihr Körper und ihre Füße begannen irgendwann zu protestieren. Auch Jason lief der Schweiß die Schläfen herab, und er geriet langsam außer Atem.
    »Sollen wir eine Pause machen und etwas trinken? Was möchtest du?«
    Lorena wusste, dass es vernünftiger gewesen wäre, Wasser zu bestellen, doch sie erlag der Versuchung der bunten Cocktails, die nicht nur den Durst löschten. Sie stiegen in den Kopf und machten ihre schweren Füße wieder leicht. Schon warf sie ihr Haar zurück, lachte und tänzelte Jason voran zurück auf die Tanzfläche. Es war so herrlich, dass sie zugleich hätte lachen und weinen mögen. Die Musik rauschte in ihren Ohren, die Lichter drehten sich in ihrem Kopf. Ihr war ein wenig schwindelig, aber so leicht, als hätte sie in ihrem Leben noch nie einen schweren Schlag erhalten. Die Welt war nur noch Musik und Farben und Bewegung, gewürzt mit dem Lachen der Glückseligkeit.
    »Ich kann nicht mehr!« Jason stöhnte auf. »Bitte um die Gnade, dir noch einen Cocktail spendieren zu dürfen.«
    Lorena kicherte. »Gnade gewährt«, sagte sie und ließ sich an die Bar führen. Sie wählte einen Tequila Sunrise. Schon allein die satten Farben, die von Orange oben nach unten hin in kräftig es Rot übergingen, machten gute Laune. Sie prostete Jason zu, der wie die meisten Männer nicht so sehr auf die klebrig bunten Mixgetränke stand und sich an Wasser hielt. Natürlich auch, weil er Lorena wieder sicher nach Hause chauffieren wollte. So saßen sie nebeneinander auf zwei Barhockern, sahen den Tänzern zu und wiegten sich in der Musik. Jetzt zu späterer Stunde hatten sich auch einige Paare eingefunden, denen man ansah, dass sie schon lange Salsa tanzten. Voll Bewunderung sah Lorena ihnen zu. Plötzlich überfiel sie eine Unruhe, die sie erst für die Lust hielt weiterzutanzen, doch dann wurde ihr klar, dass die Stunden wie im Flug vergangen waren und sie sich bereits Mitternacht näherten.
    »Ich glaube, ich brauche ein wenig Ruhe und frische Luft, ehe wir weitertanzen«, sagte sie zu Jason.
    Er nickte. »Gute Idee. Lass uns ein wenig spazieren gehen und uns auslüften.«
    Lorena schüttelte den Kopf. »Nein, bleib du ruhig hier. Ich komm dann wieder.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich lass dich doch hier in dieser Gegend und um diese Zeit nicht allein draußen rumspazieren.«
    Verflucht, das wurde immer schwieriger. Was sollte sie jetzt tun? Verstohlen sah Lorena auf die Uhr. Noch zehn Minuten. Sie konnte sich auf die Toilette zurückziehen, damit aber kaum ihre Abwesenheit von einer Stunde erklären.
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Das Kribbeln wurde immer stärker. Aber es war anders als sonst. Das waren nicht die ersten Wellen der Wandlung. Das war das unangenehm prickelnde Gefühl, das sie verspürte, wenn jemand sie beobachtete. Lorena wandte den Kopf und sah sich um. Sie musste nicht lange suchen. Ihre Augen wurden quer über den Raum vom Blick einer Frau angezogen, die sie aus dunklen Augen fixierte. Ein Schauder rann Lorena über den Rücken. Sie hatte sie ganz sicher noch niemals gesehen. Das war niemand, den man jemals wieder vergaß. Und doch war da etwas, das ihr bekannt vorkam. Vertraut.
    Sie war unglaublich schön und von einer Ausstrahlung, die einen schwindlig machte. Lorena bewunderte ihre dunkle, exotische Schönheit, und dennoch spürte sie einen bitteren Geschmack auf der Zunge, so als wolle sie sich abwenden und dieser Frau nicht zu nahe kommen. Sie sah, wie sich deren Lippen kräuselten. Hatte sie ihren Gedanken erraten? Vielleicht war das eine Reaktion, die sie oft erfuhr. Natürlich nur bei Frauen, die sich angesichts dieser Makellosigkeit ihrer eigenen Schwächen deutlich bewusst werden mussten. Männer dagegen hefteten ihre Blicke voll Bewunderung und Begehren auf sie. Lorena konnte sehen, dass sie von allen Seiten betrachtet wurde. Der Blick der Frau löste sich von ihr und glitt zu Jason hinüber. Lorena sah aus den Augenwinkeln, wie er zusammenzuckte. Er riss die Augen weit auf und beobachtete, wie sie sich erhob und dann langsam auf ihn zukam. Über seine Miene huschte der Ausdruck wechselnder

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